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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] wir auch bereit in dem ersten Theil unserer Academie/ dessen bey fol. 22 gedacht/ auch deren Grundriß/ Facciata, und Profil, samt dem innerlichen Theil in der Platte XXVII. in Kupffer gestochen vorgestellet/ welches dann das übrige sattsam zu erkennen giebet und erkläret/ wie auch denen andern beygesetzten[Spaltenumbruch] Antichen Tempeln des Jupiters/ der Vestae zu Tivoli, Bacchi, Nervae, Trajani und andern/ ferner abzusehen. Der Antichen vortrefflichen Gebrauch in Erbauung deren Tempeln.

Plat. 23. Das XXV. Capittel.
Egyptische Pyramiden.
[Spaltenumbruch]

IN mitler Zeit/ als die Israeliter durch die Epypter/ aus Befehl des Königs/ ohngefehr vor Christi Geburt 1598. mit harter Arbeit und beschwerlichen Frondiensten über die Maaß geplagt worden/ dann wie Josephus und andere schreiben/ haben sie unzehlig viel Gräben machen müssen/ das Wasser aus dem Fluß Nilo darinn zu leiten/ damit das gantze Land gewässert wurde/ wie noch diesen Tag in gantz Egypten der gleichen Gräben an allen Orten zu finden. Uber dis haben sie selbige Gräben mit Dämmen und Schütten verwahren/ auch über alle Maas viel Ziegel und gebackene Steine brennen müssen/ damit viel Städt in Egypten ummauret worden sind. Es halten viel so wol der alten als neuen Historienschreiber dafür/ als Josephus im 2. Buch alter Geschichten/ daß die Unsinnigen Gebäu und unglaubliche Moles so man die Pyramides nennet/ und jenseit des Flusses Nili zwey kleine meilen (von der Stadt Alkayr) noch aufrecht siehen/ durch die Hebreer in währender Dienstbarkeit/ wo nicht alle/ doch zum Theil (dann etliche darunter bey weitem nicht so alt) erbauet worden seyn/ dann ob sie wol auswendig von gehauenen Stücken/ sind doch die Innengebäu und Gewölber von gebackenen Steinen. So bezeugt Herodotus, im andern Buch seiner Historien/ daß etliche Pyramides gantz von gebackenen Steinen erbauet worden seyn/ und zwar sind diese Gebäu so alt/ daß man/ wie Plinius im 36. Buch klagt/ nicht mehr wol weis/ wer sie erbauet. Ob nun wol diese über die Maas kostbare Gebäu nicht allein zu diesem Ende erbauet worden/ daß sie eine Anzeigung der grossen Macht und Reichthum Aegypti bey der Posteritet wären/ sondern auch den Königen/ so sie erbauet/ nach ihren Tode zu Begräbnussen dieneten/ so meldet doch Diodor. Siculus, daß es ihrer keinem so gut werden mögen/ daß er in derer einer begraben worden/ dann das Volck zum Theil durch die übermässige Arbeit beschweret/ zum Theil durch Hochmut und grosse Tyranney betrübet/ einen solchen Widerwillen gegen sie gefasst/ daß sie den todten Cörper Gewalt angethan/ ja/ auch wol in Stücken zerrissen/ daher andere weise worden/ und ihren Dienern befohlen/ daß man sie an einem unachtbaren Ort zur Erden bestatten solte/ des Volcks Unsinnigkeit zuentfliehen. Es haben von diesen Wunder-Gebäuen verschiedene Scribenten geschrieben/ halten sie aber alle für unnötige Wercke/ so allein zu Erweisung des Königlichen Reichthum/ Macht und Menge[Spaltenumbruch] des Gewalts/ angefangen worden/ an der Grösten und Höchsten haben 360000. Menschen 20. gantzer Jahr ohne unterlas gearbeitet/ unter dem König Chemis, den Herodotus Cheops nennet/ zwo unter diesen Pyramiden/ weil sie die andern alle in der Grösse übertroffen/ sind iederzeit unter die sieben Wunderwerck der Welt gerechnet worden. Die Höhe übertrifft die Breite etwas/ doch nicht so gar viel/ das sie also fast einen Dreyangel machen. Wir haben dem Leser ihre warhaffte Figur dem Leben nach vor Augen stellen wollen/ bevorab weil wir davor halten/ daß zwar viel/ so von unsern Landen in Egypten gereiset/ selbige beschrieben/ aber keiner so gründlich und eigentlich abgerissen/ als eigenhändig der curiose Herr Johann Michael Mändlein/ von Nürnberg/ selbsten mit besonderm Fleiß also bezeichnet/ wie hiernach folget.

