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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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gebaut werden, und dabei die Körn- und Trockenhäuser.
Der König gibt alle Jahr 800. Thaler zur Unterhaltung
des Thiergartens her. Niemand als der Oberförster darf
die Hasen und Rehe darin schiessen. Aber unangenehm
ist der ewig herumfliegende feine Staub von der feinsten
Sanderde, der Manchem Augen und Lunge verderbt, und
wenns regnet, erschrecklichen Koth macht.

Auf den Abend speißte ich mit Hrn. Rendant Sieg-
fried
und Hrn. Kammergerichtsrath Meier, seiner Frau
und Schwester.

Den 11ten Sept.

Heute sah ich einen Rekrutentransport in die
Stadt bringen. Es mochten wohl 100. Mann und drü-
ber seyn, ein buntes Gemisch. Viele Reichsländer wa-
ren darunter, viele sahen traurig aus, undhingen den Kopf.
Neben ihnen defilirte eben ein Regiment znm Thore hin-
aus. Da konnten sie sehen, was sie waren; und was
sie werden sollten! -- --

Weil man wegen der Ankunft des Königs im Schlos-
se heute nichts zu sehen bekommen konnte; so ging ich
mit der gestrigen Gesellschaft noch einmahl in andre Ge-
genden des Thiergartens spazieren, und besahen den
Neptun, des Hofjägers Wohnung, Inseln, Statüen,
eines Offiziers Eremitage, Schlangenwege, und tran-
ken hoch oben unter einer Linde Kaffee.

Mittags kam der König in einem ganz simpeln
Wagen! --

Nachmittags besuchte ich den Kupferstecher

Hrn. Meil, und besah seine vortrefliche Werke, und
seine artige Sammlung von Büsten, Malereien, Anti-
ken etc. Nach ihm ferner

Die

gebaut werden, und dabei die Koͤrn- und Trockenhaͤuſer.
Der Koͤnig gibt alle Jahr 800. Thaler zur Unterhaltung
des Thiergartens her. Niemand als der Oberfoͤrſter darf
die Haſen und Rehe darin ſchieſſen. Aber unangenehm
iſt der ewig herumfliegende feine Staub von der feinſten
Sanderde, der Manchem Augen und Lunge verderbt, und
wenns regnet, erſchrecklichen Koth macht.

Auf den Abend ſpeißte ich mit Hrn. Rendant Sieg-
fried
und Hrn. Kammergerichtsrath Meier, ſeiner Frau
und Schweſter.

Den 11ten Sept.

Heute ſah ich einen Rekrutentransport in die
Stadt bringen. Es mochten wohl 100. Mann und druͤ-
ber ſeyn, ein buntes Gemiſch. Viele Reichslaͤnder wa-
ren darunter, viele ſahen traurig aus, undhingen den Kopf.
Neben ihnen defilirte eben ein Regiment znm Thore hin-
aus. Da konnten ſie ſehen, was ſie waren; und was
ſie werden ſollten! — —

Weil man wegen der Ankunft des Koͤnigs im Schloſ-
ſe heute nichts zu ſehen bekommen konnte; ſo ging ich
mit der geſtrigen Geſellſchaft noch einmahl in andre Ge-
genden des Thiergartens ſpazieren, und beſahen den
Neptun, des Hofjaͤgers Wohnung, Inſeln, Statuͤen,
eines Offiziers Eremitage, Schlangenwege, und tran-
ken hoch oben unter einer Linde Kaffee.

Mittags kam der Koͤnig in einem ganz ſimpeln
Wagen! —

Nachmittags beſuchte ich den Kupferſtecher

Hrn. Meil, und beſah ſeine vortrefliche Werke, und
ſeine artige Sammlung von Buͤſten, Malereien, Anti-
ken ꝛc. Nach ihm ferner

Die
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[194/0232] gebaut werden, und dabei die Koͤrn- und Trockenhaͤuſer. Der Koͤnig gibt alle Jahr 800. Thaler zur Unterhaltung des Thiergartens her. Niemand als der Oberfoͤrſter darf die Haſen und Rehe darin ſchieſſen. Aber unangenehm iſt der ewig herumfliegende feine Staub von der feinſten Sanderde, der Manchem Augen und Lunge verderbt, und wenns regnet, erſchrecklichen Koth macht. Auf den Abend ſpeißte ich mit Hrn. Rendant Sieg- fried und Hrn. Kammergerichtsrath Meier, ſeiner Frau und Schweſter. Den 11ten Sept. Heute ſah ich einen Rekrutentransport in die Stadt bringen. Es mochten wohl 100. Mann und druͤ- ber ſeyn, ein buntes Gemiſch. Viele Reichslaͤnder wa- ren darunter, viele ſahen traurig aus, undhingen den Kopf. Neben ihnen defilirte eben ein Regiment znm Thore hin- aus. Da konnten ſie ſehen, was ſie waren; und was ſie werden ſollten! — — Weil man wegen der Ankunft des Koͤnigs im Schloſ- ſe heute nichts zu ſehen bekommen konnte; ſo ging ich mit der geſtrigen Geſellſchaft noch einmahl in andre Ge- genden des Thiergartens ſpazieren, und beſahen den Neptun, des Hofjaͤgers Wohnung, Inſeln, Statuͤen, eines Offiziers Eremitage, Schlangenwege, und tran- ken hoch oben unter einer Linde Kaffee. Mittags kam der Koͤnig in einem ganz ſimpeln Wagen! — Nachmittags beſuchte ich den Kupferſtecher Hrn. Meil, und beſah ſeine vortrefliche Werke, und ſeine artige Sammlung von Buͤſten, Malereien, Anti- ken ꝛc. Nach ihm ferner Die

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/232>, abgerufen am 29.03.2024.