Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 222. Arbitrariae actiones. (Fortsetzung.)
§. 222.
Arten der Klagen. Arbitrariae actiones. (Fortsetzung.)

Auf die Frage, welchen Klagen der Name arbitrariae,
also auch die eben erklärte Eigenthümlichkeit, zukam, läßt
sich eine allgemeine, wie ich glaube völlig sichere, Antwort
geben. Diese wird dann noch durch Anwendung auf ein-
zelne Fälle zu bestätigen seyn.

Die allgemeine Regel ist so auszudrücken: arbitrariae
waren alle freye Klagen, worin sich, nach ihrem beson-
deren Inhalt, das oben beschriebene Verfahren als an-
wendbar
zeigte.

Durch die erste Bestimmung sind ausgeschlossen alle
Condictionen, so wie alle civile Delictsklagen, auch zeigt
sich bey keiner derselben die geringste Spur eines solchen
Verfahrens, ja es würde dieses der beschränkten Stellung
des Judex in jenen Klagen völlig widersprechen. -- Da-
gegen sind, von dieser Seite her, zugelassen: die bonae
fidei,
die in rem actiones, so wie alle prätorische Klagen.

Schwieriger ist die zweyte Bestimmung, welche die
Anwendbarkeit des oben beschriebenen besonderen Ver-
fahrens zum Gegenstand hat, und wodurch viele freye
Klagen von der Klasse der arbitrariae actiones ausge-
schlossen werden. Zwar die Ausdrücke arbitrium und ar-
biter,
die durchaus für alle freye Klagen gelten (§ 218),

der actio quod metus causa die
Worte: neque ea res arbitrio
judicis restituetur. L. 14 § 11
quod metus
(4. 2.)
§. 222. Arbitrariae actiones. (Fortſetzung.)
§. 222.
Arten der Klagen. Arbitrariae actiones. (Fortſetzung.)

Auf die Frage, welchen Klagen der Name arbitrariae,
alſo auch die eben erklärte Eigenthümlichkeit, zukam, läßt
ſich eine allgemeine, wie ich glaube völlig ſichere, Antwort
geben. Dieſe wird dann noch durch Anwendung auf ein-
zelne Fälle zu beſtätigen ſeyn.

Die allgemeine Regel iſt ſo auszudrücken: arbitrariae
waren alle freye Klagen, worin ſich, nach ihrem beſon-
deren Inhalt, das oben beſchriebene Verfahren als an-
wendbar
zeigte.

Durch die erſte Beſtimmung ſind ausgeſchloſſen alle
Condictionen, ſo wie alle civile Delictsklagen, auch zeigt
ſich bey keiner derſelben die geringſte Spur eines ſolchen
Verfahrens, ja es würde dieſes der beſchränkten Stellung
des Judex in jenen Klagen völlig widerſprechen. — Da-
gegen ſind, von dieſer Seite her, zugelaſſen: die bonae
fidei,
die in rem actiones, ſo wie alle prätoriſche Klagen.

Schwieriger iſt die zweyte Beſtimmung, welche die
Anwendbarkeit des oben beſchriebenen beſonderen Ver-
fahrens zum Gegenſtand hat, und wodurch viele freye
Klagen von der Klaſſe der arbitrariae actiones ausge-
ſchloſſen werden. Zwar die Ausdrücke arbitrium und ar-
biter,
die durchaus für alle freye Klagen gelten (§ 218),

