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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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84.
Die Ströme liefen all gerades Wegs ins Meer,
Wenn sich die Berge nicht vorstreckten überqueer.
Den Bergen müßen sie anschmiegend sich bequemen,
Und ihren Lauf zum Meer durch manchen Umweg nehmen.
Die Berge halten sie am Ende doch nicht auf,
Und reicher wird dadurch ihr schöngewundner Lauf.
Dein Leben ist ein Strom: o laß dichs nicht verdrießen,
Durch manchen Berg gehemmt, dem Meere zuzufließen.

85.
Wenn du den armen Mann beschenkt hast mild und gütig,
Wend' auch von seinem Dank dich dann nicht ab hochmüthig.
Zehn, hundert, tausendfach wünscht er dir Gottes Lohn,
Gibt mehr dir, als du ihm, laß ihm den Stolz, o Sohn,
Und geh statt seiner selbst als Schuldner du davon!

84.
Die Stroͤme liefen all gerades Wegs ins Meer,
Wenn ſich die Berge nicht vorſtreckten uͤberqueer.
Den Bergen muͤßen ſie anſchmiegend ſich bequemen,
Und ihren Lauf zum Meer durch manchen Umweg nehmen.
Die Berge halten ſie am Ende doch nicht auf,
Und reicher wird dadurch ihr ſchoͤngewundner Lauf.
Dein Leben iſt ein Strom: o laß dichs nicht verdrießen,
Durch manchen Berg gehemmt, dem Meere zuzufließen.

85.
Wenn du den armen Mann beſchenkt haſt mild und guͤtig,
Wend' auch von ſeinem Dank dich dann nicht ab hochmuͤthig.
Zehn, hundert, tauſendfach wuͤnſcht er dir Gottes Lohn,
Gibt mehr dir, als du ihm, laß ihm den Stolz, o Sohn,
Und geh ſtatt ſeiner ſelbſt als Schuldner du davon!

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[318/0328] 84. Die Stroͤme liefen all gerades Wegs ins Meer, Wenn ſich die Berge nicht vorſtreckten uͤberqueer. Den Bergen muͤßen ſie anſchmiegend ſich bequemen, Und ihren Lauf zum Meer durch manchen Umweg nehmen. Die Berge halten ſie am Ende doch nicht auf, Und reicher wird dadurch ihr ſchoͤngewundner Lauf. Dein Leben iſt ein Strom: o laß dichs nicht verdrießen, Durch manchen Berg gehemmt, dem Meere zuzufließen. 85. Wenn du den armen Mann beſchenkt haſt mild und guͤtig, Wend' auch von ſeinem Dank dich dann nicht ab hochmuͤthig. Zehn, hundert, tauſendfach wuͤnſcht er dir Gottes Lohn, Gibt mehr dir, als du ihm, laß ihm den Stolz, o Sohn, Und geh ſtatt ſeiner ſelbſt als Schuldner du davon!

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/328>, abgerufen am 28.03.2024.