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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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"an fremdem Gute nagt, so laß mir ein gutes
"Gewissen mehr werth seyn, als Gold und Sil-
"ber. -- Du samlest jede Asche, und lässest
"nichts umkommen in deiner schönen Natur.
"Erhalte auch in mir jeden guten Keim, laß ihn
"aufwachsen und in der Ewigkeit Früchte tra-
"gen. -- Ehe die grauen Haare am Scheitel
"wehen, entwöhne mich vom Spielplatz der
"Welt. -- Sey für die Blume gepriesen, die der
"Biene und mir Honig trägt. -- Nimm um
"deines Sohnes willen die Gefallenen auf, die
"sich mit der Tugend aussöhnen, und über ihre
"Verirrungen weinen. -- Laß mir die Freude,
"am Ende eines jeden verlebten Tages, wenn
"ich das Zimmer schließe, zu denken, daß ich
"dir und deinem Heil näher bin, daß wenigstens
"die Bürden dieses Tages getragen sind, daß
"wenigstens diese Leiden nicht wieder kom-
"men." --

"Dank sey dir, mein Vater, für unvermu-
"thete Wohlthaten, für die Liebe von andern
"Menschen, für heilsame Züchtigungen, für nö-
"thige Demüthigungen, für väterliche Prüfun-
"gen, für lehrreiche Trübsale, für jedes über-
"standne Leiden, für die ganze Summe deiner
"Gutthaten, und deiner an mich gewendeten
"Bemü-
b
„an fremdem Gute nagt, ſo laß mir ein gutes
„Gewiſſen mehr werth ſeyn, als Gold und Sil-
„ber. — Du ſamleſt jede Aſche, und laͤſſeſt
„nichts umkommen in deiner ſchoͤnen Natur.
„Erhalte auch in mir jeden guten Keim, laß ihn
„aufwachſen und in der Ewigkeit Fruͤchte tra-
„gen. — Ehe die grauen Haare am Scheitel
„wehen, entwoͤhne mich vom Spielplatz der
„Welt. — Sey fuͤr die Blume geprieſen, die der
„Biene und mir Honig traͤgt. — Nimm um
„deines Sohnes willen die Gefallenen auf, die
„ſich mit der Tugend ausſoͤhnen, und uͤber ihre
„Verirrungen weinen. — Laß mir die Freude,
„am Ende eines jeden verlebten Tages, wenn
„ich das Zimmer ſchließe, zu denken, daß ich
„dir und deinem Heil naͤher bin, daß wenigſtens
„die Buͤrden dieſes Tages getragen ſind, daß
„wenigſtens dieſe Leiden nicht wieder kom-
„men.“ —

„Dank ſey dir, mein Vater, fuͤr unvermu-
„thete Wohlthaten, fuͤr die Liebe von andern
„Menſchen, fuͤr heilſame Zuͤchtigungen, fuͤr noͤ-
„thige Demuͤthigungen, fuͤr vaͤterliche Pruͤfun-
„gen, fuͤr lehrreiche Truͤbſale, fuͤr jedes uͤber-
„ſtandne Leiden, fuͤr die ganze Summe deiner
„Gutthaten, und deiner an mich gewendeten
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[XVII/0023] „an fremdem Gute nagt, ſo laß mir ein gutes „Gewiſſen mehr werth ſeyn, als Gold und Sil- „ber. — Du ſamleſt jede Aſche, und laͤſſeſt „nichts umkommen in deiner ſchoͤnen Natur. „Erhalte auch in mir jeden guten Keim, laß ihn „aufwachſen und in der Ewigkeit Fruͤchte tra- „gen. — Ehe die grauen Haare am Scheitel „wehen, entwoͤhne mich vom Spielplatz der „Welt. — Sey fuͤr die Blume geprieſen, die der „Biene und mir Honig traͤgt. — Nimm um „deines Sohnes willen die Gefallenen auf, die „ſich mit der Tugend ausſoͤhnen, und uͤber ihre „Verirrungen weinen. — Laß mir die Freude, „am Ende eines jeden verlebten Tages, wenn „ich das Zimmer ſchließe, zu denken, daß ich „dir und deinem Heil naͤher bin, daß wenigſtens „die Buͤrden dieſes Tages getragen ſind, daß „wenigſtens dieſe Leiden nicht wieder kom- „men.“ — „Dank ſey dir, mein Vater, fuͤr unvermu- „thete Wohlthaten, fuͤr die Liebe von andern „Menſchen, fuͤr heilſame Zuͤchtigungen, fuͤr noͤ- „thige Demuͤthigungen, fuͤr vaͤterliche Pruͤfun- „gen, fuͤr lehrreiche Truͤbſale, fuͤr jedes uͤber- „ſtandne Leiden, fuͤr die ganze Summe deiner „Gutthaten, und deiner an mich gewendeten „Bemuͤ- b

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/23>, abgerufen am 29.03.2024.