Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

Vocativ. Altbulg., Lit., Got. Pronominale declin.
§. 263.Altbulg. Bei i- und u-stämmen findet steigerung oder
denung des stammaußlautes statt; a-stämme schwächen im femin.
a zu o. Consonantische masculina wie i-stämme (3. kameni),
feminina und neutra = nominativ; 8. synu, d. i. sunau (auch
syne nach 10); 9. kosti, pati, d. i. kostei, patei; 10. vluce, d. i.
*vluke (ja-stämme konju, nach 8); neutr. wie nomin.; femin.
rako, ja-st. duse, d. i. *duchjo.

Litauisch. Consonantische brauchen die nominativform als
voc. (3. akmu, 5. dugte), u- und i-stämme haben steigerung.

8. sunau; 9. ake; 10. vilke; ja-st. dalgi (häufig nach 8,
wie z. b. broliau, nom. brolis, d. i. *broljas fraterculus, dise
stämme bilden oft auch den genitiv sing. nach 8, andre sogar
den ganzen singular.); femin. ranka, ja-st. zole, nur durch den
accent vom nomin. geschiden.

Gotisch. Nur bei den vocalischen wird ein vocativ ge-
bildet (3. = nom., 4. giband nach 10, 5. = nomin.); 8. sunau,
handau
(vgl lit. slaw.), auch sunu scheint vor zu kommen;
9. gast (für gasti, oder nach 10), auch fürs femin. gibt v. d.
Gabelentz und Löwe anst an (man hatte anstai erwartet);
10. vulf d. i. *vulfa, fem. giba; ja-st. hari, hairdi = harja,
hirdja
(§. 113, 4).

Declination der geschlechtigen pronominalstämme.
§. 264.

Die bildung der pronominalstämme selbst hat die lere von
der stambildung zu geben. Auch die vereinigung verschidener
stämme zu einer function, von denen der eine nur vor disen,
der andere nur vor jenen casussuffixen bräuchlich blib, gehört
nicht hierher, wo nur von der casusbildung zu handeln ist.

Die besonders durch eigentümliche stammerweiterungen in
gewissen casus auß gezeichnete pronominale declination muß
sich in der indogermanischen ursprache bereits entwickelt ha-
ben, da sie sich im asiatischen und im nordeuropäischen zweige
der sprachsippe in wesentlich überein stimmender weise findet;
auch der südeuropäische zeigt spuren derselben. Im altirischen
ist die declination der pronominalen stämme bis auf wenige,
meist undeutliche casus verloren gegangen.

Vocativ. Altbulg., Lit., Got. Pronominale declin.
§. 263.Altbulg. Bei i- und u-stämmen findet steigerung oder
denung des stammaußlautes statt; a-stämme schwächen im femin.
â zu o. Consonantische masculina wie i-stämme (3. kameni),
feminina und neutra = nominativ; 8. synu, d. i. sunau (auch
syne nach 10); 9. kosti, pąti, d. i. kostî, pątî; 10. vlŭče, d. i.
*vlŭke (ja-stämme konju, nach 8); neutr. wie nomin.; femin.
rąko, ja-st. duše, d. i. *duchjo.

Litauisch. Consonantische brauchen die nominativform als
voc. (3. akmů́, 5. dugtė́), u- und i-stämme haben steigerung.

8. sunaú; 9. akë́; 10. vilkè; ja-st. dàlgi (häufig nach 8,
wie z. b. bróliau, nom. brólis, d. i. *bróljas fraterculus, dise
stämme bilden oft auch den genitiv sing. nach 8, andre sogar
den ganzen singular.); femin. rànka, ja-st. żólė, nur durch den
accent vom nomin. geschiden.

Gotisch. Nur bei den vocalischen wird ein vocativ ge-
bildet (3. = nom., 4. giband nach 10, 5. = nomin.); 8. sunau,
handau
(vgl lit. slaw.), auch sunu scheint vor zu kommen;
9. gast (für gasti, oder nach 10), auch fürs femin. gibt v. d.
Gabelentz und Löwe anst an (man hatte anstai erwartet);
10. vulf d. i. *vulfa, fem. giba; ja-st. hari, haírdi = harja,
hirdja
(§. 113, 4).

