Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
27.
Das Land der Kindheit ließ ich hinterm Rücken liegen,
Und vorwärts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen.
Ich hatte Muth und Trieb allein, bergan zu gehn,
Und keine Lust noch Zeit, einmal zurück zu sehn.
Dann als ich umschaun wollt' auf halber Höhe droben,
Da hatt' ein Hügelland dazwischen sich geschoben.
Doch als ich angelangt nun auf dem Gipfel war,
Da lag das schöne Thal in Fernen dämmerklar.
Was mir im Reisedrang verschwunden war, vergessen,
Mit sanfter Wehmuth nun erinnr' ich all mich dessen.
Die Sehnsucht trüge gern zum stillen Thal mich wieder,
Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.

27.
Das Land der Kindheit ließ ich hinterm Ruͤcken liegen,
Und vorwaͤrts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen.
Ich hatte Muth und Trieb allein, bergan zu gehn,
Und keine Luſt noch Zeit, einmal zuruͤck zu ſehn.
Dann als ich umſchaun wollt' auf halber Hoͤhe droben,
Da hatt' ein Huͤgelland dazwiſchen ſich geſchoben.
Doch als ich angelangt nun auf dem Gipfel war,
Da lag das ſchoͤne Thal in Fernen daͤmmerklar.
Was mir im Reiſedrang verſchwunden war, vergeſſen,
Mit ſanfter Wehmuth nun erinnr' ich all mich deſſen.
Die Sehnſucht truͤge gern zum ſtillen Thal mich wieder,
Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0134" n="124"/>
        <div n="2">
          <head>27.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Das Land der Kindheit ließ ich hinterm Ru&#x0364;cken liegen,</l><lb/>
              <l>Und vorwa&#x0364;rts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ich hatte Muth und Trieb allein, bergan zu gehn,</l><lb/>
              <l>Und keine Lu&#x017F;t noch Zeit, einmal zuru&#x0364;ck zu &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dann als ich um&#x017F;chaun wollt' auf halber Ho&#x0364;he droben,</l><lb/>
              <l>Da hatt' ein Hu&#x0364;gelland dazwi&#x017F;chen &#x017F;ich ge&#x017F;choben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Doch als ich angelangt nun auf dem Gipfel war,</l><lb/>
              <l>Da lag das &#x017F;cho&#x0364;ne Thal in Fernen da&#x0364;mmerklar.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Was mir im Rei&#x017F;edrang ver&#x017F;chwunden war, verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;anfter Wehmuth nun erinnr' ich all mich de&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Die Sehn&#x017F;ucht tru&#x0364;ge gern zum &#x017F;tillen Thal mich wieder,</l><lb/>
              <l>Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0134] 27. Das Land der Kindheit ließ ich hinterm Ruͤcken liegen, Und vorwaͤrts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen. Ich hatte Muth und Trieb allein, bergan zu gehn, Und keine Luſt noch Zeit, einmal zuruͤck zu ſehn. Dann als ich umſchaun wollt' auf halber Hoͤhe droben, Da hatt' ein Huͤgelland dazwiſchen ſich geſchoben. Doch als ich angelangt nun auf dem Gipfel war, Da lag das ſchoͤne Thal in Fernen daͤmmerklar. Was mir im Reiſedrang verſchwunden war, vergeſſen, Mit ſanfter Wehmuth nun erinnr' ich all mich deſſen. Die Sehnſucht truͤge gern zum ſtillen Thal mich wieder, Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/134
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/134>, abgerufen am 28.03.2024.