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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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der hier Aufseher bei der Militärschule und ein Bruder
des Wiener ist. Nie sahen 2. Brüder einander so ähn-
lich, als diese beiden. Er hat starke Familie, und
wohnt deswegen nicht in der Akademie selbst.

Den 24sten Mai.

brachte ich damit zu, daß ich die hiesige Kaiserl. Militär-
akademie
besah. Es ist ein altes Kaiserl. Schloß
an der Seite dazu bestimmt.

Um 5. Uhr muß der Hauptmann, der die Auf-
sicht hat, in der Akademie seyn.

Wir sahen zuerst im Park, wie die ältesten Eleven
zu Pferde manoeuvrirten. Der Rittmeister lies sie sich
einigemahl schwenken. Man hält deswegen 60. Pferde
bei der Akademie, welche einige alte Dragoner warten
müssen. Von der 10ten Klasse an lernen sie reiten. Es
ist auch ein hölzernes Pferd da, an welchen man ihnen
die vornehmsten Fehler eines Pferdes zeigt. Ferner ler-
nen sie daran, ein Pferd im Kriege aufzupacken, Heu
zu spinnen und es in Netze zu packen.

Im Artilleriesaal stehen die Kriegsmaschinen alle
im Kleinen, auch ist ein eigner Saal mit Maschinen zur
bürgerlichen Baukunst angefüllt.

Auch ein Badhaus ist angelegt, worin die jungen
Leute in Schwimmkleidern schwimmen lernen. Man
läßt nach dem Thermometer warmes und kaltes Wasser
hinein, bis die Jünglinge endlich ins völlig kalte Was-
ser kommen. Sie baden daher mitten im Winter, man
wärmt die Nebenzimmer zum Anziehen, es sind alle-
mahl Aufseher dabei.

Gele-

der hier Aufſeher bei der Militaͤrſchule und ein Bruder
des Wiener iſt. Nie ſahen 2. Bruͤder einander ſo aͤhn-
lich, als dieſe beiden. Er hat ſtarke Familie, und
wohnt deswegen nicht in der Akademie ſelbſt.

Den 24ſten Mai.

brachte ich damit zu, daß ich die hieſige Kaiſerl. Militaͤr-
akademie
beſah. Es iſt ein altes Kaiſerl. Schloß
an der Seite dazu beſtimmt.

Um 5. Uhr muß der Hauptmann, der die Auf-
ſicht hat, in der Akademie ſeyn.

Wir ſahen zuerſt im Park, wie die aͤlteſten Eleven
zu Pferde manoeuvrirten. Der Rittmeiſter lies ſie ſich
einigemahl ſchwenken. Man haͤlt deswegen 60. Pferde
bei der Akademie, welche einige alte Dragoner warten
muͤſſen. Von der 10ten Klaſſe an lernen ſie reiten. Es
iſt auch ein hoͤlzernes Pferd da, an welchen man ihnen
die vornehmſten Fehler eines Pferdes zeigt. Ferner ler-
nen ſie daran, ein Pferd im Kriege aufzupacken, Heu
zu ſpinnen und es in Netze zu packen.

Im Artillerieſaal ſtehen die Kriegsmaſchinen alle
im Kleinen, auch iſt ein eigner Saal mit Maſchinen zur
buͤrgerlichen Baukunſt angefuͤllt.

Auch ein Badhaus iſt angelegt, worin die jungen
Leute in Schwimmkleidern ſchwimmen lernen. Man
laͤßt nach dem Thermometer warmes und kaltes Waſſer
hinein, bis die Juͤnglinge endlich ins voͤllig kalte Waſ-
ſer kommen. Sie baden daher mitten im Winter, man
waͤrmt die Nebenzimmer zum Anziehen, es ſind alle-
mahl Aufſeher dabei.

Gele-
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[608/0646] der hier Aufſeher bei der Militaͤrſchule und ein Bruder des Wiener iſt. Nie ſahen 2. Bruͤder einander ſo aͤhn- lich, als dieſe beiden. Er hat ſtarke Familie, und wohnt deswegen nicht in der Akademie ſelbſt. Den 24ſten Mai. brachte ich damit zu, daß ich die hieſige Kaiſerl. Militaͤr- akademie beſah. Es iſt ein altes Kaiſerl. Schloß an der Seite dazu beſtimmt. Um 5. Uhr muß der Hauptmann, der die Auf- ſicht hat, in der Akademie ſeyn. Wir ſahen zuerſt im Park, wie die aͤlteſten Eleven zu Pferde manoeuvrirten. Der Rittmeiſter lies ſie ſich einigemahl ſchwenken. Man haͤlt deswegen 60. Pferde bei der Akademie, welche einige alte Dragoner warten muͤſſen. Von der 10ten Klaſſe an lernen ſie reiten. Es iſt auch ein hoͤlzernes Pferd da, an welchen man ihnen die vornehmſten Fehler eines Pferdes zeigt. Ferner ler- nen ſie daran, ein Pferd im Kriege aufzupacken, Heu zu ſpinnen und es in Netze zu packen. Im Artillerieſaal ſtehen die Kriegsmaſchinen alle im Kleinen, auch iſt ein eigner Saal mit Maſchinen zur buͤrgerlichen Baukunſt angefuͤllt. Auch ein Badhaus iſt angelegt, worin die jungen Leute in Schwimmkleidern ſchwimmen lernen. Man laͤßt nach dem Thermometer warmes und kaltes Waſſer hinein, bis die Juͤnglinge endlich ins voͤllig kalte Waſ- ſer kommen. Sie baden daher mitten im Winter, man waͤrmt die Nebenzimmer zum Anziehen, es ſind alle- mahl Aufſeher dabei. Gele-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/646>, abgerufen am 28.03.2024.