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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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neue Geldmagazin baut, -- so muß man erst eine un-
endliche Menge Pfähle, wegen des Wassers, um den
Boden mehr Festigkeit zu geben, einrammen. Ich be-
sah noch den

Paradeplatz, ein grosses Viereck mit Bäumen
besetzt. Die Wache zieht drauf um 11. Uhr auf. Jetzt
wohnte der Herzog Ernst Ludwig von Braunschweig
nicht weit davon.

Den grossen Saal; in der Mitte des sogenannten
Hofs, (la Cour) oder des Pallasts, worin der Erb-
statthalter residirt. Ein altes verlassenes Gebäude, das
nur deswegen von den Fremden besucht wird, weil man
die alten Fahnen und Standarten, welche die Holländer
den Spaniern abgenommen haben, darin aufgehängt
hat. Sonst zieht man auch da die grosse holländische
Generalitäts-Lotterie, und stellt oft Bücherauktionen
darin an.

Einige Kirchen. Es gibt deren von allerlei Re-
ligionen und Nationen hier, aber in keiner ist etwas
merkwürdiges. Gemälde sind gar nicht darin. Alles
was an der Wand hängt, sind in Gold gestickte Wap-
pen von reichen und vornehmen Familien auf schwarzen
Tafeln. Doch ist in der grossen Kirche des Admirals
Obdams Grabmahl sehenswürdig. Die Juden haben
hier auch 2. Synagogen: die portugiesische ist darunter
die gröste.

Bemerkungen.

In Holland bekömmt man schöne grosse Men-
schen
zu sehen. Nach Delft hatte ich einen Schiffs-

kapitain

neue Geldmagazin baut, — ſo muß man erſt eine un-
endliche Menge Pfaͤhle, wegen des Waſſers, um den
Boden mehr Feſtigkeit zu geben, einrammen. Ich be-
ſah noch den

Paradeplatz, ein groſſes Viereck mit Baͤumen
beſetzt. Die Wache zieht drauf um 11. Uhr auf. Jetzt
wohnte der Herzog Ernſt Ludwig von Braunſchweig
nicht weit davon.

Den groſſen Saal; in der Mitte des ſogenannten
Hofs, (la Cour) oder des Pallaſts, worin der Erb-
ſtatthalter reſidirt. Ein altes verlaſſenes Gebaͤude, das
nur deswegen von den Fremden beſucht wird, weil man
die alten Fahnen und Standarten, welche die Hollaͤnder
den Spaniern abgenommen haben, darin aufgehaͤngt
hat. Sonſt zieht man auch da die groſſe hollaͤndiſche
Generalitaͤts-Lotterie, und ſtellt oft Buͤcherauktionen
darin an.

Einige Kirchen. Es gibt deren von allerlei Re-
ligionen und Nationen hier, aber in keiner iſt etwas
merkwuͤrdiges. Gemaͤlde ſind gar nicht darin. Alles
was an der Wand haͤngt, ſind in Gold geſtickte Wap-
pen von reichen und vornehmen Familien auf ſchwarzen
Tafeln. Doch iſt in der groſſen Kirche des Admirals
Obdams Grabmahl ſehenswuͤrdig. Die Juden haben
hier auch 2. Synagogen: die portugieſiſche iſt darunter
die groͤſte.

Bemerkungen.

In Holland bekoͤmmt man ſchoͤne groſſe Men-
ſchen
zu ſehen. Nach Delft hatte ich einen Schiffs-

kapitain
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[484/0508] neue Geldmagazin baut, — ſo muß man erſt eine un- endliche Menge Pfaͤhle, wegen des Waſſers, um den Boden mehr Feſtigkeit zu geben, einrammen. Ich be- ſah noch den Paradeplatz, ein groſſes Viereck mit Baͤumen beſetzt. Die Wache zieht drauf um 11. Uhr auf. Jetzt wohnte der Herzog Ernſt Ludwig von Braunſchweig nicht weit davon. Den groſſen Saal; in der Mitte des ſogenannten Hofs, (la Cour) oder des Pallaſts, worin der Erb- ſtatthalter reſidirt. Ein altes verlaſſenes Gebaͤude, das nur deswegen von den Fremden beſucht wird, weil man die alten Fahnen und Standarten, welche die Hollaͤnder den Spaniern abgenommen haben, darin aufgehaͤngt hat. Sonſt zieht man auch da die groſſe hollaͤndiſche Generalitaͤts-Lotterie, und ſtellt oft Buͤcherauktionen darin an. Einige Kirchen. Es gibt deren von allerlei Re- ligionen und Nationen hier, aber in keiner iſt etwas merkwuͤrdiges. Gemaͤlde ſind gar nicht darin. Alles was an der Wand haͤngt, ſind in Gold geſtickte Wap- pen von reichen und vornehmen Familien auf ſchwarzen Tafeln. Doch iſt in der groſſen Kirche des Admirals Obdams Grabmahl ſehenswuͤrdig. Die Juden haben hier auch 2. Synagogen: die portugieſiſche iſt darunter die groͤſte. Bemerkungen. In Holland bekoͤmmt man ſchoͤne groſſe Men- ſchen zu ſehen. Nach Delft hatte ich einen Schiffs- kapitain

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/508>, abgerufen am 28.03.2024.