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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
dieses Teuffels-Werck wahr sey/ und sich auch
solche verfluchte Creaturen unter denen Men-
schen befänden/ die es ins Werck setzten/ so ist ja
keinem rechtschaffenen Christen unbekannt/ daß
GOtt seine gläubigen Kinder vor allen Stri-
cken und Tücken des Teuffels und seiner Die-
ner mächtig beschützet und behütet/ ja des Teuf-
fels Anschläge so zu nichte machet/ daß er unter
tausenden nicht eines/ ohne GOttes Verhäng-
niß/ auszuführen vermag. Ergo, so kan auch
ein von des Teuffels Werckzeug über einem
Galgen geworffenes Bißgen Brod nicht wür-
cken/ daß der/ welcher vorher davon gegessen hat/
müsse unumgänglich an Galgen kommen. Wer
am Galgen gehenckt wird/ der muß es verdienet
haben/ (denn ohne Ursach wird keiner gehenckt)
so es einer aber verdienet hat/ so ist ja er selbst
Schuld daran/ und nicht das Brod/ ob es auch
gleich hundert mahl wäre übern Galgen geworf-
fen worden. Ist demnach erstlich an der Sache
nichts wahr. Zum andern habe ich noch von kei-
nem eintzigen Exempel gehöret/ daß eines wäre
umumgänglich/ aus erwehnter Ursach/ dem
Galgen zu Theile worden. Drittens ist bekannt/
daß täglich viel tausend vornehme Herren und
Standes-Personen/ bey denen Mahlzeiten und
Gastereyen/ ohne einig Bedencken/ ihr Brod
liegen lassen/ ohne sich des Galgens deswegen zu

befah-

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
dieſes Teuffels-Werck wahr ſey/ und ſich auch
ſolche verfluchte Creaturen unter denen Men-
ſchen befaͤnden/ die es ins Werck ſetzten/ ſo iſt ja
keinem rechtſchaffenen Chriſten unbekannt/ daß
GOtt ſeine glaͤubigen Kinder vor allen Stri-
cken und Tuͤcken des Teuffels und ſeiner Die-
ner maͤchtig beſchuͤtzet und behuͤtet/ ja des Teuf-
fels Anſchlaͤge ſo zu nichte machet/ daß er unter
tauſenden nicht eines/ ohne GOttes Verhaͤng-
niß/ auszufuͤhren vermag. Ergo, ſo kan auch
ein von des Teuffels Werckzeug uͤber einem
Galgen geworffenes Bißgen Brod nicht wuͤr-
cken/ daß der/ welcher vorher davon gegeſſen hat/
muͤſſe unumgaͤnglich an Galgen kommen. Wer
am Galgen gehenckt wird/ der muß es verdienet
haben/ (denn ohne Urſach wird keiner gehenckt)
ſo es einer aber verdienet hat/ ſo iſt ja er ſelbſt
Schuld daran/ und nicht das Brod/ ob es auch
gleich hundert mahl waͤre uͤbern Galgen geworf-
fen worden. Iſt demnach erſtlich an der Sache
nichts wahr. Zum andern habe ich noch von kei-
nem eintzigen Exempel gehoͤret/ daß eines waͤre
umumgaͤnglich/ aus erwehnter Urſach/ dem
Galgen zu Theile worden. Drittens iſt bekannt/
daß taͤglich viel tauſend vornehme Herren und
Standes-Perſonen/ bey denen Mahlzeiten und
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[366/0190] Unterſuchung derer von ſuper-klugen dieſes Teuffels-Werck wahr ſey/ und ſich auch ſolche verfluchte Creaturen unter denen Men- ſchen befaͤnden/ die es ins Werck ſetzten/ ſo iſt ja keinem rechtſchaffenen Chriſten unbekannt/ daß GOtt ſeine glaͤubigen Kinder vor allen Stri- cken und Tuͤcken des Teuffels und ſeiner Die- ner maͤchtig beſchuͤtzet und behuͤtet/ ja des Teuf- fels Anſchlaͤge ſo zu nichte machet/ daß er unter tauſenden nicht eines/ ohne GOttes Verhaͤng- niß/ auszufuͤhren vermag. Ergo, ſo kan auch ein von des Teuffels Werckzeug uͤber einem Galgen geworffenes Bißgen Brod nicht wuͤr- cken/ daß der/ welcher vorher davon gegeſſen hat/ muͤſſe unumgaͤnglich an Galgen kommen. Wer am Galgen gehenckt wird/ der muß es verdienet haben/ (denn ohne Urſach wird keiner gehenckt) ſo es einer aber verdienet hat/ ſo iſt ja er ſelbſt Schuld daran/ und nicht das Brod/ ob es auch gleich hundert mahl waͤre uͤbern Galgen geworf- fen worden. Iſt demnach erſtlich an der Sache nichts wahr. Zum andern habe ich noch von kei- nem eintzigen Exempel gehoͤret/ daß eines waͤre umumgaͤnglich/ aus erwehnter Urſach/ dem Galgen zu Theile worden. Drittens iſt bekannt/ daß taͤglich viel tauſend vornehme Herren und Standes-Perſonen/ bey denen Mahlzeiten und Gaſtereyen/ ohne einig Bedencken/ ihr Brod liegen laſſen/ ohne ſich des Galgens deswegen zu befah-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/190>, abgerufen am 28.03.2024.