Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
mehr Eyer legen müsten als sie sonst thäten. Ich
überlasse den Beweiß solcher närrischen Kunst
denen/ die diese Lügen ersonnen haben/ weil ich
auff keine Art begreiffen kan/ wie sie doch auff
diese Thorheit müssen gerathen seyn? da doch
bekannt ist/ daß der Tag Petri mitten im Som-
mer gefällig ist/ da die meisten Hüner auffhören
zu legen/ und hingegen anfangen zu glucken und
Junge auszubrüten. Wenn es etwan ein in der
Fasten-Zeit gefälliger Tag wäre/ so möchte das
Vorgeben seine gewisse Rationes finden/ weil
zu solcher Zeit die Hüner anfangen zu legen/ auch
dieses wohl eine gute Gelegenheit zu fleißigen
Legen machet/ wenn nehmlich denen Hünern ge-
wisse Nester gemacht werden; denn wo sie offt
verstöbert/ oder die Nester verrissen werden/ le-
gen sie her nach nicht fleißig. Weiß ich demnach
nicht/ woher es kommen soll/ daß die am Peters-
Tage gemachte Hüner-Nester/ die Hüner zu sol-
cher ungewöhnlichen Zeit sollen starck-legend
machen. Und kömmt so thöricht heraus/ als wenn
einer glauben wolte/ daß/ wenn man am Tage
S. Thomä die Wochen-Betten auffschlüge und
zurechte machte/ so bekämen die Weiber und
Mägde viel Kinder/ weil Thomas ein Zwilling
gewesen. Kurtz von der Sache zu reden/ so ist es
ein verkehrter närrischer unbesonnener alberer
Aberglaube.

Mach

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
mehr Eyer legen muͤſten als ſie ſonſt thaͤten. Ich
uͤberlaſſe den Beweiß ſolcher naͤrriſchen Kunſt
denen/ die dieſe Luͤgen erſonnen haben/ weil ich
auff keine Art begreiffen kan/ wie ſie doch auff
dieſe Thorheit muͤſſen gerathen ſeyn? da doch
bekannt iſt/ daß der Tag Petri mitten im Som-
mer gefaͤllig iſt/ da die meiſten Huͤner auffhoͤren
zu legen/ und hingegen anfangen zu glucken und
Junge auszubruͤten. Wenn es etwan ein in der
Faſten-Zeit gefaͤlliger Tag waͤre/ ſo moͤchte das
Vorgeben ſeine gewiſſe Rationes finden/ weil
zu ſolcher Zeit die Huͤner anfangen zu legen/ auch
dieſes wohl eine gute Gelegenheit zu fleißigen
Legen machet/ wenn nehmlich denen Huͤnern ge-
wiſſe Neſter gemacht werden; denn wo ſie offt
verſtoͤbert/ oder die Neſter verriſſen werden/ le-
gen ſie her nach nicht fleißig. Weiß ich demnach
nicht/ woher es kommen ſoll/ daß die am Peters-
Tage gemachte Huͤner-Neſter/ die Huͤner zu ſol-
cher ungewoͤhnlichen Zeit ſollen ſtarck-legend
machen. Und koͤmmt ſo thoͤricht heraus/ als wenn
einer glauben wolte/ daß/ wenn man am Tage
S. Thomaͤ die Wochen-Betten auffſchluͤge und
zurechte machte/ ſo bekaͤmen die Weiber und
Maͤgde viel Kinder/ weil Thomas ein Zwilling
geweſen. Kurtz von der Sache zu reden/ ſo iſt es
ein verkehrter naͤrriſcher unbeſonnener alberer
Aberglaube.

