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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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nicht nur ein unersetzlicher Verlust für seine
Braut, für seine Eltern, für seine Freunde, für
Karlsruhe und die Baadenschen Lande, son-
dern er ist zugleich ein Nationalverlust für ganz
Deutschland. Seine Schriften werden in
Wien und in Hamburg, in München und
in Königsberg, und überall wo man sich um
neue deutsche Bücher bekümmert, mit Nutzen
und Beifall gelesen. Alle Theile der Wissen-
schaften erwarteten von seinem aufgeklärten und
thätigen Geiste, wenn gleich nicht allemahl neue
Entdeckungen, doch mannigfaltige Bereicherun-
gen und zweckmässige Anwendungen zum gemei-
nen Besten, und schon seine ersten Versuche weis-
sagten ihm das seltne Glück, einer von Deutsch-
land's
Lieblingsschriftstellern zu werden. Sein
unerwarteter Tod machte daher auch überall,
wo sein Name genennet wird, die lebhafteste
Sensation. Nicht nur in Karlsruhe und
Köndringen floß die Thräne der Freundschaft
und Liebe um ihn, sondern auch Deutschland's
klagender Genius umwand seine Urne mit Krän-
zen.

Er ward am 25. November 1754. zu Kön-
dringen
in der Baadenschen Marggrafschaft
Hochberg gebohren. Sein Vater ist Herr

Niko-

nicht nur ein unerſetzlicher Verluſt fuͤr ſeine
Braut, fuͤr ſeine Eltern, fuͤr ſeine Freunde, fuͤr
Karlsruhe und die Baadenſchen Lande, ſon-
dern er iſt zugleich ein Nationalverluſt fuͤr ganz
Deutſchland. Seine Schriften werden in
Wien und in Hamburg, in Muͤnchen und
in Koͤnigsberg, und uͤberall wo man ſich um
neue deutſche Buͤcher bekuͤmmert, mit Nutzen
und Beifall geleſen. Alle Theile der Wiſſen-
ſchaften erwarteten von ſeinem aufgeklaͤrten und
thaͤtigen Geiſte, wenn gleich nicht allemahl neue
Entdeckungen, doch mannigfaltige Bereicherun-
gen und zweckmaͤſſige Anwendungen zum gemei-
nen Beſten, und ſchon ſeine erſten Verſuche weiſ-
ſagten ihm das ſeltne Gluͤck, einer von Deutſch-
land’s
Lieblingsſchriftſtellern zu werden. Sein
unerwarteter Tod machte daher auch uͤberall,
wo ſein Name genennet wird, die lebhafteſte
Senſation. Nicht nur in Karlsruhe und
Koͤndringen floß die Thraͤne der Freundſchaft
und Liebe um ihn, ſondern auch Deutſchland’s
klagender Genius umwand ſeine Urne mit Kraͤn-
zen.

Er ward am 25. November 1754. zu Koͤn-
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in der Baadenſchen Marggrafſchaft
Hochberg gebohren. Sein Vater iſt Herr

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[IV/0010] nicht nur ein unerſetzlicher Verluſt fuͤr ſeine Braut, fuͤr ſeine Eltern, fuͤr ſeine Freunde, fuͤr Karlsruhe und die Baadenſchen Lande, ſon- dern er iſt zugleich ein Nationalverluſt fuͤr ganz Deutſchland. Seine Schriften werden in Wien und in Hamburg, in Muͤnchen und in Koͤnigsberg, und uͤberall wo man ſich um neue deutſche Buͤcher bekuͤmmert, mit Nutzen und Beifall geleſen. Alle Theile der Wiſſen- ſchaften erwarteten von ſeinem aufgeklaͤrten und thaͤtigen Geiſte, wenn gleich nicht allemahl neue Entdeckungen, doch mannigfaltige Bereicherun- gen und zweckmaͤſſige Anwendungen zum gemei- nen Beſten, und ſchon ſeine erſten Verſuche weiſ- ſagten ihm das ſeltne Gluͤck, einer von Deutſch- land’s Lieblingsſchriftſtellern zu werden. Sein unerwarteter Tod machte daher auch uͤberall, wo ſein Name genennet wird, die lebhafteſte Senſation. Nicht nur in Karlsruhe und Koͤndringen floß die Thraͤne der Freundſchaft und Liebe um ihn, ſondern auch Deutſchland’s klagender Genius umwand ſeine Urne mit Kraͤn- zen. Er ward am 25. November 1754. zu Koͤn- dringen in der Baadenſchen Marggrafſchaft Hochberg gebohren. Sein Vater iſt Herr Niko-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/10>, abgerufen am 24.04.2024.