Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
20.
Ein Unglück ist es wohl, daß sich auf lange nicht
Erhält in dir das hergestellte Gleichgewicht.
Doch ist es schon ein Glück, daß es nur her sich stellt
In jedem Augenblick, wenns auch nicht lange hält.
Wem dankst du dieses Glück? dem Hauch der Poesie;
Das Unglück aber ist, daß nur ein Hauch ist sie.

21.
In meinem Innern ganz ist dis Gedicht vorhanden,
Das in Bruchstücken nur ist äußerlich entstanden.
In jedem Bruchstück bricht ein Stückchen Glanz hervor
Alswie vom Angesicht des Liebchens hinterm Flor.
Denk dir das Ganze, wenn ein Liebender du bist!
Noch schöner magst du dir es denken als es ist.


11*
20.
Ein Ungluͤck iſt es wohl, daß ſich auf lange nicht
Erhaͤlt in dir das hergeſtellte Gleichgewicht.
Doch iſt es ſchon ein Gluͤck, daß es nur her ſich ſtellt
In jedem Augenblick, wenns auch nicht lange haͤlt.
Wem dankſt du dieſes Gluͤck? dem Hauch der Poeſie;
Das Ungluͤck aber iſt, daß nur ein Hauch iſt ſie.

21.
In meinem Innern ganz iſt dis Gedicht vorhanden,
Das in Bruchſtuͤcken nur iſt aͤußerlich entſtanden.
In jedem Bruchſtuͤck bricht ein Stuͤckchen Glanz hervor
Alswie vom Angeſicht des Liebchens hinterm Flor.
Denk dir das Ganze, wenn ein Liebender du biſt!
Noch ſchoͤner magſt du dir es denken als es iſt.


11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0253" n="243"/>
        <div n="2">
          <head>20.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Ein Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t es wohl, daß &#x017F;ich auf lange nicht</l><lb/>
              <l>Erha&#x0364;lt in dir das herge&#x017F;tellte Gleichgewicht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Doch i&#x017F;t es &#x017F;chon ein Glu&#x0364;ck, daß es nur her &#x017F;ich &#x017F;tellt</l><lb/>
              <l>In jedem Augenblick, wenns auch nicht lange ha&#x0364;lt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wem dank&#x017F;t du die&#x017F;es Glu&#x0364;ck? dem Hauch der Poe&#x017F;ie;</l><lb/>
              <l>Das Unglu&#x0364;ck aber i&#x017F;t, daß nur ein Hauch i&#x017F;t &#x017F;ie.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>21.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>In meinem Innern ganz i&#x017F;t dis Gedicht vorhanden,</l><lb/>
              <l>Das in Bruch&#x017F;tu&#x0364;cken nur i&#x017F;t a&#x0364;ußerlich ent&#x017F;tanden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>In jedem Bruch&#x017F;tu&#x0364;ck bricht ein Stu&#x0364;ckchen Glanz hervor</l><lb/>
              <l>Alswie vom Ange&#x017F;icht des Liebchens hinterm Flor.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Denk dir das Ganze, wenn ein Liebender du bi&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Noch &#x017F;cho&#x0364;ner mag&#x017F;t du dir es denken als es i&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0253] 20. Ein Ungluͤck iſt es wohl, daß ſich auf lange nicht Erhaͤlt in dir das hergeſtellte Gleichgewicht. Doch iſt es ſchon ein Gluͤck, daß es nur her ſich ſtellt In jedem Augenblick, wenns auch nicht lange haͤlt. Wem dankſt du dieſes Gluͤck? dem Hauch der Poeſie; Das Ungluͤck aber iſt, daß nur ein Hauch iſt ſie. 21. In meinem Innern ganz iſt dis Gedicht vorhanden, Das in Bruchſtuͤcken nur iſt aͤußerlich entſtanden. In jedem Bruchſtuͤck bricht ein Stuͤckchen Glanz hervor Alswie vom Angeſicht des Liebchens hinterm Flor. Denk dir das Ganze, wenn ein Liebender du biſt! Noch ſchoͤner magſt du dir es denken als es iſt. 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/253
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/253>, abgerufen am 28.03.2024.