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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altindisch. Vocalische lautgesetze.
cru (audire), sau-no-s (genit. sg.) stamm sau-nu (nom. sg. sau-nu-s
filius) vgl. litauisch saunaus, got. sunaus u. s. f.

2. steigerung au, z. b. bauddhas (masc. assecla Buddhi)
von buddha-s (part. praet. pass., nomen proprium) wurz. budh
(cognoscere), a-taut-sam für *a-taud-sam (1. sg. aor.) wurz. tud
(tundere), jaug-ika-s (adj. quod ad meditationem, joga-s dictam,
pertinet, solitus) von stamm joga wurz. jug (jungere), bhav-a-s
(existentia, natura) bhav = bhau (s. u. §. 14, d) zu wurz. bhu
(esse), sau-ti (3. sg. praes.) su-sav-a (1. 3. sg. perf.) für *su-
sav-a
(s. u. bei den consonanten) sav = sau (s. §. 14, d) wurz.
su (gignere), a-crau-sam (1. sg. aor. compos.) wurz. cru (audire)
u. s. f.

Anm. 1. 'ei und au sind nur als wurzelaußlaute steigerbar' lautet
die regel der altindischen grammatik, d. h. hier sind sie denun-
gen von echtem i, u; als wurzelinlaute aber sind sie im sprach-
gefül als unursprünglich empfunden und daher nicht nach art des
echten i, u behandelt worden. Echtes i und u erscheint übri-
gens nur vor einfachem wurzelaußlaute.
Anm. 2. Die betonung der worte scheint zwar besonders wegen
der in diser beziehung zwischen griechisch und altindisch ob wal-
tenden übereinstimmung schon in der indogermanischen ursprache
in bestimter weise fest geworden zu sein, die vor ligenden spra-
chen (die beiden genanten auß genommen) gehen aber in irem
worttone so stark auß einander, daß eine ermittelung irer ur-
sprünglichen betonungsweise unmöglich ist. Wir schließen des-
halb die lere von der betonung auß, da sich eine vergleichende
zusammenstellung der indogermanischen sprachen unter disem ge-
sichtspunkte fast auf altindisch und griechisch zu beschränken
hat. Vgl. Franz Bopp, vergleichendes Accentuationssystem nebst
einer gedrängten Darstellung der grammatischen Übereinstimungen
des Sanskrit und Griechischen. Berlin 1854. 8°.
§. 14.
Vocalische lautgesetze.
Anm. Hier sind nur die lautgesetze des altindischen zu erwähnen,
die innerhalb des wortes statt finden. Die veränderungen, welche
der wortaußlaut in folge der stellung des wortes im satze erlei-
det, gehören ins gebiet der speciellen grammatik des altindischen,
nicht in das der indogermanischen (der so genanten vergleichen-
den) grammatik.
1. Gesetze beim zusammentreffen von vocalen.

Grundgesetz: das altindische duldet den hiatus nicht. Er wird

Altindisch. Vocalische lautgesetze.
çru (audire), sû-nố-s (genit. sg.) stamm sû-nú (nom. sg. sû-nú-s
filius) vgl. litauisch sûnaús, got. sunaus u. s. f.

2. steigerung âu, z. b. bâuddhás (masc. assecla Buddhi)
von buddhá-s (part. praet. pass., nomen proprium) wurz. budh
(cognoscere), á-tâut-sam für *a-tâud-sam (1. sg. aor.) wurz. tud
(tundere), jấug-ika-s (adj. quod ad meditationem, jôga-s dictam,
pertinet, solitus) von stamm jôga wurz. jug (jungere), bhấv-a-s
(existentia, natura) bhâv = bhâu (s. u. §. 14, d) zu wurz. bhu
(esse), sâú-ti (3. sg. praes.) su-śấv-a (1. 3. sg. perf.) für *su-
sâv-a
(s. u. bei den consonanten) sâv = sâu (s. §. 14, d) wurz.
su (gignere), á-çrâu-śam (1. sg. aor. compos.) wurz. çru (audire)
u. s. f.

