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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Du Thörin mit deinen äußerli-
chen Dingen! Du willst wissen, was
mich umgiebt, wo, wann und wie
ich alles thue, lebe und bin? --
Sieh doch um dich, auf dem Stuhl
neben dir, in deinen Armen, an
deinem Herzen, da lebe und bin ich.
Trifft dich nicht der Strahl des Ver-
langens, und schleicht mit süßer
Wärme bis an dein Herz, bis an
den Mund, wo es in Küssen über-
strömen möchte? --

Nun rühmst du dich noch gar,
daß du immer innerlich an mich
schriebst und ich nur oft, du Syl-
benstecherin! Erstlich denke ich immer
so an dich, wie du es beschreibst,
daß ich neben dir gehe, dich sehe,
höre, spreche. Dann aber auch noch

Du Thörin mit deinen äußerli-
chen Dingen! Du willſt wiſſen, was
mich umgiebt, wo, wann und wie
ich alles thue, lebe und bin? —
Sieh doch um dich, auf dem Stuhl
neben dir, in deinen Armen, an
deinem Herzen, da lebe und bin ich.
Trifft dich nicht der Strahl des Ver-
langens, und ſchleicht mit ſüßer
Wärme bis an dein Herz, bis an
den Mund, wo es in Küſſen über-
ſtrömen möchte? —

Nun rühmſt du dich noch gar,
daß du immer innerlich an mich
ſchriebſt und ich nur oft, du Syl-
benſtecherin! Erſtlich denke ich immer
ſo an dich, wie du es beſchreibſt,
daß ich neben dir gehe, dich ſehe,
höre, ſpreche. Dann aber auch noch

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[247/0252] Du Thörin mit deinen äußerli- chen Dingen! Du willſt wiſſen, was mich umgiebt, wo, wann und wie ich alles thue, lebe und bin? — Sieh doch um dich, auf dem Stuhl neben dir, in deinen Armen, an deinem Herzen, da lebe und bin ich. Trifft dich nicht der Strahl des Ver- langens, und ſchleicht mit ſüßer Wärme bis an dein Herz, bis an den Mund, wo es in Küſſen über- ſtrömen möchte? — Nun rühmſt du dich noch gar, daß du immer innerlich an mich ſchriebſt und ich nur oft, du Syl- benſtecherin! Erſtlich denke ich immer ſo an dich, wie du es beſchreibſt, daß ich neben dir gehe, dich ſehe, höre, ſpreche. Dann aber auch noch

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/252>, abgerufen am 28.03.2024.