Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung/ derer von super-klugen
solche Kunst eingegeben hat/ damit sie ihm darge-
gen den Dienst erweisen/ und zu der Zeit/ wenn
sie eine Henne ansetzen wollen/ zu Hause bleiben/
und den Gottesdienst nicht abwarten möchten.

Das 19. Capitel.

Wenn man will großkoppige Hün-
ner bekommen/ muß man zu der Zeit/ wenn
man die Kluck-Henne ansetzet/ einen
feinen grossen Stroh-Huth
auffsetzen.

WArumb aber nicht einen Feder-Pusch?
Ihr einfältiger Tropff! (werden mir die
super-klugen Weiber antworten:) Ihr
denckt vielleicht/ weil Feder-Püsche sollen wach-
sen/ so müste man auch Feder-Püsche auffsetzen?
Nein/ es muß nicht eben so seyn. Denn/ habt ihr
alberner Mann nicht in der Bibel gelesen/ daß
Jacob bunte Stäbe von Pappel-Weiden/ Ha-
seln und Castanien machte/ und in die Tränck-
Rinnen für die Schaaffe legte/ damit sie bunte/
schäckige und sprengliche Lämmer bekämen. Er
legte ja keine bunte Schaaff-Felle/ sondern nur
bunte Stäbe dahin/ und dennoch bekamen die
Schaaffe bunde Lämmer. Ey/ seht doch/ wie
Biebel-fest/ und belesen diese Weiber sind? Da-
ran hätte ich mein Lebtage nicht gedacht. Wie-
wohl mir die Sache mit dem Stroh-Hut den-

noch

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
ſolche Kunſt eingegeben hat/ damit ſie ihm darge-
gen den Dienſt erweiſen/ und zu der Zeit/ wenn
ſie eine Henne anſetzen wollen/ zu Hauſe bleiben/
und den Gottesdienſt nicht abwarten moͤchten.

Das 19. Capitel.

Wenn man will großkoppige Huͤn-
ner bekommen/ muß man zu der Zeit/ wenn
man die Kluck-Henne anſetzet/ einen
feinen groſſen Stroh-Huth
auffſetzen.

WArumb aber nicht einen Feder-Puſch?
Ihr einfaͤltiger Tropff! (werden mir die
ſuper-klugen Weiber antworten:) Ihr
denckt vielleicht/ weil Feder-Puͤſche ſollen wach-
ſen/ ſo muͤſte man auch Feder-Puͤſche auffſetzen?
Nein/ es muß nicht eben ſo ſeyn. Denn/ habt ihr
alberner Mann nicht in der Bibel geleſen/ daß
Jacob bunte Staͤbe von Pappel-Weiden/ Ha-
ſeln und Caſtanien machte/ und in die Traͤnck-
Rinnen fuͤr die Schaaffe legte/ damit ſie bunte/
ſchaͤckige und ſprengliche Laͤmmer bekaͤmen. Er
legte ja keine bunte Schaaff-Felle/ ſondern nur
bunte Staͤbe dahin/ und dennoch bekamen die
Schaaffe bunde Laͤmmer. Ey/ ſeht doch/ wie
Biebel-feſt/ und beleſen dieſe Weiber ſind? Da-
ran haͤtte ich mein Lebtage nicht gedacht. Wie-
wohl mir die Sache mit dem Stroh-Hut den-

noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
&#x017F;olche Kun&#x017F;t eingegeben hat/ damit &#x017F;ie ihm darge-<lb/>
gen den Dien&#x017F;t erwei&#x017F;en/ und zu der Zeit/ wenn<lb/>
&#x017F;ie eine Henne an&#x017F;etzen wollen/ zu Hau&#x017F;e bleiben/<lb/>
und den Gottesdien&#x017F;t nicht abwarten mo&#x0364;chten.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 19. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn man will großkoppige Hu&#x0364;n-<lb/>
ner bekommen/ muß man zu der Zeit/ wenn<lb/><hi rendition="#c">man die Kluck-Henne an&#x017F;etzet/ einen<lb/>
feinen gro&#x017F;&#x017F;en Stroh-Huth<lb/>
auff&#x017F;etzen.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Arumb aber nicht einen Feder-Pu&#x017F;ch?<lb/>
Ihr einfa&#x0364;ltiger Tropff! (werden mir die<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi>klugen Weiber antworten:) Ihr<lb/>
denckt vielleicht/ weil Feder-Pu&#x0364;&#x017F;che &#x017F;ollen wach-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te man auch Feder-Pu&#x0364;&#x017F;che auff&#x017F;etzen?<lb/>
Nein/ es muß nicht eben &#x017F;o &#x017F;eyn. Denn/ <choice><sic>habtihr</sic><corr>habt ihr</corr></choice><lb/>
alberner Mann nicht in der Bibel gele&#x017F;en/ daß<lb/>
Jacob bunte Sta&#x0364;be von Pappel-Weiden/ Ha-<lb/>
&#x017F;eln und Ca&#x017F;tanien machte/ und in die Tra&#x0364;nck-<lb/>
Rinnen fu&#x0364;r die Schaaffe legte/ damit &#x017F;ie bunte/<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ckige und &#x017F;prengliche La&#x0364;mmer beka&#x0364;men. Er<lb/>
legte ja keine bunte Schaaff-Felle/ &#x017F;ondern nur<lb/>
bunte Sta&#x0364;be dahin/ und dennoch bekamen die<lb/>
Schaaffe bunde La&#x0364;mmer. Ey/ &#x017F;eht doch/ wie<lb/>
Biebel-fe&#x017F;t/ und bele&#x017F;en die&#x017F;e Weiber &#x017F;ind? Da-<lb/>
ran ha&#x0364;tte ich mein Lebtage nicht gedacht. Wie-<lb/>
wohl mir die Sache mit dem Stroh-Hut den-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0058] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen ſolche Kunſt eingegeben hat/ damit ſie ihm darge- gen den Dienſt erweiſen/ und zu der Zeit/ wenn ſie eine Henne anſetzen wollen/ zu Hauſe bleiben/ und den Gottesdienſt nicht abwarten moͤchten. Das 19. Capitel. Wenn man will großkoppige Huͤn- ner bekommen/ muß man zu der Zeit/ wenn man die Kluck-Henne anſetzet/ einen feinen groſſen Stroh-Huth auffſetzen. WArumb aber nicht einen Feder-Puſch? Ihr einfaͤltiger Tropff! (werden mir die ſuper-klugen Weiber antworten:) Ihr denckt vielleicht/ weil Feder-Puͤſche ſollen wach- ſen/ ſo muͤſte man auch Feder-Puͤſche auffſetzen? Nein/ es muß nicht eben ſo ſeyn. Denn/ habt ihr alberner Mann nicht in der Bibel geleſen/ daß Jacob bunte Staͤbe von Pappel-Weiden/ Ha- ſeln und Caſtanien machte/ und in die Traͤnck- Rinnen fuͤr die Schaaffe legte/ damit ſie bunte/ ſchaͤckige und ſprengliche Laͤmmer bekaͤmen. Er legte ja keine bunte Schaaff-Felle/ ſondern nur bunte Staͤbe dahin/ und dennoch bekamen die Schaaffe bunde Laͤmmer. Ey/ ſeht doch/ wie Biebel-feſt/ und beleſen dieſe Weiber ſind? Da- ran haͤtte ich mein Lebtage nicht gedacht. Wie- wohl mir die Sache mit dem Stroh-Hut den- noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/58
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/58>, abgerufen am 16.04.2024.