Anm. 1. ‘î und û sind nur als wurzelaußlaute steigerbar’ lautet
die regel der altindischen grammatik, d. h. hier sind sie denun-
gen von echtem i, u; als wurzelinlaute aber sind sie im sprach-
gefül als unursprünglich empfunden und daher nicht nach art des
echten i, u behandelt worden. Echtes i und u erscheint übri-
gens nur vor einfachem wurzelaußlaute.
Anm. 2. Die betonung der worte scheint zwar besonders wegen
der in diser beziehung zwischen griechisch und altindisch ob wal-
tenden übereinstimmung schon in der indogermanischen ursprache
in bestimter weise fest geworden zu sein, die vor ligenden spra-
chen (die beiden genanten auß genommen) gehen aber in irem
worttone so stark auß einander, daß eine ermittelung irer ur-
sprünglichen betonungsweise unmöglich ist. Wir schließen des-
halb die lere von der betonung auß, da sich eine vergleichende
zusammenstellung der indogermanischen sprachen unter disem ge-
sichtspunkte fast auf altindisch und griechisch zu beschränken
hat. Vgl. Franz Bopp, vergleichendes Accentuationssystem nebst
einer gedrängten Darstellung der grammatischen Übereinstimungen
des Sanskrit und Griechischen. Berlin 1854. 8°.
§. 14.
Vocalische lautgesetze.
Anm. Hier sind nur die lautgesetze des altindischen zu erwähnen,
die innerhalb des wortes statt finden. Die veränderungen, welche
der wortaußlaut in folge der stellung des wortes im satze erlei-
det, gehören ins gebiet der speciellen grammatik des altindischen,
nicht in das der indogermanischen (der so genanten vergleichen-
den) grammatik.
1. Gesetze beim zusammentreffen von vocalen.

Grundgesetz: das altindische duldet den hiatus nicht. Er wird

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[24/0038] Altindisch. Vocalische lautgesetze. çru (audire), sû-nố-s (genit. sg.) stamm sû-nú (nom. sg. sû-nú-s filius) vgl. litauisch sûnaús, got. sunaus u. s. f. 2. steigerung âu, z. b. bâuddhás (masc. assecla Buddhi) von buddhá-s (part. praet. pass., nomen proprium) wurz. budh (cognoscere), á-tâut-sam für *a-tâud-sam (1. sg. aor.) wurz. tud (tundere), jấug-ika-s (adj. quod ad meditationem, jôga-s dictam, pertinet, solitus) von stamm jôga wurz. jug (jungere), bhấv-a-s (existentia, natura) bhâv = bhâu (s. u. §. 14, d) zu wurz. bhu (esse), sâú-ti (3. sg. praes.) su-śấv-a (1. 3. sg. perf.) für *su- sâv-a (s. u. bei den consonanten) sâv = sâu (s. §. 14, d) wurz. su (gignere), á-çrâu-śam (1. sg. aor. compos.) wurz. çru (audire) u. s. f. Anm. 1. ‘î und û sind nur als wurzelaußlaute steigerbar’ lautet die regel der altindischen grammatik, d. h. hier sind sie denun- gen von echtem i, u; als wurzelinlaute aber sind sie im sprach- gefül als unursprünglich empfunden und daher nicht nach art des echten i, u behandelt worden. Echtes i und u erscheint übri- gens nur vor einfachem wurzelaußlaute. Anm. 2. Die betonung der worte scheint zwar besonders wegen der in diser beziehung zwischen griechisch und altindisch ob wal- tenden übereinstimmung schon in der indogermanischen ursprache in bestimter weise fest geworden zu sein, die vor ligenden spra- chen (die beiden genanten auß genommen) gehen aber in irem worttone so stark auß einander, daß eine ermittelung irer ur- sprünglichen betonungsweise unmöglich ist. Wir schließen des- halb die lere von der betonung auß, da sich eine vergleichende zusammenstellung der indogermanischen sprachen unter disem ge- sichtspunkte fast auf altindisch und griechisch zu beschränken hat. Vgl. Franz Bopp, vergleichendes Accentuationssystem nebst einer gedrängten Darstellung der grammatischen Übereinstimungen des Sanskrit und Griechischen. Berlin 1854. 8°. Vocalische lautgesetze. Anm. Hier sind nur die lautgesetze des altindischen zu erwähnen, die innerhalb des wortes statt finden. Die veränderungen, welche der wortaußlaut in folge der stellung des wortes im satze erlei- det, gehören ins gebiet der speciellen grammatik des altindischen, nicht in das der indogermanischen (der so genanten vergleichen- den) grammatik. 1. Gesetze beim zusammentreffen von vocalen. Grundgesetz: das altindische duldet den hiatus nicht. Er wird

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/38>, abgerufen am 29.03.2024.