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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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II.
Besonderer Cheil der Philosophie der Kunst.

Vierter Abschnitt.
Construktion der Kunstformen in der Entgegensetzung
der realen und idealen Reihe
.

In dem zunächst vorhergehenden Satz ist bewiesen, daß sich jede
der beiden Urformen in sich aufs neue und zwar in alle Formen dif-
ferenziirt. Anders ausgedrückt: jede der beiden Urformen nimmt alle
andern Formen oder Einheiten als Potenz auf und macht sie zu ihrem
Symbol oder Besondern. Dieß wird also nun hier vorausgesetzt.

§. 76. Die Indifferenz der Einbildung des Unend-
lichen ins Endliche rein als Indifferenz aufgenommen
ist Klang. Oder
: In der Einbildung des Unendlichen ins Endliche
kann die Indifferenz, als Indifferenz, nur als Klang hervortreten.

Dieses aber erhellt auf folgende Art. -- Die Einpflanzung des
Unendlichen ins Endliche als solche drückt sich an der Materie (dieß
die gemeinschaftliche Einheit) durch die erste Dimension oder das aus,
wodurch sie (als Differenz) sich selbst gleich (Indifferenz) ist. Nun ist
aber die erste Dimension in der Materie nicht rein als solche, sondern
mit der zweiten zugleich, demnach synthesirt durch die dritte ge-
setzt. In dem Seyn der Materie kann sich also die Einbildung des
Unendlichen ins Endliche nicht rein als solche darstellen. Dieß

II.
Beſonderer Cheil der Philoſophie der Kunſt.

Vierter Abſchnitt.
Conſtruktion der Kunſtformen in der Entgegenſetzung
der realen und idealen Reihe
.

In dem zunächſt vorhergehenden Satz iſt bewieſen, daß ſich jede
der beiden Urformen in ſich aufs neue und zwar in alle Formen dif-
ferenziirt. Anders ausgedrückt: jede der beiden Urformen nimmt alle
andern Formen oder Einheiten als Potenz auf und macht ſie zu ihrem
Symbol oder Beſondern. Dieß wird alſo nun hier vorausgeſetzt.

§. 76. Die Indifferenz der Einbildung des Unend-
lichen ins Endliche rein als Indifferenz aufgenommen
iſt Klang. Oder
: In der Einbildung des Unendlichen ins Endliche
kann die Indifferenz, als Indifferenz, nur als Klang hervortreten.

Dieſes aber erhellt auf folgende Art. — Die Einpflanzung des
Unendlichen ins Endliche als ſolche drückt ſich an der Materie (dieß
die gemeinſchaftliche Einheit) durch die erſte Dimenſion oder das aus,
wodurch ſie (als Differenz) ſich ſelbſt gleich (Indifferenz) iſt. Nun iſt
aber die erſte Dimenſion in der Materie nicht rein als ſolche, ſondern
mit der zweiten zugleich, demnach ſyntheſirt durch die dritte ge-
ſetzt. In dem Seyn der Materie kann ſich alſo die Einbildung des
Unendlichen ins Endliche nicht rein als ſolche darſtellen. Dieß

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[[488]/0164] II. Beſonderer Cheil der Philoſophie der Kunſt. Vierter Abſchnitt. Conſtruktion der Kunſtformen in der Entgegenſetzung der realen und idealen Reihe. In dem zunächſt vorhergehenden Satz iſt bewieſen, daß ſich jede der beiden Urformen in ſich aufs neue und zwar in alle Formen dif- ferenziirt. Anders ausgedrückt: jede der beiden Urformen nimmt alle andern Formen oder Einheiten als Potenz auf und macht ſie zu ihrem Symbol oder Beſondern. Dieß wird alſo nun hier vorausgeſetzt. §. 76. Die Indifferenz der Einbildung des Unend- lichen ins Endliche rein als Indifferenz aufgenommen iſt Klang. Oder: In der Einbildung des Unendlichen ins Endliche kann die Indifferenz, als Indifferenz, nur als Klang hervortreten. Dieſes aber erhellt auf folgende Art. — Die Einpflanzung des Unendlichen ins Endliche als ſolche drückt ſich an der Materie (dieß die gemeinſchaftliche Einheit) durch die erſte Dimenſion oder das aus, wodurch ſie (als Differenz) ſich ſelbſt gleich (Indifferenz) iſt. Nun iſt aber die erſte Dimenſion in der Materie nicht rein als ſolche, ſondern mit der zweiten zugleich, demnach ſyntheſirt durch die dritte ge- ſetzt. In dem Seyn der Materie kann ſich alſo die Einbildung des Unendlichen ins Endliche nicht rein als ſolche darſtellen. Dieß

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. [488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/164>, abgerufen am 28.03.2024.