Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
3.
In einem Garten sind drei ungebetne Gäste;
Die Aepfel fressen sie und brechen noch die Aeste.
Der Gärtner wehrlos ist gewachsen nicht den drein,
Doch klug besinnt er sich die Eintracht zu entzwein.
Mit Neigen naht er sich und grüßt: ich wüßte gern,
Wer sind, die des Besuchs mich würdigen, die Herrn?
Ich bin ein Mann vom Schwert. Ich bin des Rechts gelehrt.
Ich, sprach der dritte, bin ein Kaufmann ehrenwerth.
"Ein Schurke bist du wol, die beiden Herrn in Ehren,
Die mir die Ehre thun im Garten einzukehren.
Der eine mit dem Schwert, der andre mit der Feder,
Beschützen Eigenthum und Recht, gleichtapfer jeder.
Wenn sie für ihren Schutz von meinen Aepfeln speisen,
So wollen sie mir ganz besondre Gunst erweisen.
3.
In einem Garten ſind drei ungebetne Gaͤſte;
Die Aepfel freſſen ſie und brechen noch die Aeſte.
Der Gaͤrtner wehrlos iſt gewachſen nicht den drein,
Doch klug beſinnt er ſich die Eintracht zu entzwein.
Mit Neigen naht er ſich und gruͤßt: ich wuͤßte gern,
Wer ſind, die des Beſuchs mich wuͤrdigen, die Herrn?
Ich bin ein Mann vom Schwert. Ich bin des Rechts gelehrt.
Ich, ſprach der dritte, bin ein Kaufmann ehrenwerth.
„Ein Schurke biſt du wol, die beiden Herrn in Ehren,
Die mir die Ehre thun im Garten einzukehren.
Der eine mit dem Schwert, der andre mit der Feder,
Beſchuͤtzen Eigenthum und Recht, gleichtapfer jeder.
Wenn ſie fuͤr ihren Schutz von meinen Aepfeln ſpeiſen,
So wollen ſie mir ganz beſondre Gunſt erweiſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0218" n="208"/>
        <div n="2">
          <head>3.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>In einem Garten &#x017F;ind drei ungebetne Ga&#x0364;&#x017F;te;</l><lb/>
              <l>Die Aepfel fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie und brechen noch die Ae&#x017F;te.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Ga&#x0364;rtner wehrlos i&#x017F;t gewach&#x017F;en nicht den drein,</l><lb/>
              <l>Doch klug be&#x017F;innt er &#x017F;ich die Eintracht zu entzwein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Mit Neigen naht er &#x017F;ich und gru&#x0364;ßt: ich wu&#x0364;ßte gern,</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;ind, die des Be&#x017F;uchs mich wu&#x0364;rdigen, die Herrn?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ich bin ein Mann vom Schwert. Ich bin des Rechts gelehrt.</l><lb/>
              <l>Ich, &#x017F;prach der dritte, bin ein Kaufmann ehrenwerth.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>&#x201E;Ein Schurke bi&#x017F;t du wol, die beiden Herrn in Ehren,</l><lb/>
              <l>Die mir die Ehre thun im Garten einzukehren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Der eine mit dem Schwert, der andre mit der Feder,</l><lb/>
              <l>Be&#x017F;chu&#x0364;tzen Eigenthum und Recht, gleichtapfer jeder.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Wenn &#x017F;ie fu&#x0364;r ihren Schutz von meinen Aepfeln &#x017F;pei&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>So wollen &#x017F;ie mir ganz be&#x017F;ondre Gun&#x017F;t erwei&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0218] 3. In einem Garten ſind drei ungebetne Gaͤſte; Die Aepfel freſſen ſie und brechen noch die Aeſte. Der Gaͤrtner wehrlos iſt gewachſen nicht den drein, Doch klug beſinnt er ſich die Eintracht zu entzwein. Mit Neigen naht er ſich und gruͤßt: ich wuͤßte gern, Wer ſind, die des Beſuchs mich wuͤrdigen, die Herrn? Ich bin ein Mann vom Schwert. Ich bin des Rechts gelehrt. Ich, ſprach der dritte, bin ein Kaufmann ehrenwerth. „Ein Schurke biſt du wol, die beiden Herrn in Ehren, Die mir die Ehre thun im Garten einzukehren. Der eine mit dem Schwert, der andre mit der Feder, Beſchuͤtzen Eigenthum und Recht, gleichtapfer jeder. Wenn ſie fuͤr ihren Schutz von meinen Aepfeln ſpeiſen, So wollen ſie mir ganz beſondre Gunſt erweiſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/218
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/218>, abgerufen am 19.04.2024.