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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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heit die Gegenden, die Völker und Zeiten kennen, welche jene
eigenthümliche Bauart allmählig hervorgebildet haben: möchte
ich vorschlagen, den willkührlichen Namen gothischer Archi-
tectur, welcher nicht aufhören wird Unkundige auf irrige
Meinungen zu leiten, gegen den historischen, germanischer
Architectur,
zu vertauschen. Ich würde, deutsche, sagen,
was bereits ohne Nachfolge in Anregung gekommen ist, wenn
nicht die Franzosen und Engländer in dieser Bauart eigen-
thümliche Formen entwickelt und hiedurch Ansprüche erwor-
ben hätten, welche das Wort, germanisch, weniger auszu-
schließen scheint, als das localere, deutsch.


Bauart der Longobarden.

Gleich anderen Völkern germanischen Ursprunges bedien-
ten sich die Longobarden des Holzbaues, den sie auch in
Italien eine längere Zeit, besonders in ihren ländlichen Nie-
derlassungen, beybehielten. *) Uebrigens, wie ich bereits ge-
zeigt habe, bewohnten ihre Könige zu Pavia den Palast Theo-
dorichs
, erhielten sie die Mauern dieser Stadt in gutem Stande,

*) S. oben, Abth. IV. Vgl. Muratori antt. Diss. 21. -- Zu
den Beyspielen des Holzbaues bey den Franken und Burgundionen,
füge: Greg. Turon. lib. IV. c. XLI. u. lib. V. c. II. -- ad basili-
cam S. Martini quae (Rothomagi) super muros civitatis ligneis ta-
bulis
fabricata est
. -- Jenes erste Dat ganz übereinstimmend mit den
häufigen Verbrennungen der nordischen Sagengeschichte.

heit die Gegenden, die Voͤlker und Zeiten kennen, welche jene
eigenthuͤmliche Bauart allmaͤhlig hervorgebildet haben: moͤchte
ich vorſchlagen, den willkuͤhrlichen Namen gothiſcher Archi-
tectur, welcher nicht aufhoͤren wird Unkundige auf irrige
Meinungen zu leiten, gegen den hiſtoriſchen, germaniſcher
Architectur,
zu vertauſchen. Ich wuͤrde, deutſche, ſagen,
was bereits ohne Nachfolge in Anregung gekommen iſt, wenn
nicht die Franzoſen und Englaͤnder in dieſer Bauart eigen-
thuͤmliche Formen entwickelt und hiedurch Anſpruͤche erwor-
ben haͤtten, welche das Wort, germaniſch, weniger auszu-
ſchließen ſcheint, als das localere, deutſch.


Bauart der Longobarden.

Gleich anderen Voͤlkern germaniſchen Urſprunges bedien-
ten ſich die Longobarden des Holzbaues, den ſie auch in
Italien eine laͤngere Zeit, beſonders in ihren laͤndlichen Nie-
derlaſſungen, beybehielten. *) Uebrigens, wie ich bereits ge-
zeigt habe, bewohnten ihre Koͤnige zu Pavia den Palaſt Theo-
dorichs
, erhielten ſie die Mauern dieſer Stadt in gutem Stande,

*) S. oben, Abth. IV. Vgl. Muratori antt. Diss. 21. — Zu
den Beyſpielen des Holzbaues bey den Franken und Burgundionen,
füge: Greg. Turon. lib. IV. c. XLI. u. lib. V. c. II. — ad basili-
cam S. Martini quae (Rothomagi) super muros civitatis ligneis ta-
bulis
fabricata est
. — Jenes erſte Dat ganz übereinſtimmend mit den
häufigen Verbrennungen der nordiſchen Sagengeſchichte.
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[170/0192] heit die Gegenden, die Voͤlker und Zeiten kennen, welche jene eigenthuͤmliche Bauart allmaͤhlig hervorgebildet haben: moͤchte ich vorſchlagen, den willkuͤhrlichen Namen gothiſcher Archi- tectur, welcher nicht aufhoͤren wird Unkundige auf irrige Meinungen zu leiten, gegen den hiſtoriſchen, germaniſcher Architectur, zu vertauſchen. Ich wuͤrde, deutſche, ſagen, was bereits ohne Nachfolge in Anregung gekommen iſt, wenn nicht die Franzoſen und Englaͤnder in dieſer Bauart eigen- thuͤmliche Formen entwickelt und hiedurch Anſpruͤche erwor- ben haͤtten, welche das Wort, germaniſch, weniger auszu- ſchließen ſcheint, als das localere, deutſch. Bauart der Longobarden. Gleich anderen Voͤlkern germaniſchen Urſprunges bedien- ten ſich die Longobarden des Holzbaues, den ſie auch in Italien eine laͤngere Zeit, beſonders in ihren laͤndlichen Nie- derlaſſungen, beybehielten. *) Uebrigens, wie ich bereits ge- zeigt habe, bewohnten ihre Koͤnige zu Pavia den Palaſt Theo- dorichs, erhielten ſie die Mauern dieſer Stadt in gutem Stande, *) S. oben, Abth. IV. Vgl. Muratori antt. Diss. 21. — Zu den Beyſpielen des Holzbaues bey den Franken und Burgundionen, füge: Greg. Turon. lib. IV. c. XLI. u. lib. V. c. II. — ad basili- cam S. Martini quae (Rothomagi) super muros civitatis ligneis ta- bulis fabricata est. — Jenes erſte Dat ganz übereinſtimmend mit den häufigen Verbrennungen der nordiſchen Sagengeſchichte.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/192>, abgerufen am 29.03.2024.