Das Fundament hält in der Circumferenz und Umkreiß 12728. Schuh/ und also iede Seiten von einer Eck zum andern/ 682. Schuh. Die Höhe von der Erden bis zu der Spitzen dem Centro nach/ betrifft 520. Schuh. Von aussen bis an die Spitzen seind 208. Staffeln und deren iede von 21/2 in 3. Schuh hoch. Der Platz zu öberst hält in sich 68. Schuh/ nach der Circumferenz/ darob ligen sechs grosse Stein voller Namen von mancherley Sprachen zum Gedächtnus eingegraben.

Die Thür/ oder der Eingang ist 4. Schuh hoch und breit/ der Zwerg-Stein ober der Thür II. Schuhlang und 6. breit.

Der erste Gang so hinabwerts declinirt ist lang 95. Schuh/ und 4. Schuh hoch/ und die Höle am Ende dieses Gangs 20. Schuh hoch/ und 12. Schuh lang.

Der ander Gang declinirt aufwerts und hat in die Länge 100. Schuh/ am Ende desselben auf der rechten Hand ist eine Thür/ und dabey ein sehr tiefes Loch/ in welches man in den eingehauenen Fußtritten/ so es zu beeden Seiten hat/ gar leichlichen hinunter steigen kan. Im Zuruckgang bemeldter Thür auf der rechten Hand/ komt man durch einen nicht gar langen Gang/ in eine gewölbte und schöne ausgemaurte Kammer/ da es an der Wand etwan 11/2 Manns hoch/ ein vierecket Loch hat/ so ein anderer Gang seyn mag/ und ist diese Kammer lang 25. Schuh und 30. Sch. hoch. Im herausgehen dieser Kammer/ steigt man zuruck über dieselbe etliche Schritt in einen andern Gang/ welcher bey 30. Schuh hoch gewölbt/ 110. Schuh lang/ und 10. Schuh breit/ auch auf beeden Seiten gleich

[Spaltenumbruch] wir auch bereit in dem ersten Theil unserer Academie/ dessen bey fol. 22 gedacht/ auch deren Grundriß/ Facciata, und Profil, samt dem innerlichen Theil in der Platte XXVII. in Kupffer gestochen vorgestellet/ welches dann das übrige sattsam zu erkennen giebet und erkläret/ wie auch denen andern beygesetzten[Spaltenumbruch] Antichen Tempeln des Jupiters/ der Vestae zu Tivoli, Bacchi, Nervae, Trajani und andern/ ferner abzusehen. Der Antichen vortrefflichen Gebrauch in Erbauung deren Tempeln.

Plat. 23. Das XXV. Capittel.
Egyptische Pyramiden.
[Spaltenumbruch]

