Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

auf, und bleibt ohne Zeichen der Verwunde-
rung
stehen. --

Der König wundert sich über die Ruhe des
Mannes. Er redet ihn an -- der Marquis
antwortet kurz und gefaßt. -- Er befiehlt ihm
sich eine Gnade zu erbitten. Der Marquis lehnt
sie ab. Er fragt ihn nach den Gründen seiner
Entfernung vom Hofe. -- Der Marquis will sie
nicht eröfnen, weil er glaubt, der König könne
die Sprache des freyen Mannes nicht verstehn:
als dieser aber sich äußert, als glaube er, der
edle Posa fürchte sich, dabey zu wagen, antwor-
tet er mit stolzer Freymüthigkeit:

-- Jch kann nicht Fürsten Diener seyn.
König.
Weil Sie

Dann fürchten müßten, Sclav zu seyn?
Marquis.
Nein, Sire,

Das werd' ich niemals fürchten. -- Doch
nicht gern
Möcht' ich den Herrn, dem ich mich widme, zu
Dem meinigen erniedrigt sehn. --

Der Ausdruck des Erstaunens, mit welchem
der König ihn anblickt, hindert ihn nicht, fort-
zufahren:

Jch
Dd 4

auf, und bleibt ohne Zeichen der Verwunde-
rung
ſtehen. —

Der Koͤnig wundert ſich uͤber die Ruhe des
Mannes. Er redet ihn an — der Marquis
antwortet kurz und gefaßt. — Er befiehlt ihm
ſich eine Gnade zu erbitten. Der Marquis lehnt
ſie ab. Er fragt ihn nach den Gruͤnden ſeiner
Entfernung vom Hofe. — Der Marquis will ſie
nicht eroͤfnen, weil er glaubt, der Koͤnig koͤnne
die Sprache des freyen Mannes nicht verſtehn:
als dieſer aber ſich aͤußert, als glaube er, der
edle Poſa fuͤrchte ſich, dabey zu wagen, antwor-
tet er mit ſtolzer Freymuͤthigkeit:

Jch kann nicht Fuͤrſten Diener ſeyn.
Koͤnig.
Weil Sie

Dann fuͤrchten muͤßten, Sclav zu ſeyn?
Marquis.
Nein, Sire,

Das werd' ich niemals fuͤrchten. — Doch
nicht gern
Moͤcht' ich den Herrn, dem ich mich widme, zu
Dem meinigen erniedrigt ſehn. —

Der Ausdruck des Erſtaunens, mit welchem
der Koͤnig ihn anblickt, hindert ihn nicht, fort-
zufahren:

Jch
Dd 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="423"/>
auf, und bleibt <hi rendition="#b">ohne Zeichen der Verwunde-<lb/>
rung</hi> &#x017F;tehen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Ko&#x0364;nig wundert &#x017F;ich u&#x0364;ber die Ruhe des<lb/>
Mannes. Er redet ihn an &#x2014; der Marquis<lb/>
antwortet kurz und gefaßt. &#x2014; Er befiehlt ihm<lb/>
&#x017F;ich eine Gnade zu erbitten. Der Marquis lehnt<lb/>
&#x017F;ie ab. Er fragt ihn nach den Gru&#x0364;nden &#x017F;einer<lb/>
Entfernung vom Hofe. &#x2014; Der Marquis will &#x017F;ie<lb/>
nicht ero&#x0364;fnen, weil er glaubt, der Ko&#x0364;nig ko&#x0364;nne<lb/>
die Sprache des freyen Mannes nicht ver&#x017F;tehn:<lb/>
als die&#x017F;er aber &#x017F;ich a&#x0364;ußert, als glaube er, der<lb/>
edle <hi rendition="#b">Po&#x017F;a</hi> fu&#x0364;rchte &#x017F;ich, dabey zu wagen, antwor-<lb/>
tet er mit &#x017F;tolzer Freymu&#x0364;thigkeit:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x2014; <hi rendition="#b">Jch kann nicht Fu&#x0364;r&#x017F;ten Diener &#x017F;eyn</hi>.<lb/><hi rendition="#et">Ko&#x0364;nig.<lb/>
Weil Sie</hi><lb/>
Dann fu&#x0364;rchten mu&#x0364;ßten, Sclav zu &#x017F;eyn?<lb/><hi rendition="#et">Marquis.<lb/>
Nein, Sire,</hi><lb/><hi rendition="#b">Das werd' ich niemals fu&#x0364;rchten</hi>. &#x2014; Doch<lb/><hi rendition="#et">nicht gern</hi><lb/>
Mo&#x0364;cht' ich den Herrn, dem ich mich widme, zu<lb/>
Dem meinigen erniedrigt &#x017F;ehn. &#x2014;</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Der Ausdruck des Er&#x017F;taunens, mit welchem<lb/>
der Ko&#x0364;nig ihn anblickt, hindert ihn nicht, fort-<lb/>
zufahren:</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Dd 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0139] auf, und bleibt ohne Zeichen der Verwunde- rung ſtehen. — Der Koͤnig wundert ſich uͤber die Ruhe des Mannes. Er redet ihn an — der Marquis antwortet kurz und gefaßt. — Er befiehlt ihm ſich eine Gnade zu erbitten. Der Marquis lehnt ſie ab. Er fragt ihn nach den Gruͤnden ſeiner Entfernung vom Hofe. — Der Marquis will ſie nicht eroͤfnen, weil er glaubt, der Koͤnig koͤnne die Sprache des freyen Mannes nicht verſtehn: als dieſer aber ſich aͤußert, als glaube er, der edle Poſa fuͤrchte ſich, dabey zu wagen, antwor- tet er mit ſtolzer Freymuͤthigkeit: — Jch kann nicht Fuͤrſten Diener ſeyn. Koͤnig. Weil Sie Dann fuͤrchten muͤßten, Sclav zu ſeyn? Marquis. Nein, Sire, Das werd' ich niemals fuͤrchten. — Doch nicht gern Moͤcht' ich den Herrn, dem ich mich widme, zu Dem meinigen erniedrigt ſehn. — Der Ausdruck des Erſtaunens, mit welchem der Koͤnig ihn anblickt, hindert ihn nicht, fort- zufahren: Jch Dd 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/139
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/139>, abgerufen am 18.04.2024.