Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung/ derer von super-klugen
es gebrauchen auff gleiche Weise die Weiber an
etlichen Orten auch andere Kräuter/ die eben
die operation haben wie der Frauen-Flachs.
Zum exempel, um Dreßden nehmen sie ein
Kraut/ welches sie allda Stzische nennen/ dessen
eigendlicher Nahme Zeisig-Kraut/ Lateinisch
Sideritis ist/ und an andern Orten/ als in Thü-
ringen Beruff-Kraut genennet wird. Und
könte ich noch viele Kräuter von gleicher Wür-
ckung melden/ wenn nicht ohne dem dieses Capi-
tel über Vermuthen länger als andere worden
wäre. Siehet demnach ein iedes hieraus klar/
daß eine solche Beschwerlichkeit des Leibes ihren
natürlichen Ursprung hat/ und daß die Zusam-
menlauffung des Kräuter-Bades herkomme
von der durch den Schweiß auff die Haut geleg-
te Schärffe. Und dieses begiebt sich so wohl
bey Kindern/ als auch grossen Leuten. Wie
denn schon in andern Capitel erwehnet worden
ist/ daß die an denen Kindern zuweilen befindli-
che saltzige Stirnen nichts anders ist/ als ein der-
gleichen angetrockneter Schweiß. Welches
die abergläubischen Weiber doch vor ein gewis-
ses Zeichen des Beschreyens angeben
wollen.



Das

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
es gebrauchen auff gleiche Weiſe die Weiber an
etlichen Orten auch andere Kraͤuter/ die eben
die operation haben wie der Frauen-Flachs.
Zum exempel, um Dreßden nehmen ſie ein
Kraut/ welches ſie allda Stziſche nennen/ deſſen
eigendlicher Nahme Zeiſig-Kraut/ Lateiniſch
Sideritis iſt/ und an andern Orten/ als in Thuͤ-
ringen Beruff-Kraut genennet wird. Und
koͤnte ich noch viele Kraͤuter von gleicher Wuͤr-
ckung melden/ wenn nicht ohne dem dieſes Capi-
tel uͤber Vermuthen laͤnger als andere worden
waͤre. Siehet demnach ein iedes hieraus klar/
daß eine ſolche Beſchwerlichkeit des Leibes ihren
natuͤrlichen Urſprung hat/ und daß die Zuſam-
menlauffung des Kraͤuter-Bades herkomme
von der durch den Schweiß auff die Haut geleg-
te Schaͤrffe. Und dieſes begiebt ſich ſo wohl
bey Kindern/ als auch groſſen Leuten. Wie
denn ſchon in andern Capitel erwehnet worden
iſt/ daß die an denen Kindern zuweilen befindli-
che ſaltzige Stirnen nichts anders iſt/ als ein der-
gleichen angetrockneter Schweiß. Welches
die aberglaͤubiſchen Weiber doch vor ein gewiſ-
ſes Zeichen des Beſchreyens angeben
wollen.



Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
es gebrauchen auff gleiche Wei&#x017F;e die Weiber an<lb/>
etlichen Orten auch andere Kra&#x0364;uter/ die eben<lb/>
die <hi rendition="#aq">operation</hi> haben wie der Frauen-Flachs.<lb/>
Zum <hi rendition="#aq">exempel,</hi> um Dreßden nehmen &#x017F;ie ein<lb/>
Kraut/ welches &#x017F;ie allda Stzi&#x017F;che nennen/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
eigendlicher Nahme Zei&#x017F;ig-Kraut/ Lateini&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#aq">Sideritis</hi> i&#x017F;t/ und an andern Orten/ als in Thu&#x0364;-<lb/>
ringen Beruff-Kraut genennet wird. Und<lb/>
ko&#x0364;nte ich noch viele Kra&#x0364;uter von gleicher Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung melden/ wenn nicht ohne dem die&#x017F;es Capi-<lb/>
tel u&#x0364;ber Vermuthen la&#x0364;nger als andere worden<lb/>
wa&#x0364;re. Siehet demnach ein iedes hieraus klar/<lb/>
daß eine &#x017F;olche Be&#x017F;chwerlichkeit des Leibes ihren<lb/>
natu&#x0364;rlichen Ur&#x017F;prung hat/ und daß die Zu&#x017F;am-<lb/>
menlauffung des Kra&#x0364;uter-Bades herkomme<lb/>
von der durch den Schweiß auff die Haut geleg-<lb/>
te Scha&#x0364;rffe. Und die&#x017F;es begiebt &#x017F;ich &#x017F;o wohl<lb/>
bey Kindern/ als auch gro&#x017F;&#x017F;en Leuten. Wie<lb/>
denn &#x017F;chon in andern Capitel erwehnet worden<lb/>
i&#x017F;t/ daß die an denen Kindern zuweilen befindli-<lb/>
che &#x017F;altzige Stirnen nichts anders i&#x017F;t/ als ein der-<lb/>
gleichen angetrockneter Schweiß. Welches<lb/>
die abergla&#x0364;ubi&#x017F;chen Weiber doch vor ein gewi&#x017F;-<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;es Zeichen des Be&#x017F;chreyens angeben<lb/>
wollen.</hi></p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0034] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen es gebrauchen auff gleiche Weiſe die Weiber an etlichen Orten auch andere Kraͤuter/ die eben die operation haben wie der Frauen-Flachs. Zum exempel, um Dreßden nehmen ſie ein Kraut/ welches ſie allda Stziſche nennen/ deſſen eigendlicher Nahme Zeiſig-Kraut/ Lateiniſch Sideritis iſt/ und an andern Orten/ als in Thuͤ- ringen Beruff-Kraut genennet wird. Und koͤnte ich noch viele Kraͤuter von gleicher Wuͤr- ckung melden/ wenn nicht ohne dem dieſes Capi- tel uͤber Vermuthen laͤnger als andere worden waͤre. Siehet demnach ein iedes hieraus klar/ daß eine ſolche Beſchwerlichkeit des Leibes ihren natuͤrlichen Urſprung hat/ und daß die Zuſam- menlauffung des Kraͤuter-Bades herkomme von der durch den Schweiß auff die Haut geleg- te Schaͤrffe. Und dieſes begiebt ſich ſo wohl bey Kindern/ als auch groſſen Leuten. Wie denn ſchon in andern Capitel erwehnet worden iſt/ daß die an denen Kindern zuweilen befindli- che ſaltzige Stirnen nichts anders iſt/ als ein der- gleichen angetrockneter Schweiß. Welches die aberglaͤubiſchen Weiber doch vor ein gewiſ- ſes Zeichen des Beſchreyens angeben wollen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/34
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/34>, abgerufen am 28.03.2024.