IN mitler Zeit/ als die Israeliter durch die Epypter/ aus Befehl des Königs/ ohngefehr vor Christi Geburt 1598. mit harter Arbeit und beschwerlichen Frondiensten über die Maaß geplagt worden/ dann wie Josephus und andere schreiben/ haben sie unzehlig viel Gräben machen müssen/ das Wasser aus dem Fluß Nilo darinn zu leiten/ damit das gantze Land gewässert wurde/ wie noch diesen Tag in gantz Egypten der gleichen Gräben an allen Orten zu finden. Uber dis haben sie selbige Gräben mit Dämmen und Schütten verwahren/ auch über alle Maas viel Ziegel und gebackene Steine brennen müssen/ damit viel Städt in Egypten ummauret worden sind. Es halten viel so wol der alten als neuen Historienschreiber dafür/ als Josephus im 2. Buch alter Geschichten/ daß die Unsinnigen Gebäu und unglaubliche Moles so man die Pyramides nennet/ und jenseit des Flusses Nili zwey kleine meilen (von der Stadt Alkayr) noch aufrecht siehen/ durch die Hebreer in währender Dienstbarkeit/ wo nicht alle/ doch zum Theil (dann etliche darunter bey weitem nicht so alt) erbauet worden seyn/ dann ob sie wol auswendig von gehauenen Stücken/ sind doch die Innengebäu und Gewölber von gebackenen Steinen. So bezeugt Herodotus, im andern Buch seiner Historien/ daß etliche Pyramides gantz von gebackenen Steinen erbauet worden seyn/ und zwar sind diese Gebäu so alt/ daß man/ wie Plinius im 36. Buch klagt/ nicht mehr wol weis/ wer sie erbauet. Ob nun wol diese über die Maas kostbare Gebäu nicht allein zu diesem Ende erbauet worden/ daß sie eine Anzeigung der grossen Macht und Reichthum Aegypti bey der Posteritet wären/ sondern auch den Königen/ so sie erbauet/ nach ihren Tode zu Begräbnussen dieneten/ so meldet doch Diodor. Siculus, daß es ihrer keinem so gut werden mögen/ daß er in derer einer begraben worden/ dann das Volck zum Theil durch die übermässige Arbeit beschweret/ zum Theil durch Hochmut und grosse Tyranney betrübet/ einen solchen Widerwillen gegen sie gefasst/ daß sie den todten Cörper Gewalt angethan/ ja/ auch wol in Stücken zerrissen/ daher andere weise worden/ und ihren Dienern befohlen/ daß man sie an einem unachtbaren Ort zur Erden bestatten solte/ des Volcks Unsinnigkeit zuentfliehen. Es haben von diesen Wunder-Gebäuen verschiedene Scribenten geschrieben/ halten sie aber alle für unnötige Wercke/ so allein zu Erweisung des Königlichen Reichthum/ Macht und Menge[Spaltenumbruch] des Gewalts/ angefangen worden/ an der Grösten und Höchsten haben 360000. Menschen 20. gantzer Jahr ohne unterlas gearbeitet/ unter dem König Chemis, den Herodotus Cheops nennet/ zwo unter diesen Pyramiden/ weil sie die andern alle in der Grösse übertroffen/ sind iederzeit unter die sieben Wunderwerck der Welt gerechnet worden. Die Höhe übertrifft die Breite etwas/ doch nicht so gar viel/ das sie also fast einen Dreyangel machen. Wir haben dem Leser ihre warhaffte Figur dem Leben nach vor Augen stellen wollen/ bevorab weil wir davor halten/ daß zwar viel/ so von unsern Landen in Egypten gereiset/ selbige beschrieben/ aber keiner so gründlich und eigentlich abgerissen/ als eigenhändig der curiose Herr Johann Michael Mändlein/ von Nürnberg/ selbsten mit besonderm Fleiß also bezeichnet/ wie hiernach folget.

Das Fundament hält in der Circumferenz und Umkreiß 12728. Schuh/ und also iede Seiten von einer Eck zum andern/ 682. Schuh. Die Höhe von der Erden bis zu der Spitzen dem Centro nach/ betrifft 520. Schuh. Von aussen bis an die Spitzen seind 208. Staffeln und deren iede von 2½ in 3. Schuh hoch. Der Platz zu öberst hält in sich 68. Schuh/ nach der Circumferenz/ darob ligen sechs grosse Stein voller Namen von mancherley Sprachen zum Gedächtnus eingegraben.

