Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
34.
Den Menschen sollst du dich insoweit anbequemen,
Um jeden in der Art, wie er sich gibt, zu nehmen.
Nur selber jedes Art und Unart anzunehmen,
Insoweit sollst du dich den Menschen nicht bequemen.

35.
Ereignisse sind nicht das Wichtigste am Leben,
Wenn, ohne dir bewußt zu werden, sie entschweben.
Was innerlich nur ward, wie klein es sei, ist wichtig;
Was äußerlich dir blieb, das Gröste selbst ist nichtig.
Drum dränge nicht zuviel hinaus dich in den Braus,
Laß aber unbemerkt vorbei nichts deinem Haus.
Zieh ein Ergebnis dir aus dem, was sich begab
Bedeutendes, und frag' ihm die Bedeutung ab.
Setz' ihm ein Denkmal, das dir zeig' in künft'gen Stunden,
Daß der geschwundenen dir keine leer geschwunden.


Rückert, Lehrgedicht II. 10
34.
Den Menſchen ſollſt du dich inſoweit anbequemen,
Um jeden in der Art, wie er ſich gibt, zu nehmen.
Nur ſelber jedes Art und Unart anzunehmen,
Inſoweit ſollſt du dich den Menſchen nicht bequemen.

35.
Ereigniſſe ſind nicht das Wichtigſte am Leben,
Wenn, ohne dir bewußt zu werden, ſie entſchweben.
Was innerlich nur ward, wie klein es ſei, iſt wichtig;
Was aͤußerlich dir blieb, das Groͤſte ſelbſt iſt nichtig.
Drum draͤnge nicht zuviel hinaus dich in den Braus,
Laß aber unbemerkt vorbei nichts deinem Haus.
Zieh ein Ergebnis dir aus dem, was ſich begab
Bedeutendes, und frag' ihm die Bedeutung ab.
Setz' ihm ein Denkmal, das dir zeig' in kuͤnft'gen Stunden,
Daß der geſchwundenen dir keine leer geſchwunden.


Rückert, Lehrgedicht II. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0227" n="217"/>
        <div n="2">
          <head>34.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Den Men&#x017F;chen &#x017F;oll&#x017F;t du dich in&#x017F;oweit anbequemen,</l><lb/>
              <l>Um jeden in der Art, wie er &#x017F;ich gibt, zu nehmen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Nur &#x017F;elber jedes Art und Unart anzunehmen,</l><lb/>
              <l>In&#x017F;oweit &#x017F;oll&#x017F;t du dich den Men&#x017F;chen nicht bequemen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>35.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ereigni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind nicht das Wichtig&#x017F;te am Leben,</l><lb/>
              <l>Wenn, ohne dir bewußt zu werden, &#x017F;ie ent&#x017F;chweben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was innerlich nur ward, wie klein es &#x017F;ei, i&#x017F;t wichtig;</l><lb/>
              <l>Was a&#x0364;ußerlich dir blieb, das Gro&#x0364;&#x017F;te &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t nichtig.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Drum dra&#x0364;nge nicht zuviel hinaus dich in den Braus,</l><lb/>
              <l>Laß aber unbemerkt vorbei nichts deinem Haus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Zieh ein Ergebnis dir aus dem, was &#x017F;ich begab</l><lb/>
              <l>Bedeutendes, und frag' ihm die Bedeutung ab.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Setz' ihm ein Denkmal, das dir zeig' in ku&#x0364;nft'gen Stunden,</l><lb/>
              <l>Daß der ge&#x017F;chwundenen dir keine leer ge&#x017F;chwunden.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">Rückert, Lehrgedicht II. 10</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0227] 34. Den Menſchen ſollſt du dich inſoweit anbequemen, Um jeden in der Art, wie er ſich gibt, zu nehmen. Nur ſelber jedes Art und Unart anzunehmen, Inſoweit ſollſt du dich den Menſchen nicht bequemen. 35. Ereigniſſe ſind nicht das Wichtigſte am Leben, Wenn, ohne dir bewußt zu werden, ſie entſchweben. Was innerlich nur ward, wie klein es ſei, iſt wichtig; Was aͤußerlich dir blieb, das Groͤſte ſelbſt iſt nichtig. Drum draͤnge nicht zuviel hinaus dich in den Braus, Laß aber unbemerkt vorbei nichts deinem Haus. Zieh ein Ergebnis dir aus dem, was ſich begab Bedeutendes, und frag' ihm die Bedeutung ab. Setz' ihm ein Denkmal, das dir zeig' in kuͤnft'gen Stunden, Daß der geſchwundenen dir keine leer geſchwunden. Rückert, Lehrgedicht II. 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/227
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/227>, abgerufen am 23.04.2024.