Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Reise nach Sardam,

um auch Nordholland kennen zu lernen. Wie lieblich
wars nicht am schönen Morgen zwischen den vielen Schif-
fen vor Amsterdam durchzufahren, das mannichfaltige
Klopfen und Hämmern auf den Schiffen zu hören, und
den gesunden Pechgeruch von allen Gegenden her zu be-
kommen, oder die weissen Seemöven vor unsern Augen
niederschiessen und mit dem untrüglichsten Blick einen
Fisch erhaschen zu sehen! Auch fahen wir die Grön-
landsfahrer,
die zum Theil schon zurückgekommen wa-
ren. Die Schiffe sahen abscheulich aus. Sie stellen
die Rippen und Kinnbacken der Wallfische vorne und hin-
ten auf dem Schiffe auf, und den Priap der Thiere hän-
gen sie hinten am Schiff herab *), daraus kan man gleich
sehen, wie viel Fische einer hat. Einer hatte 8. ein
andrer 10. Stück. Oft bezahlt ein einziger guter **)
Fisch die Kosten. Aeusserst verdrüslich aber muß diese
Reise seyn, wenn man ohne einen Fisch gefangen zu haben
zurückkömmt. Oft kommen sie mit anderthalb Fischen
zurück. Hat ein Schiff die Harpune geworfen, und der
Fisch kömmt einem andern Schiffe im Weg, so wirft die-
ses auch seine Harpunen, so viel deren nöthig sind. Ist
dann der Fisch todt, so theilen sie ihn, denn die Kriegs-
schiffe, die sie begleiten, zwingen sie dazu. etc. Man

setzt
*) Dieses Glied des Thiers wird hier zu Lande noch zu-
weilen verschrieben. Die Apotheker sägen es in Stü-
cken, und da soll's häslich stinken.
**) Wenn er aus Straat Davis ist; -- denn selten ist
der Fall, daß einer aus Grönland sie bezahlt, dazu
sind oft 2.-3. nöthig.
Reiſe nach Sardam,

um auch Nordholland kennen zu lernen. Wie lieblich
wars nicht am ſchoͤnen Morgen zwiſchen den vielen Schif-
fen vor Amſterdam durchzufahren, das mannichfaltige
Klopfen und Haͤmmern auf den Schiffen zu hoͤren, und
den geſunden Pechgeruch von allen Gegenden her zu be-
kommen, oder die weiſſen Seemoͤven vor unſern Augen
niederſchieſſen und mit dem untruͤglichſten Blick einen
Fiſch erhaſchen zu ſehen! Auch fahen wir die Groͤn-
landsfahrer,
die zum Theil ſchon zuruͤckgekommen wa-
ren. Die Schiffe ſahen abſcheulich aus. Sie ſtellen
die Rippen und Kinnbacken der Wallfiſche vorne und hin-
ten auf dem Schiffe auf, und den Priap der Thiere haͤn-
gen ſie hinten am Schiff herab *), daraus kan man gleich
ſehen, wie viel Fiſche einer hat. Einer hatte 8. ein
andrer 10. Stuͤck. Oft bezahlt ein einziger guter **)
Fiſch die Koſten. Aeuſſerſt verdruͤslich aber muß dieſe
Reiſe ſeyn, wenn man ohne einen Fiſch gefangen zu haben
zuruͤckkoͤmmt. Oft kommen ſie mit anderthalb Fiſchen
zuruͤck. Hat ein Schiff die Harpune geworfen, und der
Fiſch koͤmmt einem andern Schiffe im Weg, ſo wirft die-
ſes auch ſeine Harpunen, ſo viel deren noͤthig ſind. Iſt
dann der Fiſch todt, ſo theilen ſie ihn, denn die Kriegs-
ſchiffe, die ſie begleiten, zwingen ſie dazu. ꝛc. Man

