Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Berthold Auerbach. Altstrelitz, 28. November 1869.

Bild:
erste Seite
Höchst verehrter Freund[.]


Kaum wage ich es, auf den Wunsch des Verlegers Ihnen das beifol-
gende Büchlein zu senden, weil sich meinem Gedächtnis nur zu
lebhaft die Verse aufdrängen, in denen Homer berichtet, wie Dio-
medes dem Glaukos für die goldene Rüstung eine eherne gebo-
ten. Inständig bitte ich Sie daher, das Büchlein nicht etwa als
Gegengabe ansehen zu wollen, sondern einfach als das, was es ist,
als ein Buch für Kinder. Wenn Sie aus diesen allein richtigen
Gesichtspunkte das zum vorigen Weihnachtsfest erschienene
Büchlein, wie ich zu hoffen wage, seinem Zweck entsprechend
finden und die Verbreitung desselben durch einige empfehlende
Worte, etwa in einer süddeutschen Zeitung, fördern könnten
und wollten, so würden Sie dadurch nicht nur den Verleger, son-
dern auch mich sehr verbinden.

Und nun nur noch einige Worte. Ich will hoffen, daß Sie
mit meiner Besprechung Ihres "Landhauses" nicht ganz unzu-
frieden gewesen. Gern hätte ich eingehender mich über das
vortreffliche Buch ausgesprochen; aber dazu hätte ich einer
Muße bedurft, die ich, bei meiner andrängenden Arbeit am
["]Fremdwörterbuch["], für die ersten Monate aufzutreiben nicht im
Stande gewesen wäre. Und so gebe ich denn Ihrer Mah-

nung
Höchst verehrter Freund[.]


Kaum wage ich es, auf den Wunsch des Verlegers Ihnen das beifol-
gende Büchlein zu senden, weil sich meinem Gedächtnis nur zu
lebhaft die Verse aufdrängen, in denen Homer berichtet, wie Dio-
medes dem Glaukos für die goldene Rüstung eine eherne gebo-
ten. Inständig bitte ich Sie daher, das Büchlein nicht etwa als
Gegengabe ansehen zu wollen, sondern einfach als das, was es ist,
als ein Buch für Kinder. Weñ Sie aus diesen allein richtigen
Gesichtspunkte das zum vorigen Weihnachtsfest erschienene
Büchlein, wie ich zu hoffen wage, seinem Zweck entsprechend
finden und die Verbreitung desselben durch einige empfehlende
Worte, etwa in einer süddeutschen Zeitung, fördern köñten
und wollten, so würden Sie dadurch nicht nur den Verleger, son-
dern auch mich sehr verbinden.

Und nun nur noch einige Worte. Ich will hoffen, daß Sie
mit meiner Besprechung Ihres „Landhauses“ nicht ganz unzu-
frieden gewesen. Gern hätte ich eingehender mich über das
vortreffliche Buch ausgesprochen; aber dazu hätte ich einer
Muße bedurft, die ich, bei meiner andrängenden Arbeit am
[„]Fremdwörterbuch[“], für die ersten Monate aufzutreiben nicht im
Stande gewesen wäre. Und so gebe ich deñ Ihrer Mah-