Declination der geschlechtigen pronominalstämme.
§. 264.

Die bildung der pronominalstämme selbst hat die lere von
der stambildung zu geben. Auch die vereinigung verschidener
stämme zu einer function, von denen der eine nur vor disen,
der andere nur vor jenen casussuffixen bräuchlich blib, gehört
nicht hierher, wo nur von der casusbildung zu handeln ist.

Die besonders durch eigentümliche stammerweiterungen in
gewissen casus auß gezeichnete pronominale declination muß
sich in der indogermanischen ursprache bereits entwickelt ha-
ben, da sie sich im asiatischen und im nordeuropäischen zweige
der sprachsippe in wesentlich überein stimmender weise findet;
auch der südeuropäische zeigt spuren derselben. Im altirischen
ist die declination der pronominalen stämme bis auf wenige,
meist undeutliche casus verloren gegangen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0208" n="482"/><fw place="top" type="header">Vocativ. Altbulg., Lit., Got. Pronominale declin.</fw><lb/><note place="left">§. 263.</note><hi rendition="#g">Altbulg</hi>. Bei <hi rendition="#i">i-</hi> und <hi rendition="#i">u</hi>-stämmen findet steigerung oder<lb/>
denung des stammaußlautes statt; <hi rendition="#i">a</hi>-stämme schwächen im femin.<lb/><hi rendition="#i">â</hi> zu <hi rendition="#i">o</hi>. Consonantische masculina wie <hi rendition="#i">i</hi>-stämme (3. <hi rendition="#i">kameni),</hi><lb/>
feminina und neutra = nominativ; 8. <hi rendition="#i">synu,</hi> d. i. <hi rendition="#i">sunau</hi> (auch<lb/><hi rendition="#i">syne</hi> nach 10); 9. <hi rendition="#i">kosti, p&#x0105;ti,</hi> d. i. <hi rendition="#i">kostî, p&#x0105;tî;</hi> 10. <hi rendition="#i">vl&#x016D;&#x010D;e,</hi> d. i.<lb/>
*<hi rendition="#i">vl&#x016D;ke (ja</hi>-stämme <hi rendition="#i">konju,</hi> nach 8); neutr. wie nomin.; femin.<lb/><hi rendition="#i">r&#x0105;ko, ja</hi>-st. <hi rendition="#i">du&#x0161;e,</hi> d. i. *<hi rendition="#i">duchjo</hi>.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Litauisch</hi>. Consonantische brauchen die nominativform als<lb/>
voc. (3. <hi rendition="#i">akm&#x016F;&#x0301;,</hi> 5. <hi rendition="#i">dugt&#x0117;&#x0301;), u-</hi> und <hi rendition="#i">i</hi>-stämme haben steigerung.</p><lb/>
                <p>8. <hi rendition="#i">sunaú;</hi> 9. <hi rendition="#i">akë&#x0301;;</hi> 10. <hi rendition="#i">vilkè; ja</hi>-st. <hi rendition="#i">dàlgi</hi> (häufig nach 8,<lb/>
wie z. b. <hi rendition="#i">bróliau,</hi> nom. <hi rendition="#i">brólis,</hi> d. i. *<hi rendition="#i">bróljas</hi> fraterculus, dise<lb/>
stämme bilden oft auch den genitiv sing. nach 8, andre sogar<lb/>
den ganzen singular.); femin. <hi rendition="#i">rànka, ja</hi>-st. <hi rendition="#i">&#x017C;ól&#x0117;,</hi> nur durch den<lb/>
accent vom nomin. geschiden.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Gotisch</hi>. Nur bei den vocalischen wird ein vocativ ge-<lb/>
bildet (3. = nom., 4. <hi rendition="#i">giband</hi> nach 10, 5. = nomin.); 8. <hi rendition="#i">sunau,<lb/>
handau</hi> (vgl lit. slaw.), auch <hi rendition="#i">sunu</hi> scheint vor zu kommen;<lb/>
9. <hi rendition="#i">gast</hi> (für <hi rendition="#i">gasti,</hi> oder nach 10), auch fürs femin. gibt v. d.<lb/><hi rendition="#g">Gabelentz</hi> und <hi rendition="#g">Löwe</hi> <hi rendition="#i">anst</hi> an (man hatte <hi rendition="#i">anstai</hi> erwartet);<lb/>
