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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altirisch. Consonanten.

Die assimilation von nd zu nn gilt wie im umbrischen, z.
b. upsannam = operandam auß *opesandam, vgl. opus, oper-
is
auß opes-os stamm opes, von welchem der verbalstamm upsa,
lat. *opesa, opera gebildet ist.

Im accus. plur. ist die ursprüngliche endung -ns zu ss as-
similiert, z. b. vieass = vias auß *vians; eben so -uss auß
-ons, vgl. lat. -os, gr. -ous = -ons; -iess auß -ins.

Consonanten des altirischen.§. 166.

Die übersicht der consonanten s. oben §. 69.

Wie im slawogermanischen und teilweise im lateinischen,
so werden auch im altirischen die ursprünglichen aspiraten
durch die tönenden nicht aspirierten consonanten ersezt; die
übrigen ursprünglichen momentanen laute bleiben (bis auf die
durch die lautgesetze bedingten wandlungen) unverändert. Na-
mentlich ist hervor zu heben, daß im altirischen das ursprüng-
liche k bleibt (es wird c geschriben), im gegensatze zum cymri-
schen, wo für ursprüngliches k die labiale muta p ein tritt.

An lautendes p fält im altirischen ab, d. h. es verflüch-
tigte sich in früheren lebensperioden der sprache almählich zu
ph, f, h, und lezteres schwand dann völlig (vgl. lat. filius, span.
hijo, jezt gesprochen icho; lat. faedus, haedus, aedus). Das
schwinden der consonanten in folge der aspiration der selben
ist ein im irischen immer stärker hervor tretender zug, der zu-
erst das p ergriffen zu haben scheint.

Von den ursprünglichen spiranten sind j und v, die beide
im gallischen noch vorhanden waren, verschwunden; lezteres
ist nur im anlaute als f erhalten. s, das nicht selten auß ge-
fallen ist, schwindet im laufe der zeit immer mer. Vor den
stummen momentanen lauten, so wie vor s, fält der nasal auß.
h ist nur graphischer zusatz älterer handschriften, wie in den
gleichzeitigen lateinischen und deutschen manuscripten; die
neuere sprache hat h in der außsprache als erweichung von s
und t, welche dann in der schrift belaßen, aber durch einen
punkt bezeichnet werden: s, t.

Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 15
Altirisch. Consonanten.

Die assimilation von nd zu nn gilt wie im umbrischen, z.
b. u̇psannam = operandam auß *opesandam, vgl. opus, oper-
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auß opes-os stamm opes, von welchem der verbalstamm u̇psa,
lat. *opesa, opera gebildet ist.

Im accus. plur. ist die ursprüngliche endung -ns zu ss as-
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-ons, vgl. lat. -ôs, gr. -ους = -ονς; -iͤss auß -ins.

Consonanten des altirischen.§. 166.

Die übersicht der consonanten s. oben §. 69.

Wie im slawogermanischen und teilweise im lateinischen,
so werden auch im altirischen die ursprünglichen aspiraten
durch die tönenden nicht aspirierten consonanten ersezt; die
übrigen ursprünglichen momentanen laute bleiben (bis auf die
durch die lautgesetze bedingten wandlungen) unverändert. Na-
mentlich ist hervor zu heben, daß im altirischen das ursprüng-
liche k bleibt (es wird c geschriben), im gegensatze zum cymri-
schen, wo für ursprüngliches k die labiale muta p ein tritt.

An lautendes p fält im altirischen ab, d. h. es verflüch-
tigte sich in früheren lebensperioden der sprache almählich zu
ph, f, h, und lezteres schwand dann völlig (vgl. lat. filius, span.
hijo, jezt gesprochen icho; lat. faedus, haedus, aedus). Das
schwinden der consonanten in folge der aspiration der selben
ist ein im irischen immer stärker hervor tretender zug, der zu-
erst das p ergriffen zu haben scheint.

Von den ursprünglichen spiranten sind j und v, die beide
im gallischen noch vorhanden waren, verschwunden; lezteres
ist nur im anlaute als f erhalten. s, das nicht selten auß ge-
fallen ist, schwindet im laufe der zeit immer mer. Vor den
stummen momentanen lauten, so wie vor s, fält der nasal auß.
h ist nur graphischer zusatz älterer handschriften, wie in den
gleichzeitigen lateinischen und deutschen manuscripten; die
neuere sprache hat h in der außsprache als erweichung von s
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[225/0239] Altirisch. Consonanten. Die assimilation von nd zu nn gilt wie im umbrischen, z. b. u̇psannam = operandam auß *opesandam, vgl. opus, oper- is auß opes-os stamm opes, von welchem der verbalstamm u̇psa, lat. *opesa, opera gebildet ist. Im accus. plur. ist die ursprüngliche endung -ns zu ss as- similiert, z. b. viͤass = vias auß *vians; eben so -u̇ss auß -ons, vgl. lat. -ôs, gr. -ους = -ονς; -iͤss auß -ins. Consonanten des altirischen. Die übersicht der consonanten s. oben §. 69. Wie im slawogermanischen und teilweise im lateinischen, so werden auch im altirischen die ursprünglichen aspiraten durch die tönenden nicht aspirierten consonanten ersezt; die übrigen ursprünglichen momentanen laute bleiben (bis auf die durch die lautgesetze bedingten wandlungen) unverändert. Na- mentlich ist hervor zu heben, daß im altirischen das ursprüng- liche k bleibt (es wird c geschriben), im gegensatze zum cymri- schen, wo für ursprüngliches k die labiale muta p ein tritt. An lautendes p fält im altirischen ab, d. h. es verflüch- tigte sich in früheren lebensperioden der sprache almählich zu ph, f, h, und lezteres schwand dann völlig (vgl. lat. filius, span. hijo, jezt gesprochen icho; lat. faedus, haedus, aedus). Das schwinden der consonanten in folge der aspiration der selben ist ein im irischen immer stärker hervor tretender zug, der zu- erst das p ergriffen zu haben scheint. Von den ursprünglichen spiranten sind j und v, die beide im gallischen noch vorhanden waren, verschwunden; lezteres ist nur im anlaute als f erhalten. s, das nicht selten auß ge- fallen ist, schwindet im laufe der zeit immer mer. Vor den stummen momentanen lauten, so wie vor s, fält der nasal auß. h ist nur graphischer zusatz älterer handschriften, wie in den gleichzeitigen lateinischen und deutschen manuscripten; die neuere sprache hat h in der außsprache als erweichung von s und t, welche dann in der schrift belaßen, aber durch einen punkt bezeichnet werden: ṡ, ṫ. Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 15

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/239>, abgerufen am 24.04.2024.