der actio quod metus causa die
Worte: neque ea res arbitrio
judicis restituetur. L. 14 § 11
quod metus
(4. 2.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0139" n="125"/>
          <fw place="top" type="header">§. 222. <hi rendition="#aq">Arbitrariae actiones.</hi> (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 222.<lb/><hi rendition="#g">Arten der Klagen. <hi rendition="#aq">Arbitrariae actiones.</hi></hi> (Fort&#x017F;etzung.)</head><lb/>
            <p>Auf die Frage, welchen Klagen der Name <hi rendition="#aq">arbitrariae,</hi><lb/>
al&#x017F;o auch die eben erklärte Eigenthümlichkeit, zukam, läßt<lb/>
&#x017F;ich eine allgemeine, wie ich glaube völlig &#x017F;ichere, Antwort<lb/>
geben. Die&#x017F;e wird dann noch durch Anwendung auf ein-<lb/>
zelne Fälle zu be&#x017F;tätigen &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Die allgemeine Regel i&#x017F;t &#x017F;o auszudrücken: <hi rendition="#aq">arbitrariae</hi><lb/>
waren alle <hi rendition="#g">freye</hi> Klagen, worin &#x017F;ich, nach ihrem be&#x017F;on-<lb/>
deren Inhalt, das oben be&#x017F;chriebene Verfahren als <hi rendition="#g">an-<lb/>
wendbar</hi> zeigte.</p><lb/>
            <p>Durch die er&#x017F;te Be&#x017F;timmung &#x017F;ind ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en alle<lb/>
Condictionen, &#x017F;o wie alle civile Delictsklagen, auch zeigt<lb/>
&#x017F;ich bey keiner der&#x017F;elben die gering&#x017F;te Spur eines &#x017F;olchen<lb/>
Verfahrens, ja es würde die&#x017F;es der be&#x017F;chränkten Stellung<lb/>
des Judex in jenen Klagen völlig wider&#x017F;prechen. &#x2014; Da-<lb/>
gegen &#x017F;ind, von die&#x017F;er Seite her, zugela&#x017F;&#x017F;en: die <hi rendition="#aq">bonae<lb/>
fidei,</hi> die <hi rendition="#aq">in rem actiones,</hi> &#x017F;o wie alle prätori&#x017F;che Klagen.</p><lb/>
            <p>Schwieriger i&#x017F;t die zweyte Be&#x017F;timmung, welche die<lb/><hi rendition="#g">Anwendbarkeit</hi> des oben be&#x017F;chriebenen be&#x017F;onderen Ver-<lb/>
fahrens zum Gegen&#x017F;tand hat, und wodurch viele freye<lb/>
Klagen von der Kla&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#aq">arbitrariae actiones</hi> ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden. Zwar die Ausdrücke <hi rendition="#aq">arbitrium</hi> und <hi rendition="#aq">ar-<lb/>
biter,</hi> die durchaus für alle freye Klagen gelten (§ 218),<lb/><note xml:id="seg2pn_24_2" prev="#seg2pn_24_1" place="foot" n="(g)">der <hi rendition="#aq">actio quod metus causa</hi> die<lb/>
Worte: <hi rendition="#aq">neque ea res arbitrio<lb/>
judicis restituetur. <hi rendition="#i">L.</hi> 14 § 11<lb/><hi rendition="#i">quod metus</hi></hi> (4. 2.)</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0139] §. 222. Arbitrariae actiones. (Fortſetzung.) §. 222. Arten der Klagen. Arbitrariae actiones. (Fortſetzung.) Auf die Frage, welchen Klagen der Name arbitrariae, alſo auch die eben erklärte Eigenthümlichkeit, zukam, läßt ſich eine allgemeine, wie ich glaube völlig ſichere, Antwort geben. Dieſe wird dann noch durch Anwendung auf ein- zelne Fälle zu beſtätigen ſeyn. Die allgemeine Regel iſt ſo auszudrücken: arbitrariae waren alle freye Klagen, worin ſich, nach ihrem beſon- deren Inhalt, das oben beſchriebene Verfahren als an- wendbar zeigte. Durch die erſte Beſtimmung ſind ausgeſchloſſen alle Condictionen, ſo wie alle civile Delictsklagen, auch zeigt ſich bey keiner derſelben die geringſte Spur eines ſolchen Verfahrens, ja es würde dieſes der beſchränkten Stellung des Judex in jenen Klagen völlig widerſprechen. — Da- gegen ſind, von dieſer Seite her, zugelaſſen: die bonae fidei, die in rem actiones, ſo wie alle prätoriſche Klagen. Schwieriger iſt die zweyte Beſtimmung, welche die Anwendbarkeit des oben beſchriebenen beſonderen Ver- fahrens zum Gegenſtand hat, und wodurch viele freye Klagen von der Klaſſe der arbitrariae actiones ausge- ſchloſſen werden. Zwar die Ausdrücke arbitrium und ar- biter, die durchaus für alle freye Klagen gelten (§ 218), (g) (g) der actio quod metus causa die Worte: neque ea res arbitrio judicis restituetur. L. 14 § 11 quod metus (4. 2.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/139
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/139>, abgerufen am 18.04.2024.