Mach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0207" n="383"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
mehr Eyer legen mu&#x0364;&#x017F;ten als &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t tha&#x0364;ten. Ich<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e den Beweiß &#x017F;olcher na&#x0364;rri&#x017F;chen Kun&#x017F;t<lb/>
denen/ die die&#x017F;e Lu&#x0364;gen er&#x017F;onnen haben/ weil ich<lb/>
auff keine Art begreiffen kan/ wie &#x017F;ie doch auff<lb/>
die&#x017F;e Thorheit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gerathen &#x017F;eyn? da doch<lb/>
bekannt i&#x017F;t/ daß der Tag Petri mitten im Som-<lb/>
mer gefa&#x0364;llig i&#x017F;t/ da die mei&#x017F;ten Hu&#x0364;ner auffho&#x0364;ren<lb/>
zu legen/ und hingegen anfangen zu glucken und<lb/>
Junge auszubru&#x0364;ten. Wenn es etwan ein in der<lb/>
Fa&#x017F;ten-Zeit gefa&#x0364;lliger Tag wa&#x0364;re/ &#x017F;o mo&#x0364;chte das<lb/>
Vorgeben &#x017F;eine gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rationes</hi> finden/ weil<lb/>
zu &#x017F;olcher Zeit die Hu&#x0364;ner anfangen zu legen/ auch<lb/>
die&#x017F;es wohl eine gute Gelegenheit zu fleißigen<lb/>
Legen machet/ wenn nehmlich denen Hu&#x0364;nern ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Ne&#x017F;ter gemacht werden; denn wo &#x017F;ie offt<lb/>
ver&#x017F;to&#x0364;bert/ oder die Ne&#x017F;ter verri&#x017F;&#x017F;en werden/ le-<lb/>
gen &#x017F;ie her nach nicht fleißig. Weiß ich demnach<lb/>
nicht/ woher es kommen &#x017F;oll/ daß die am Peters-<lb/>
Tage gemachte Hu&#x0364;ner-Ne&#x017F;ter/ die Hu&#x0364;ner zu &#x017F;ol-<lb/>
cher ungewo&#x0364;hnlichen Zeit &#x017F;ollen &#x017F;tarck-legend<lb/>
machen. Und ko&#x0364;mmt &#x017F;o tho&#x0364;richt heraus/ als wenn<lb/>
einer glauben wolte/ daß/ wenn man am Tage<lb/>
S. Thoma&#x0364; die Wochen-Betten auff&#x017F;chlu&#x0364;ge <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice><lb/>
zurechte machte/ &#x017F;o beka&#x0364;men die Weiber und<lb/>
Ma&#x0364;gde viel Kinder/ weil Thomas ein Zwilling<lb/>
gewe&#x017F;en. Kurtz von der Sache zu reden/ &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
ein verkehrter na&#x0364;rri&#x017F;cher unbe&#x017F;onnener alberer<lb/>
Aberglaube.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Mach</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0207] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. mehr Eyer legen muͤſten als ſie ſonſt thaͤten. Ich uͤberlaſſe den Beweiß ſolcher naͤrriſchen Kunſt denen/ die dieſe Luͤgen erſonnen haben/ weil ich auff keine Art begreiffen kan/ wie ſie doch auff dieſe Thorheit muͤſſen gerathen ſeyn? da doch bekannt iſt/ daß der Tag Petri mitten im Som- mer gefaͤllig iſt/ da die meiſten Huͤner auffhoͤren zu legen/ und hingegen anfangen zu glucken und Junge auszubruͤten. Wenn es etwan ein in der Faſten-Zeit gefaͤlliger Tag waͤre/ ſo moͤchte das Vorgeben ſeine gewiſſe Rationes finden/ weil zu ſolcher Zeit die Huͤner anfangen zu legen/ auch dieſes wohl eine gute Gelegenheit zu fleißigen Legen machet/ wenn nehmlich denen Huͤnern ge- wiſſe Neſter gemacht werden; denn wo ſie offt verſtoͤbert/ oder die Neſter verriſſen werden/ le- gen ſie her nach nicht fleißig. Weiß ich demnach nicht/ woher es kommen ſoll/ daß die am Peters- Tage gemachte Huͤner-Neſter/ die Huͤner zu ſol- cher ungewoͤhnlichen Zeit ſollen ſtarck-legend machen. Und koͤmmt ſo thoͤricht heraus/ als wenn einer glauben wolte/ daß/ wenn man am Tage S. Thomaͤ die Wochen-Betten auffſchluͤge und zurechte machte/ ſo bekaͤmen die Weiber und Maͤgde viel Kinder/ weil Thomas ein Zwilling geweſen. Kurtz von der Sache zu reden/ ſo iſt es ein verkehrter naͤrriſcher unbeſonnener alberer Aberglaube. Mach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/207
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/207>, abgerufen am 23.04.2024.