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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Spinnhaus, das dabei liegt. Waisenhäuser sind
auch da *).

Einer der schönsten Plätze in der Stadt, ist der
Inngfernstieg, an der Alster. Die Alster, ein brei-
tes, klares, grünlichtes, sanftes Wasser kommt bis in
die Stadt hinein, wird da en quarre von einem Spa-
ziergange, von Häusern und vom Wall eingeschlossen,
und geht noch viele Meilen weit über die Stadt hinaus.
An der Seite, wo das Wasser anstößt, ist ein trockner,
zu beiden Seiten mit Bäumen, und auf der Stadtseite
noch mit schönen Häusern umgebner, wohl ein halbtau-
send Schuh langer Spaziergang angelegt. Auf dem
Wasser stehen überall kleine Schüten, die man des
Sommers miethet, um sich da zu vergnügen. Man
fährt auch wohl auf ein Wirthshaus vor der Stadt, und
speiset dort, oder man nimmt das Essen mit in die Schü-
te, und divertirt sich dabei auf dem Wasser mit Musik.
Die Schüten heissen Archen, oder Stubenschiffe, wenn
ein kleines Gebäude mit Tischen und Fenstern dar-
in ist.

Der Wall um die Stadt ist sehr breit, mit Bäu-
men auf beiden Seiten bepflanzt, und wohl eine Meile
lang mit grossen und kleinen Kanonen, mit Wachen, Kon-
stablerhäusern und Magazinen besetzt. Man geht da
über 3-4. Thore weg, das Steinthor ist eins von den
grösten. Man darf oben fahren und reiten. Es ist die
prächtigste Aussicht über die Elbe und den Hafen hin.
Bei heiterm Wetter kan man bis nach Harburg sehen.

Die
*) Diese Gebäude und das Waisenhaus nebst dem Pest-
haus oder Siechenhaus, wo täglich wohl 900. Per-
sonen verpflegt werden, kosten der Stadt sehr viel.

Spinnhaus, das dabei liegt. Waiſenhaͤuſer ſind
auch da *).

Einer der ſchoͤnſten Plaͤtze in der Stadt, iſt der
Inngfernſtieg, an der Alſter. Die Alſter, ein brei-
tes, klares, gruͤnlichtes, ſanftes Waſſer kommt bis in
die Stadt hinein, wird da en quarré von einem Spa-
ziergange, von Haͤuſern und vom Wall eingeſchloſſen,
und geht noch viele Meilen weit uͤber die Stadt hinaus.
An der Seite, wo das Waſſer anſtoͤßt, iſt ein trockner,
zu beiden Seiten mit Baͤumen, und auf der Stadtſeite
noch mit ſchoͤnen Haͤuſern umgebner, wohl ein halbtau-
ſend Schuh langer Spaziergang angelegt. Auf dem
Waſſer ſtehen uͤberall kleine Schuͤten, die man des
Sommers miethet, um ſich da zu vergnuͤgen. Man
faͤhrt auch wohl auf ein Wirthshaus vor der Stadt, und
ſpeiſet dort, oder man nimmt das Eſſen mit in die Schuͤ-
te, und divertirt ſich dabei auf dem Waſſer mit Muſik.
Die Schuͤten heiſſen Archen, oder Stubenſchiffe, wenn
ein kleines Gebaͤude mit Tiſchen und Fenſtern dar-
in iſt.

Der Wall um die Stadt iſt ſehr breit, mit Baͤu-
men auf beiden Seiten bepflanzt, und wohl eine Meile
lang mit groſſen und kleinen Kanonen, mit Wachen, Kon-
ſtablerhaͤuſern und Magazinen beſetzt. Man geht da
uͤber 3-4. Thore weg, das Steinthor iſt eins von den
groͤſten. Man darf oben fahren und reiten. Es iſt die
praͤchtigſte Ausſicht uͤber die Elbe und den Hafen hin.
Bei heiterm Wetter kan man bis nach Harburg ſehen.

Die
*) Dieſe Gebaͤude und das Waiſenhaus nebſt dem Peſt-
haus oder Siechenhaus, wo taͤglich wohl 900. Per-
ſonen verpflegt werden, koſten der Stadt ſehr viel.
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[667/0705] Spinnhaus, das dabei liegt. Waiſenhaͤuſer ſind auch da *). Einer der ſchoͤnſten Plaͤtze in der Stadt, iſt der Inngfernſtieg, an der Alſter. Die Alſter, ein brei- tes, klares, gruͤnlichtes, ſanftes Waſſer kommt bis in die Stadt hinein, wird da en quarré von einem Spa- ziergange, von Haͤuſern und vom Wall eingeſchloſſen, und geht noch viele Meilen weit uͤber die Stadt hinaus. An der Seite, wo das Waſſer anſtoͤßt, iſt ein trockner, zu beiden Seiten mit Baͤumen, und auf der Stadtſeite noch mit ſchoͤnen Haͤuſern umgebner, wohl ein halbtau- ſend Schuh langer Spaziergang angelegt. Auf dem Waſſer ſtehen uͤberall kleine Schuͤten, die man des Sommers miethet, um ſich da zu vergnuͤgen. Man faͤhrt auch wohl auf ein Wirthshaus vor der Stadt, und ſpeiſet dort, oder man nimmt das Eſſen mit in die Schuͤ- te, und divertirt ſich dabei auf dem Waſſer mit Muſik. Die Schuͤten heiſſen Archen, oder Stubenſchiffe, wenn ein kleines Gebaͤude mit Tiſchen und Fenſtern dar- in iſt. Der Wall um die Stadt iſt ſehr breit, mit Baͤu- men auf beiden Seiten bepflanzt, und wohl eine Meile lang mit groſſen und kleinen Kanonen, mit Wachen, Kon- ſtablerhaͤuſern und Magazinen beſetzt. Man geht da uͤber 3-4. Thore weg, das Steinthor iſt eins von den groͤſten. Man darf oben fahren und reiten. Es iſt die praͤchtigſte Ausſicht uͤber die Elbe und den Hafen hin. Bei heiterm Wetter kan man bis nach Harburg ſehen. Die *) Dieſe Gebaͤude und das Waiſenhaus nebſt dem Peſt- haus oder Siechenhaus, wo taͤglich wohl 900. Per- ſonen verpflegt werden, koſten der Stadt ſehr viel.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/705>, abgerufen am 19.04.2024.