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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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2.
Aus der Vollkommenheit der Welt willst du beweisen
Das Daseyn Eines, der sie hält in ihren Kreisen.
Und die Vollkommenheit der Welt in jeder Spur
Beweisest du woraus? aus Jenes Daseyn nur.
Nicht schelt' ich den Beweis, daß er sich dreht im Kreis;
Vielmehr des Denkens Kreis dreht sich um den Beweis.
Wie schön, daß so voraus sich diese beiden setzen,
Und du der dritte bist, daran dich zu ergetzen.

3.
Warum die Allmacht nicht ohn' Uebel schuf die Welt?
Weil ein vollkommnes Bild nicht lauter Licht enthält.
Der beste Maler kanns nicht ohne Schatten malen,
Die stets nothwendig sind, damit die Lichter stralen.

2.
Aus der Vollkommenheit der Welt willſt du beweiſen
Das Daſeyn Eines, der ſie haͤlt in ihren Kreiſen.
Und die Vollkommenheit der Welt in jeder Spur
Beweiſeſt du woraus? aus Jenes Daſeyn nur.
Nicht ſchelt' ich den Beweis, daß er ſich dreht im Kreis;
Vielmehr des Denkens Kreis dreht ſich um den Beweis.
Wie ſchoͤn, daß ſo voraus ſich dieſe beiden ſetzen,
Und du der dritte biſt, daran dich zu ergetzen.

3.
Warum die Allmacht nicht ohn' Uebel ſchuf die Welt?
Weil ein vollkommnes Bild nicht lauter Licht enthaͤlt.
Der beſte Maler kanns nicht ohne Schatten malen,
Die ſtets nothwendig ſind, damit die Lichter ſtralen.

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[112/0122] 2. Aus der Vollkommenheit der Welt willſt du beweiſen Das Daſeyn Eines, der ſie haͤlt in ihren Kreiſen. Und die Vollkommenheit der Welt in jeder Spur Beweiſeſt du woraus? aus Jenes Daſeyn nur. Nicht ſchelt' ich den Beweis, daß er ſich dreht im Kreis; Vielmehr des Denkens Kreis dreht ſich um den Beweis. Wie ſchoͤn, daß ſo voraus ſich dieſe beiden ſetzen, Und du der dritte biſt, daran dich zu ergetzen. 3. Warum die Allmacht nicht ohn' Uebel ſchuf die Welt? Weil ein vollkommnes Bild nicht lauter Licht enthaͤlt. Der beſte Maler kanns nicht ohne Schatten malen, Die ſtets nothwendig ſind, damit die Lichter ſtralen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/122>, abgerufen am 28.03.2024.