Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Untersuchung derer von super-klugen
Allein beschützen kan/ daß aber manche
schwärmen
Mit denen Bienen/ da will ich mich nicht
drum härmen.
Das 69. Capitel.

So lange die Lerche vor Lichtmeß
singet/ so lange schweigt sie nach Lichtmeß
wieder stille.

DIe Lerchen schweigen offt noch eine ge-
raume Zeit nach Lichtmeß stille/ ob sie
gleich vor Lichtmeß auch nicht sind gehöret
worden. Und ob es auch zuweilen/ iedoch selten
geschicht/ daß sie vor Lichtmeß singet/ so verur-
facht doch solches eben nicht/ daß sie auch so lange
nach Lichtmeß stille schweigen müsten. Denn
offt singen sie bald nach Lichtmeß/ offt auch erst in
3. 4. und mehr Wochen hernach/ ob sie gleich nur
2. oder 3. Tage vor Lichtmeß gesungen haben.
Und kömmt bloß auff das warme und schöne
Wetter an; denn wenn dieses Vögelein in der
Lufft noch grosse Kälte mercket/ schwinget es sich
nicht in die Höhe/ und lässet seinen angenehmen
Gesang nicht hören; trägt sichs aber zu/ daß der
stärckste Frost/ Schnee und Winter vor Licht-
meß heraus kömmt/ so wird es gewöhnlicher
massen hernach schön Frühlings-Wetter/ und
lässet sich alsdenn die Lerche hören. Es ist aber

keines
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Allein beſchuͤtzen kan/ daß aber manche
ſchwaͤrmen
Mit denen Bienen/ da will ich mich nicht
drum haͤrmen.
Das 69. Capitel.

So lange die Lerche vor Lichtmeß
ſinget/ ſo lange ſchweigt ſie nach Lichtmeß
wieder ſtille.

DIe Lerchen ſchweigen offt noch eine ge-
raume Zeit nach Lichtmeß ſtille/ ob ſie
gleich vor Lichtmeß auch nicht ſind gehoͤret
worden. Und ob es auch zuweilen/ iedoch ſelten
geſchicht/ daß ſie vor Lichtmeß ſinget/ ſo verur-
facht doch ſolches eben nicht/ daß ſie auch ſo lange
nach Lichtmeß ſtille ſchweigen muͤſten. Denn
offt ſingen ſie bald nach Lichtmeß/ offt auch erſt in
3. 4. und mehr Wochen hernach/ ob ſie gleich nur
2. oder 3. Tage vor Lichtmeß geſungen haben.
Und koͤmmt bloß auff das warme und ſchoͤne
Wetter an; denn wenn dieſes Voͤgelein in der
Lufft noch groſſe Kaͤlte mercket/ ſchwinget es ſich
nicht in die Hoͤhe/ und laͤſſet ſeinen angenehmen
Geſang nicht hoͤren; traͤgt ſichs aber zu/ daß der
ſtaͤrckſte Froſt/ Schnee und Winter vor Licht-
meß heraus koͤmmt/ ſo wird es gewoͤhnlicher
maſſen hernach ſchoͤn Fruͤhlings-Wetter/ und
laͤſſet ſich alsdenn die Lerche hoͤren. Es iſt aber

keines
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0172" n="348"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">klugen</hi> </fw><lb/>
          <l>Allein be&#x017F;chu&#x0364;tzen kan/ daß aber manche</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chwa&#x0364;rmen</hi> </l><lb/>
          <l>Mit denen Bienen/ da will ich mich nicht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">drum ha&#x0364;rmen.</hi> </l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 69. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>So lange die Lerche vor Lichtmeß<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;inget/ &#x017F;o lange &#x017F;chweigt &#x017F;ie nach Lichtmeß<lb/>
wieder &#x017F;tille.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie Lerchen &#x017F;chweigen offt noch eine ge-<lb/>
raume Zeit nach Lichtmeß &#x017F;tille/ ob &#x017F;ie<lb/>
gleich vor Lichtmeß auch nicht &#x017F;ind geho&#x0364;ret<lb/>
worden. Und ob es auch zuweilen/ iedoch &#x017F;elten<lb/>
ge&#x017F;chicht/ daß &#x017F;ie vor Lichtmeß &#x017F;inget/ &#x017F;o verur-<lb/>
facht doch &#x017F;olches eben nicht/ daß &#x017F;ie auch &#x017F;o lange<lb/>
nach Lichtmeß &#x017F;tille &#x017F;chweigen mu&#x0364;&#x017F;ten. Denn<lb/>
offt &#x017F;ingen &#x017F;ie bald nach Lichtmeß/ offt auch er&#x017F;t in<lb/>
3. 4. und mehr Wochen hernach/ ob &#x017F;ie gleich nur<lb/>
2. oder 3. Tage vor Lichtmeß ge&#x017F;ungen haben.<lb/>
Und ko&#x0364;mmt bloß auff das warme und &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Wetter an; denn wenn die&#x017F;es Vo&#x0364;gelein in der<lb/>
Lufft noch gro&#x017F;&#x017F;e Ka&#x0364;lte mercket/ &#x017F;chwinget es &#x017F;ich<lb/>
nicht in die Ho&#x0364;he/ und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;einen angenehmen<lb/>
Ge&#x017F;ang nicht ho&#x0364;ren; tra&#x0364;gt &#x017F;ichs aber zu/ daß der<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te Fro&#x017F;t/ Schnee und Winter vor Licht-<lb/>
meß heraus ko&#x0364;mmt/ &#x017F;o wird es gewo&#x0364;hnlicher<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en hernach &#x017F;cho&#x0364;n Fru&#x0364;hlings-Wetter/ und<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich alsdenn die Lerche ho&#x0364;ren. Es i&#x017F;t aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">keines</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0172] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Allein beſchuͤtzen kan/ daß aber manche ſchwaͤrmen Mit denen Bienen/ da will ich mich nicht drum haͤrmen. Das 69. Capitel. So lange die Lerche vor Lichtmeß ſinget/ ſo lange ſchweigt ſie nach Lichtmeß wieder ſtille. DIe Lerchen ſchweigen offt noch eine ge- raume Zeit nach Lichtmeß ſtille/ ob ſie gleich vor Lichtmeß auch nicht ſind gehoͤret worden. Und ob es auch zuweilen/ iedoch ſelten geſchicht/ daß ſie vor Lichtmeß ſinget/ ſo verur- facht doch ſolches eben nicht/ daß ſie auch ſo lange nach Lichtmeß ſtille ſchweigen muͤſten. Denn offt ſingen ſie bald nach Lichtmeß/ offt auch erſt in 3. 4. und mehr Wochen hernach/ ob ſie gleich nur 2. oder 3. Tage vor Lichtmeß geſungen haben. Und koͤmmt bloß auff das warme und ſchoͤne Wetter an; denn wenn dieſes Voͤgelein in der Lufft noch groſſe Kaͤlte mercket/ ſchwinget es ſich nicht in die Hoͤhe/ und laͤſſet ſeinen angenehmen Geſang nicht hoͤren; traͤgt ſichs aber zu/ daß der ſtaͤrckſte Froſt/ Schnee und Winter vor Licht- meß heraus koͤmmt/ ſo wird es gewoͤhnlicher maſſen hernach ſchoͤn Fruͤhlings-Wetter/ und laͤſſet ſich alsdenn die Lerche hoͤren. Es iſt aber keines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/172
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/172>, abgerufen am 16.04.2024.