Die Thür/ oder der Eingang ist 4. Schuh hoch und breit/ der Zwerg-Stein ober der Thür II. Schuhlang und 6. breit.

Der erste Gang so hinabwerts declinirt ist lang 95. Schuh/ und 4. Schuh hoch/ und die Höle am Ende dieses Gangs 20. Schuh hoch/ und 12. Schuh lang.

Der ander Gang declinirt aufwerts und hat in die Länge 100. Schuh/ am Ende desselben auf der rechten Hand ist eine Thür/ und dabey ein sehr tiefes Loch/ in welches man in den eingehauenen Fußtritten/ so es zu beeden Seiten hat/ gar leichlichen hinunter steigen kan. Im Zuruckgang bemeldter Thür auf der rechten Hand/ komt man durch einen nicht gar langen Gang/ in eine gewölbte und schöne ausgemaurte Kammer/ da es an der Wand etwan 1½ Manns hoch/ ein vierecket Loch hat/ so ein anderer Gang seyn mag/ und ist diese Kammer lang 25. Schuh und 30. Sch. hoch. Im herausgehen dieser Kammer/ steigt man zuruck über dieselbe etliche Schritt in einen andern Gang/ welcher bey 30. Schuh hoch gewölbt/ 110. Schuh lang/ und 10. Schuh breit/ auch auf beeden Seiten gleich

