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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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13.
Du klagst, unmöglich sei fürs Volk zu dichten heut.
Wann aber hat des Volks die Dichtkunst sich erfreut?
Selbst in der schönsten Zeit der Kunst ward dargeboten
Doch ihre Gabe nur Hellenen, nicht Heloten.
Nun sind verschmolzen zwar Heloten und Hellenen,
Doch immer weiht die Kunst nur diesen sich, nicht jenen.

14.
Geflüchtet ist die Kunst zur irdischen Geschichte,
Weil ihr das Ideal des Himmels ward zunichte.
Vorm Chaos der Geschicht' empfände sie ein Grauen,
Wenn jenes Ideal sie könnte neu erbauen.

13.
Du klagſt, unmoͤglich ſei fuͤrs Volk zu dichten heut.
Wann aber hat des Volks die Dichtkunſt ſich erfreut?
Selbſt in der ſchoͤnſten Zeit der Kunſt ward dargeboten
Doch ihre Gabe nur Hellenen, nicht Heloten.
Nun ſind verſchmolzen zwar Heloten und Hellenen,
Doch immer weiht die Kunſt nur dieſen ſich, nicht jenen.

14.
Gefluͤchtet iſt die Kunſt zur irdiſchen Geſchichte,
Weil ihr das Ideal des Himmels ward zunichte.
Vorm Chaos der Geſchicht' empfaͤnde ſie ein Grauen,
Wenn jenes Ideal ſie koͤnnte neu erbauen.

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[238/0248] 13. Du klagſt, unmoͤglich ſei fuͤrs Volk zu dichten heut. Wann aber hat des Volks die Dichtkunſt ſich erfreut? Selbſt in der ſchoͤnſten Zeit der Kunſt ward dargeboten Doch ihre Gabe nur Hellenen, nicht Heloten. Nun ſind verſchmolzen zwar Heloten und Hellenen, Doch immer weiht die Kunſt nur dieſen ſich, nicht jenen. 14. Gefluͤchtet iſt die Kunſt zur irdiſchen Geſchichte, Weil ihr das Ideal des Himmels ward zunichte. Vorm Chaos der Geſchicht' empfaͤnde ſie ein Grauen, Wenn jenes Ideal ſie koͤnnte neu erbauen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/248>, abgerufen am 24.04.2024.