Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

"Was sollen wir diese Anspielun-
gen die mit unverständlichem Ver-
stand nicht an der Gränze sondern
bis in die Mitte der Sinnlichkeit
nicht spielen sondern widersinnig strei-
ten?"

So wirst Du und würde Julia-
ne zwar nicht sagen aber doch ge-
wiß fragen.

Liebe Geliebte! darf der volle
Blumenstrauß nur sittsame Rosen,
stille Vergißmeinnicht und bescheidne
Veilchen zeigen, und was sonst
mädchenhaft und kindlich blüht, oder
auch alles andre was in bunter
Glorie sonderbar strahlt?

Die männliche Ungeschicklichkeit
ist ein mannigfaltiges Wesen und
reich an Blüthen und Früchten jeder

»Was ſollen wir dieſe Anſpielun-
gen die mit unverſtändlichem Ver-
ſtand nicht an der Gränze ſondern
bis in die Mitte der Sinnlichkeit
nicht ſpielen ſondern widerſinnig ſtrei-
ten?«

So wirſt Du und würde Julia-
ne zwar nicht ſagen aber doch ge-
wiß fragen.

Liebe Geliebte! darf der volle
Blumenſtrauß nur ſittſame Roſen,
ſtille Vergißmeinnicht und beſcheidne
Veilchen zeigen, und was ſonſt
mädchenhaft und kindlich blüht, oder
auch alles andre was in bunter
Glorie ſonderbar ſtrahlt?

Die männliche Ungeſchicklichkeit
iſt ein mannigfaltiges Weſen und
reich an Blüthen und Früchten jeder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0275" n="270"/>
            <p>»Was &#x017F;ollen wir die&#x017F;e An&#x017F;pielun-<lb/>
gen die mit unver&#x017F;tändlichem Ver-<lb/>
&#x017F;tand nicht an der Gränze &#x017F;ondern<lb/>
bis in die Mitte der Sinnlichkeit<lb/>
nicht &#x017F;pielen &#x017F;ondern wider&#x017F;innig &#x017F;trei-<lb/>
ten?«</p><lb/>
            <p>So wir&#x017F;t Du und würde Julia-<lb/>
ne zwar nicht &#x017F;agen aber doch ge-<lb/>
wiß fragen.</p><lb/>
            <p>Liebe Geliebte! darf der volle<lb/>
Blumen&#x017F;trauß nur &#x017F;itt&#x017F;ame Ro&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;tille Vergißmeinnicht und be&#x017F;cheidne<lb/>
Veilchen zeigen, und was &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
mädchenhaft und kindlich blüht, oder<lb/>
auch alles andre was in bunter<lb/>
Glorie &#x017F;onderbar &#x017F;trahlt?</p><lb/>
            <p>Die männliche Unge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
i&#x017F;t ein mannigfaltiges We&#x017F;en und<lb/>
reich an Blüthen und Früchten jeder<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0275] »Was ſollen wir dieſe Anſpielun- gen die mit unverſtändlichem Ver- ſtand nicht an der Gränze ſondern bis in die Mitte der Sinnlichkeit nicht ſpielen ſondern widerſinnig ſtrei- ten?« So wirſt Du und würde Julia- ne zwar nicht ſagen aber doch ge- wiß fragen. Liebe Geliebte! darf der volle Blumenſtrauß nur ſittſame Roſen, ſtille Vergißmeinnicht und beſcheidne Veilchen zeigen, und was ſonſt mädchenhaft und kindlich blüht, oder auch alles andre was in bunter Glorie ſonderbar ſtrahlt? Die männliche Ungeſchicklichkeit iſt ein mannigfaltiges Weſen und reich an Blüthen und Früchten jeder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/275
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/275>, abgerufen am 29.03.2024.