10. <hi rendition="#i">vulf</hi> d. i. *<hi rendition="#i">vulfa,</hi> fem. <hi rendition="#i">giba; ja</hi>-st. <hi rendition="#i">hari, haírdi</hi> = <hi rendition="#i">harja,<lb/>
hirdja</hi> (§. 113, 4).</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Declination der geschlechtigen pronominalstämme</hi>.</head><lb/>
              <note place="left">§. 264.</note>
              <p>Die bildung der pronominalstämme selbst hat die lere von<lb/>
der stambildung zu geben. Auch die vereinigung verschidener<lb/>
stämme zu einer function, von denen der eine nur vor disen,<lb/>
der andere nur vor jenen casussuffixen bräuchlich blib, gehört<lb/>
nicht hierher, wo nur von der casusbildung zu handeln ist.</p><lb/>
              <p>Die besonders durch eigentümliche stammerweiterungen in<lb/>
gewissen casus auß gezeichnete pronominale declination muß<lb/>
sich in der indogermanischen ursprache bereits entwickelt ha-<lb/>
ben, da sie sich im asiatischen und im nordeuropäischen zweige<lb/>
der sprachsippe in wesentlich überein stimmender weise findet;<lb/>
auch der südeuropäische zeigt spuren derselben. Im altirischen<lb/>
ist die declination der pronominalen stämme bis auf wenige,<lb/>
meist undeutliche casus verloren gegangen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[482/0208] Vocativ. Altbulg., Lit., Got. Pronominale declin. Altbulg. Bei i- und u-stämmen findet steigerung oder denung des stammaußlautes statt; a-stämme schwächen im femin. â zu o. Consonantische masculina wie i-stämme (3. kameni), feminina und neutra = nominativ; 8. synu, d. i. sunau (auch syne nach 10); 9. kosti, pąti, d. i. kostî, pątî; 10. vlŭče, d. i. *vlŭke (ja-stämme konju, nach 8); neutr. wie nomin.; femin. rąko, ja-st. duše, d. i. *duchjo. §. 263. Litauisch. Consonantische brauchen die nominativform als voc. (3. akmů́, 5. dugtė́), u- und i-stämme haben steigerung. 8. sunaú; 9. akë́; 10. vilkè; ja-st. dàlgi (häufig nach 8, wie z. b. bróliau, nom. brólis, d. i. *bróljas fraterculus, dise stämme bilden oft auch den genitiv sing. nach 8, andre sogar den ganzen singular.); femin. rànka, ja-st. żólė, nur durch den accent vom nomin. geschiden. Gotisch. Nur bei den vocalischen wird ein vocativ ge- bildet (3. = nom., 4. giband nach 10, 5. = nomin.); 8. sunau, handau (vgl lit. slaw.), auch sunu scheint vor zu kommen; 9. gast (für gasti, oder nach 10), auch fürs femin. gibt v. d. Gabelentz und Löwe anst an (man hatte anstai erwartet); 10. vulf d. i. *vulfa, fem. giba; ja-st. hari, haírdi = harja, hirdja (§. 113, 4). Declination der geschlechtigen pronominalstämme. Die bildung der pronominalstämme selbst hat die lere von der stambildung zu geben. Auch die vereinigung verschidener stämme zu einer function, von denen der eine nur vor disen, der andere nur vor jenen casussuffixen bräuchlich blib, gehört nicht hierher, wo nur von der casusbildung zu handeln ist. Die besonders durch eigentümliche stammerweiterungen in gewissen casus auß gezeichnete pronominale declination muß sich in der indogermanischen ursprache bereits entwickelt ha- ben, da sie sich im asiatischen und im nordeuropäischen zweige der sprachsippe in wesentlich überein stimmender weise findet; auch der südeuropäische zeigt spuren derselben. Im altirischen ist die declination der pronominalen stämme bis auf wenige, meist undeutliche casus verloren gegangen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/208
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/208>, abgerufen am 20.04.2024.