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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Schörlkrystalle, die von Einigen Granaten genannt
werden, kommen zuweilen darinnen vor.

Im Schlosse sieht man in der Kirche alte wohlerhal-
tene Malereien, desgleichen die Zimmer der berühmten
Gräfin Cosel, die zuletzt närrisch, und eine Jüdin wurde.
Man genießt von hier aus eine schöne Aussicht nach Böh-
men.
Oben hat das Schloß doppelte Mauern etc.

Den 1sten Sept.
Rückreise nach Dresden.

Den heutigen Tag brachte ich damit zu, von allen
meinen Gönnern und Freunden Abschied zu nehmen.
Vorzüglich beurlaubte ich mich von dem liebenswürdigen
Staatsmanne, dessen viele Beweise seines gnädigen Wohl-
wollens gegen mich, meinem Herzen ewig unvergeßlich sind.
Darneben besah ich noch

Die Kunstkammer. Da sieht man eine Menge
der künstlichsten Uhren unter mancherlei Gestalten, z. B.
als Spinnen, als galoppirende Pferde etc. viele künstliche
Sachen, in Elfenbein, Holz und Stein gearbeitet; el-
fenbeinerne Kugeln, die in einander stecken, und tausend
Dinge mehr.

Die Rüstkammer. Neun Säle stehen voller Kost-
barkeiten und Pracht. Eine ungeheure Menge Gold,
Silber und Edelsteine sind hier verschwendet. Man sieht
ausgestopfte Pferde, wie sie August III. geritten, mit
reichgestickten Schabracken, silbernen vergoldeten Steig-
bügeln, türkische Pferdegeschirre, Sattelzeug etc. Redou-
tenkleider von allen nur erdenklichen Erfindungen etc. Das
Hochzeitkleid Churfürst Augusts. Panzer; viele alte sel-

tene
Zweiter Theil. M

Schoͤrlkryſtalle, die von Einigen Granaten genannt
werden, kommen zuweilen darinnen vor.

Im Schloſſe ſieht man in der Kirche alte wohlerhal-
tene Malereien, desgleichen die Zimmer der beruͤhmten
Graͤfin Coſel, die zuletzt naͤrriſch, und eine Juͤdin wurde.
Man genießt von hier aus eine ſchoͤne Ausſicht nach Boͤh-
men.
Oben hat das Schloß doppelte Mauern ꝛc.

Den 1ſten Sept.
Ruͤckreiſe nach Dresden.

Den heutigen Tag brachte ich damit zu, von allen
meinen Goͤnnern und Freunden Abſchied zu nehmen.
Vorzuͤglich beurlaubte ich mich von dem liebenswuͤrdigen
Staatsmanne, deſſen viele Beweiſe ſeines gnaͤdigen Wohl-
wollens gegen mich, meinem Herzen ewig unvergeßlich ſind.
Darneben beſah ich noch

Die Kunſtkammer. Da ſieht man eine Menge
der kuͤnſtlichſten Uhren unter mancherlei Geſtalten, z. B.
als Spinnen, als galoppirende Pferde ꝛc. viele kuͤnſtliche
Sachen, in Elfenbein, Holz und Stein gearbeitet; el-
fenbeinerne Kugeln, die in einander ſtecken, und tauſend
Dinge mehr.

Die Ruͤſtkammer. Neun Saͤle ſtehen voller Koſt-
barkeiten und Pracht. Eine ungeheure Menge Gold,
Silber und Edelſteine ſind hier verſchwendet. Man ſieht
ausgeſtopfte Pferde, wie ſie Auguſt III. geritten, mit
reichgeſtickten Schabracken, ſilbernen vergoldeten Steig-
buͤgeln, tuͤrkiſche Pferdegeſchirre, Sattelzeug ꝛc. Redou-
tenkleider von allen nur erdenklichen Erfindungen ꝛc. Das
Hochzeitkleid Churfuͤrſt Auguſts. Panzer; viele alte ſel-

tene
Zweiter Theil. M
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[177/0215] Schoͤrlkryſtalle, die von Einigen Granaten genannt werden, kommen zuweilen darinnen vor. Im Schloſſe ſieht man in der Kirche alte wohlerhal- tene Malereien, desgleichen die Zimmer der beruͤhmten Graͤfin Coſel, die zuletzt naͤrriſch, und eine Juͤdin wurde. Man genießt von hier aus eine ſchoͤne Ausſicht nach Boͤh- men. Oben hat das Schloß doppelte Mauern ꝛc. Den 1ſten Sept. Ruͤckreiſe nach Dresden. Den heutigen Tag brachte ich damit zu, von allen meinen Goͤnnern und Freunden Abſchied zu nehmen. Vorzuͤglich beurlaubte ich mich von dem liebenswuͤrdigen Staatsmanne, deſſen viele Beweiſe ſeines gnaͤdigen Wohl- wollens gegen mich, meinem Herzen ewig unvergeßlich ſind. Darneben beſah ich noch Die Kunſtkammer. Da ſieht man eine Menge der kuͤnſtlichſten Uhren unter mancherlei Geſtalten, z. B. als Spinnen, als galoppirende Pferde ꝛc. viele kuͤnſtliche Sachen, in Elfenbein, Holz und Stein gearbeitet; el- fenbeinerne Kugeln, die in einander ſtecken, und tauſend Dinge mehr. Die Ruͤſtkammer. Neun Saͤle ſtehen voller Koſt- barkeiten und Pracht. Eine ungeheure Menge Gold, Silber und Edelſteine ſind hier verſchwendet. Man ſieht ausgeſtopfte Pferde, wie ſie Auguſt III. geritten, mit reichgeſtickten Schabracken, ſilbernen vergoldeten Steig- buͤgeln, tuͤrkiſche Pferdegeſchirre, Sattelzeug ꝛc. Redou- tenkleider von allen nur erdenklichen Erfindungen ꝛc. Das Hochzeitkleid Churfuͤrſt Auguſts. Panzer; viele alte ſel- tene Zweiter Theil. M

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/215>, abgerufen am 29.03.2024.