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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Körper fühlte, in 12. Tagen von Venedig nach
Karlsruhe zurück, wo sich bald nach seiner
Zurückkunft ein heftiges Blutspeien mit allen
Kennzeichen einer völligen Auszehrung einstellte,
und ihn ums Leben brachte. Einige Wochen
vor seinem Ende wurde er von seinem kummer-
vollen Vater nach Köndringen abgehohlt, in
dessen Armen er am 5. Oktober 1782. im acht und
zwanzigsten Lebensjahre entschlief.

Wenn man die vielen Schriften, die er ge-
schrieben, die Reisen, die er gethan, und den
ausgebreiteten Briefwechsel, den er unterhalten
hat, in Erwägung zieht, so kann man die rast-
lose Thätigkeit dieses jungen Mannes nicht genug
bewundern, und er ist ein redender Beweis, wie
viel sich in kurzer Zeit thun läßt, wenn man
Ordnung in seinem Studiren beobachtet, und
mit seiner Zeit haushälterisch umgeht. Er ward,
wie er einem seiner Freunde sagte, von Jugend
an zur Verfertigung schriftlicher Aufsätze ange-
halten, und hatte sich angewöhnt, aus den Bü-
chern, die er las, sich das merkwürdigste und
beste auszuzeichnen; dadurch erlangte er nicht nur
eine Fertigkeit, seine Gedanken leicht und natür-
lich auszudrücken, sondern auch seinen Styl in-
teressant und sachreich zu machen. Er ließ schon

als

Koͤrper fuͤhlte, in 12. Tagen von Venedig nach
Karlsruhe zuruͤck, wo ſich bald nach ſeiner
Zuruͤckkunft ein heftiges Blutſpeien mit allen
Kennzeichen einer voͤlligen Auszehrung einſtellte,
und ihn ums Leben brachte. Einige Wochen
vor ſeinem Ende wurde er von ſeinem kummer-
vollen Vater nach Koͤndringen abgehohlt, in
deſſen Armen er am 5. Oktober 1782. im acht und
zwanzigſten Lebensjahre entſchlief.

Wenn man die vielen Schriften, die er ge-
ſchrieben, die Reiſen, die er gethan, und den
ausgebreiteten Briefwechſel, den er unterhalten
hat, in Erwaͤgung zieht, ſo kann man die raſt-
loſe Thaͤtigkeit dieſes jungen Mannes nicht genug
bewundern, und er iſt ein redender Beweis, wie
viel ſich in kurzer Zeit thun laͤßt, wenn man
Ordnung in ſeinem Studiren beobachtet, und
mit ſeiner Zeit haushaͤlteriſch umgeht. Er ward,
wie er einem ſeiner Freunde ſagte, von Jugend
an zur Verfertigung ſchriftlicher Aufſaͤtze ange-
halten, und hatte ſich angewoͤhnt, aus den Buͤ-
chern, die er las, ſich das merkwuͤrdigſte und
beſte auszuzeichnen; dadurch erlangte er nicht nur
eine Fertigkeit, ſeine Gedanken leicht und natuͤr-
lich auszudruͤcken, ſondern auch ſeinen Styl in-
tereſſant und ſachreich zu machen. Er ließ ſchon

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[XIII/0019] Koͤrper fuͤhlte, in 12. Tagen von Venedig nach Karlsruhe zuruͤck, wo ſich bald nach ſeiner Zuruͤckkunft ein heftiges Blutſpeien mit allen Kennzeichen einer voͤlligen Auszehrung einſtellte, und ihn ums Leben brachte. Einige Wochen vor ſeinem Ende wurde er von ſeinem kummer- vollen Vater nach Koͤndringen abgehohlt, in deſſen Armen er am 5. Oktober 1782. im acht und zwanzigſten Lebensjahre entſchlief. Wenn man die vielen Schriften, die er ge- ſchrieben, die Reiſen, die er gethan, und den ausgebreiteten Briefwechſel, den er unterhalten hat, in Erwaͤgung zieht, ſo kann man die raſt- loſe Thaͤtigkeit dieſes jungen Mannes nicht genug bewundern, und er iſt ein redender Beweis, wie viel ſich in kurzer Zeit thun laͤßt, wenn man Ordnung in ſeinem Studiren beobachtet, und mit ſeiner Zeit haushaͤlteriſch umgeht. Er ward, wie er einem ſeiner Freunde ſagte, von Jugend an zur Verfertigung ſchriftlicher Aufſaͤtze ange- halten, und hatte ſich angewoͤhnt, aus den Buͤ- chern, die er las, ſich das merkwuͤrdigſte und beſte auszuzeichnen; dadurch erlangte er nicht nur eine Fertigkeit, ſeine Gedanken leicht und natuͤr- lich auszudruͤcken, ſondern auch ſeinen Styl in- tereſſant und ſachreich zu machen. Er ließ ſchon als

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/19>, abgerufen am 29.03.2024.