nung
<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001" n="[1r]"/>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <opener>
          <salute>Höchst verehrter Freund<supplied>.</supplied></salute>
        </opener><lb/>
        <space dim="vertical"/>
        <p>Kaum wage ich es, auf den Wunsch des Verlegers Ihnen das beifol-<lb/>
gende Büchlein zu senden, weil sich meinem Gedächtnis nur zu<lb/>
lebhaft die Verse aufdrängen, in denen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11855333X">Homer</persName> berichtet, wie Dio-<lb/>
medes dem Glaukos für die goldene Rüstung eine eherne gebo-<lb/>
ten. Inständig bitte ich Sie daher, das Büchlein nicht etwa als<lb/>
Gegengabe ansehen zu wollen, sondern einfach als das, was es ist,<lb/>
als ein Buch für Kinder<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Heitere Kinderwelt. Illustriert von Hans Looschen. Mit zwei Musikbeilagen (in Quart) von Emilie Mayer. Neustrelitz 1868.</bibl></note>. Wen&#x0303; Sie aus diesen allein richtigen<lb/>
Gesichtspunkte das zum vorigen Weihnachtsfest erschienene<lb/>
Büchlein, wie ich zu hoffen wage, seinem Zweck entsprechend<lb/>
finden und die Verbreitung desselben durch einige empfehlende<lb/>
Worte, etwa in einer süddeutschen Zeitung, fördern kön&#x0303;ten<lb/>
und wollten, so würden Sie dadurch nicht nur den Verleger, son-<lb/>
dern auch mich sehr verbinden.</p><lb/>
        <p>Und nun nur noch einige Worte. Ich will hoffen, daß Sie<lb/>
mit meiner Besprechung Ihres &#x201E;Landhauses&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Auerbach, Berthold: Das Landhaus am Rhein. Stuttgart 1869.</bibl><ref target="https://archive.org/details/bub_gb_71g6AAAAcAAJ"> Erster Band online verfügbar: Internet Archive abgerufen am 26.02.2019.</ref></note> nicht ganz unzu-<lb/>
frieden gewesen. Gern hätte ich eingehender mich über das<lb/>
vortreffliche Buch ausgesprochen; aber dazu hätte ich einer<lb/>
Muße bedurft, die ich, bei meiner andrängenden Arbeit am<lb/><supplied>&#x201E;</supplied>Fremdwörterbuch<supplied>&#x201C;</supplied><note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Fremdwörterbuch. Leipzig 1871.</bibl><ref target="https://archive.org/details/fremdwrterbuch01sanduoft">Zweite unveränderte Auflage. Leipzig 1891. Erster Band online verfügbar: Internet Archive abgerufen am 26.02.2019.</ref>,                             <ref target="https://archive.org/details/fremdwrterbuch02sanduoft">Zweite unveränderte Auflage. Leipzig 1891. Zweiter Band online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 26.02.2019.</ref></note>, für die ersten Monate aufzutreiben nicht im<lb/>
Stande gewesen wäre. Und so gebe ich den&#x0303; Ihrer Mah-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">nung</fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1r]/0001] Höchst verehrter Freund. Kaum wage ich es, auf den Wunsch des Verlegers Ihnen das beifol- gende Büchlein zu senden, weil sich meinem Gedächtnis nur zu lebhaft die Verse aufdrängen, in denen Homer berichtet, wie Dio- medes dem Glaukos für die goldene Rüstung eine eherne gebo- ten. Inständig bitte ich Sie daher, das Büchlein nicht etwa als Gegengabe ansehen zu wollen, sondern einfach als das, was es ist, als ein Buch für Kinder. Weñ Sie aus diesen allein richtigen Gesichtspunkte das zum vorigen Weihnachtsfest erschienene Büchlein, wie ich zu hoffen wage, seinem Zweck entsprechend finden und die Verbreitung desselben durch einige empfehlende Worte, etwa in einer süddeutschen Zeitung, fördern köñten und wollten, so würden Sie dadurch nicht nur den Verleger, son- dern auch mich sehr verbinden. Und nun nur noch einige Worte. Ich will hoffen, daß Sie mit meiner Besprechung Ihres „Landhauses“ nicht ganz unzu- frieden gewesen. Gern hätte ich eingehender mich über das vortreffliche Buch ausgesprochen; aber dazu hätte ich einer Muße bedurft, die ich, bei meiner andrängenden Arbeit am „Fremdwörterbuch“, für die ersten Monate aufzutreiben nicht im Stande gewesen wäre. Und so gebe ich deñ Ihrer Mah- nung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Linda Martin: Transkription und TEI-Textannotation.
Linda Martin: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_auerbach3_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_auerbach3_1869/1
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Berthold Auerbach. Altstrelitz, 28. November 1869, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_auerbach3_1869/1>, abgerufen am 28.03.2024.