ſetzt
*) Dieſes Glied des Thiers wird hier zu Lande noch zu-
weilen verſchrieben. Die Apotheker ſaͤgen es in Stuͤ-
cken, und da ſoll’s haͤslich ſtinken.
**) Wenn er aus Straat Davis iſt; — denn ſelten iſt
der Fall, daß einer aus Groͤnland ſie bezahlt, dazu
ſind oft 2.-3. noͤthig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0595" n="571"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Rei&#x017F;e</hi> nach <hi rendition="#fr">Sardam,</hi></head><lb/>
          <p>um auch <hi rendition="#fr">Nordholland</hi> kennen zu lernen. Wie lieblich<lb/>
wars nicht am &#x017F;cho&#x0364;nen Morgen zwi&#x017F;chen den vielen Schif-<lb/>
fen vor <hi rendition="#fr">Am&#x017F;terdam</hi> durchzufahren, das mannichfaltige<lb/>
Klopfen und Ha&#x0364;mmern auf den Schiffen zu ho&#x0364;ren, und<lb/>
den ge&#x017F;unden Pechgeruch von allen Gegenden her zu be-<lb/>
kommen, oder die wei&#x017F;&#x017F;en Seemo&#x0364;ven vor un&#x017F;ern Augen<lb/>
nieder&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en und mit dem untru&#x0364;glich&#x017F;ten Blick einen<lb/>
Fi&#x017F;ch erha&#x017F;chen zu &#x017F;ehen! Auch fahen wir die <hi rendition="#fr">Gro&#x0364;n-<lb/>
landsfahrer,</hi> die zum Theil &#x017F;chon zuru&#x0364;ckgekommen wa-<lb/>
ren. Die Schiffe &#x017F;ahen ab&#x017F;cheulich aus. Sie &#x017F;tellen<lb/>
die Rippen und Kinnbacken der Wallfi&#x017F;che vorne und hin-<lb/>
ten auf dem Schiffe auf, und den Priap der Thiere ha&#x0364;n-<lb/>
gen &#x017F;ie hinten am Schiff herab <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;es Glied des Thiers wird hier zu Lande noch zu-<lb/>
weilen ver&#x017F;chrieben. Die Apotheker &#x017F;a&#x0364;gen es in Stu&#x0364;-<lb/>
cken, und da &#x017F;oll&#x2019;s ha&#x0364;slich &#x017F;tinken.</note>, daraus kan man gleich<lb/>
&#x017F;ehen, wie viel Fi&#x017F;che einer hat. Einer hatte 8. ein<lb/>
andrer 10. Stu&#x0364;ck. Oft bezahlt ein einziger guter <note place="foot" n="**)">Wenn er aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Straat Davis</hi></hi> i&#x017F;t; &#x2014; denn &#x017F;elten i&#x017F;t<lb/>
der Fall, daß einer aus <hi rendition="#fr">Gro&#x0364;nland</hi> &#x017F;ie bezahlt, dazu<lb/>
&#x017F;ind oft 2.-3. no&#x0364;thig.</note><lb/>
Fi&#x017F;ch die Ko&#x017F;ten. Aeu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t verdru&#x0364;slich aber muß die&#x017F;e<lb/>
Rei&#x017F;e &#x017F;eyn, wenn man ohne einen Fi&#x017F;ch gefangen zu haben<lb/>
zuru&#x0364;ckko&#x0364;mmt. Oft kommen &#x017F;ie mit anderthalb Fi&#x017F;chen<lb/>
zuru&#x0364;ck. Hat ein Schiff die Harpune geworfen, und der<lb/>
Fi&#x017F;ch ko&#x0364;mmt einem andern Schiffe im Weg, &#x017F;o wirft die-<lb/>
&#x017F;es auch &#x017F;eine Harpunen, &#x017F;o viel deren no&#x0364;thig &#x017F;ind. I&#x017F;t<lb/>
dann der Fi&#x017F;ch todt, &#x017F;o theilen &#x017F;ie ihn, denn die Kriegs-<lb/>
&#x017F;chiffe, die &#x017F;ie begleiten, zwingen &#x017F;ie dazu. &#xA75B;c. Man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etzt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[571/0595] Reiſe nach Sardam, um auch Nordholland kennen zu lernen. Wie lieblich wars nicht am ſchoͤnen Morgen zwiſchen den vielen Schif- fen vor Amſterdam durchzufahren, das mannichfaltige Klopfen und Haͤmmern auf den Schiffen zu hoͤren, und den geſunden Pechgeruch von allen Gegenden her zu be- kommen, oder die weiſſen Seemoͤven vor unſern Augen niederſchieſſen und mit dem untruͤglichſten Blick einen Fiſch erhaſchen zu ſehen! Auch fahen wir die Groͤn- landsfahrer, die zum Theil ſchon zuruͤckgekommen wa- ren. Die Schiffe ſahen abſcheulich aus. Sie ſtellen die Rippen und Kinnbacken der Wallfiſche vorne und hin- ten auf dem Schiffe auf, und den Priap der Thiere haͤn- gen ſie hinten am Schiff herab *), daraus kan man gleich ſehen, wie viel Fiſche einer hat. Einer hatte 8. ein andrer 10. Stuͤck. Oft bezahlt ein einziger guter **) Fiſch die Koſten. Aeuſſerſt verdruͤslich aber muß dieſe Reiſe ſeyn, wenn man ohne einen Fiſch gefangen zu haben zuruͤckkoͤmmt. Oft kommen ſie mit anderthalb Fiſchen zuruͤck. Hat ein Schiff die Harpune geworfen, und der Fiſch koͤmmt einem andern Schiffe im Weg, ſo wirft die- ſes auch ſeine Harpunen, ſo viel deren noͤthig ſind. Iſt dann der Fiſch todt, ſo theilen ſie ihn, denn die Kriegs- ſchiffe, die ſie begleiten, zwingen ſie dazu. ꝛc. Man ſetzt *) Dieſes Glied des Thiers wird hier zu Lande noch zu- weilen verſchrieben. Die Apotheker ſaͤgen es in Stuͤ- cken, und da ſoll’s haͤslich ſtinken. **) Wenn er aus Straat Davis iſt; — denn ſelten iſt der Fall, daß einer aus Groͤnland ſie bezahlt, dazu ſind oft 2.-3. noͤthig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/595
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/595>, abgerufen am 18.04.2024.