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[[I (Architektur), S. 26]/0223] wir auch bereit in dem ersten Theil unserer Academie/ dessen bey fol. 22 gedacht/ auch deren Grundriß/ Facciata, und Profil, samt dem innerlichen Theil in der Platte XXVII. in Kupffer gestochen vorgestellet/ welches dann das übrige sattsam zu erkennen giebet und erkläret/ wie auch denen andern beygesetzten Antichen Tempeln des Jupiters/ der Vestae zu Tivoli, Bacchi, Nervae, Trajani und andern/ ferner abzusehen. Der Antichen vortrefflichen Gebrauch in Erbauung deren Tempeln. Das XXV. Capittel. Egyptische Pyramiden. IN mitler Zeit/ als die Israeliter durch die Epypter/ aus Befehl des Königs/ ohngefehr vor Christi Geburt 1598. mit harter Arbeit und beschwerlichen Frondiensten über die Maaß geplagt worden/ dann wie Josephus und andere schreiben/ haben sie unzehlig viel Gräben machen müssen/ das Wasser aus dem Fluß Nilo darinn zu leiten/ damit das gantze Land gewässert wurde/ wie noch diesen Tag in gantz Egypten der gleichen Gräben an allen Orten zu finden. Uber dis haben sie selbige Gräben mit Dämmen und Schütten verwahren/ auch über alle Maas viel Ziegel und gebackene Steine brennen müssen/ damit viel Städt in Egypten ummauret worden sind. Es halten viel so wol der alten als neuen Historienschreiber dafür/ als Josephus im 2. Buch alter Geschichten/ daß die Unsinnigen Gebäu und unglaubliche Moles so man die Pyramides nennet/ und jenseit des Flusses Nili zwey kleine meilen (von der Stadt Alkayr) noch aufrecht siehen/ durch die Hebreer in währender Dienstbarkeit/ wo nicht alle/ doch zum Theil (dann etliche darunter bey weitem nicht so alt) erbauet worden seyn/ dann ob sie wol auswendig von gehauenen Stücken/ sind doch die Innengebäu und Gewölber von gebackenen Steinen. So bezeugt Herodotus, im andern Buch seiner Historien/ daß etliche Pyramides gantz von gebackenen Steinen erbauet worden seyn/ und zwar sind diese Gebäu so alt/ daß man/ wie Plinius im 36. Buch klagt/ nicht mehr wol weis/ wer sie erbauet. Ob nun wol diese über die Maas kostbare Gebäu nicht allein zu diesem Ende erbauet worden/ daß sie eine Anzeigung der grossen Macht und Reichthum Aegypti bey der Posteritet wären/ sondern auch den Königen/ so sie erbauet/ nach ihren Tode zu Begräbnussen dieneten/ so meldet doch Diodor. Siculus, daß es ihrer keinem so gut werden mögen/ daß er in derer einer begraben worden/ dann das Volck zum Theil durch die übermässige Arbeit beschweret/ zum Theil durch Hochmut und grosse Tyranney betrübet/ einen solchen Widerwillen gegen sie gefasst/ daß sie den todten Cörper Gewalt angethan/ ja/ auch wol in Stücken zerrissen/ daher andere weise worden/ und ihren Dienern befohlen/ daß man sie an einem unachtbaren Ort zur Erden bestatten solte/ des Volcks Unsinnigkeit zuentfliehen. Es haben von diesen Wunder-Gebäuen verschiedene Scribenten geschrieben/ halten sie aber alle für unnötige Wercke/ so allein zu Erweisung des Königlichen Reichthum/ Macht und Menge des Gewalts/ angefangen worden/ an der Grösten und Höchsten haben 360000. Menschen 20. gantzer Jahr ohne unterlas gearbeitet/ unter dem König Chemis, den Herodotus Cheops nennet/ zwo unter diesen Pyramiden/ weil sie die andern alle in der Grösse übertroffen/ sind iederzeit unter die sieben Wunderwerck der Welt gerechnet worden. Die Höhe übertrifft die Breite etwas/ doch nicht so gar viel/ das sie also fast einen Dreyangel machen. Wir haben dem Leser ihre warhaffte Figur dem Leben nach vor Augen stellen wollen/ bevorab weil wir davor halten/ daß zwar viel/ so von unsern Landen in Egypten gereiset/ selbige beschrieben/ aber keiner so gründlich und eigentlich abgerissen/ als eigenhändig der curiose Herr Johann Michael Mändlein/ von Nürnberg/ selbsten mit besonderm Fleiß also bezeichnet/ wie hiernach folget. Das Fundament hält in der Circumferenz und Umkreiß 12728. Schuh/ und also iede Seiten von einer Eck zum andern/ 682. Schuh. Die Höhe von der Erden bis zu der Spitzen dem Centro nach/ betrifft 520. Schuh. Von aussen bis an die Spitzen seind 208. Staffeln und deren iede von 2½ in 3. Schuh hoch. Der Platz zu öberst hält in sich 68. Schuh/ nach der Circumferenz/ darob ligen sechs grosse Stein voller Namen von mancherley Sprachen zum Gedächtnus eingegraben. Die Thür/ oder der Eingang ist 4. Schuh hoch und breit/ der Zwerg-Stein ober der Thür II. Schuhlang und 6. breit. Der erste Gang so hinabwerts declinirt ist lang 95. Schuh/ und 4. Schuh hoch/ und die Höle am Ende dieses Gangs 20. Schuh hoch/ und 12. Schuh lang. Der ander Gang declinirt aufwerts und hat in die Länge 100. Schuh/ am Ende desselben auf der rechten Hand ist eine Thür/ und dabey ein sehr tiefes Loch/ in welches man in den eingehauenen Fußtritten/ so es zu beeden Seiten hat/ gar leichlichen hinunter steigen kan. Im Zuruckgang bemeldter Thür auf der rechten Hand/ komt man durch einen nicht gar langen Gang/ in eine gewölbte und schöne ausgemaurte Kammer/ da es an der Wand etwan 1½ Manns hoch/ ein vierecket Loch hat/ so ein anderer Gang seyn mag/ und ist diese Kammer lang 25. Schuh und 30. Sch. hoch. Im herausgehen dieser Kammer/ steigt man zuruck über dieselbe etliche Schritt in einen andern Gang/ welcher bey 30. Schuh hoch gewölbt/ 110. Schuh lang/ und 10. Schuh breit/ auch auf beeden Seiten gleich

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/223>, abgerufen am 29.03.2024.