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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
der Natur zu viel Gewalt mit einem elenden Fa-
den Garn thun wollen; als ob die Natur um
des Fadens willen eben solche zwey Männer zu-
sammen und vor dieser Thüre vorbey führen
müste/ allwo das Garn auffgespannet wäre.
Was letzlich zwey oder drey Männer anlanget/
die sich eine solche Mann begierige Jungfer zu
überkommen möchte träumen lassen/ das ist mit
vorigem gleiches Schlages/ und sind lauter ver-
gebliche Einbildungen und abgöttische Aber glau-
ben/ derer sich ehrliche Jungfern niemahls bedie-
nen werden.

Und so auff solche Art eine spannt auff ihr
Garn/
Und kömmt zu erst ein Ochs gefahren mit
dem Karrn/
Oder wenn nach fürgezognen Faden
Ein Esel kömmt mit einem Sack beladen/
So müst der künfftge Mann Ochs oder E-
sel helffen.
Gefällt dir das nun nicht/ magst du das
Garn wegreissen.
Das 18. Capitel.

Es ist nicht gut/ wenn man einen
Rost oder Dreyfuß auffs Feuer setzet/
und leget nichts drauff.

Besser

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
der Natur zu viel Gewalt mit einem elenden Fa-
den Garn thun wollen; als ob die Natur um
des Fadens willen eben ſolche zwey Maͤnner zu-
ſammen und vor dieſer Thuͤre vorbey fuͤhren
muͤſte/ allwo das Garn auffgeſpannet waͤre.
Was letzlich zwey oder drey Maͤnner anlanget/
die ſich eine ſolche Mann begierige Jungfer zu
uͤberkommen moͤchte traͤumen laſſen/ das iſt mit
vorigem gleiches Schlages/ und ſind lauter ver-
gebliche Einbildungen und abgoͤttiſche Aber glau-
ben/ derer ſich ehrliche Jungfern niemahls bedie-
nen werden.

Und ſo auff ſolche Art eine ſpannt auff ihr
Garn/
Und koͤmmt zu erſt ein Ochs gefahren mit
dem Karrn/
Oder wenn nach fuͤrgezognen Faden
Ein Eſel koͤmmt mit einem Sack beladen/
So muͤſt der kuͤnfftge Mann Ochs oder E-
ſel helffen.
Gefaͤllt dir das nun nicht/ magſt du das
Garn wegreiſſen.
Das 18. Capitel.

Es iſt nicht gut/ wenn man einen
Roſt oder Dreyfuß auffs Feuer ſetzet/
und leget nichts drauff.

Beſſer
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[220/0044] Unterſuchung derer von ſuper-klugen der Natur zu viel Gewalt mit einem elenden Fa- den Garn thun wollen; als ob die Natur um des Fadens willen eben ſolche zwey Maͤnner zu- ſammen und vor dieſer Thuͤre vorbey fuͤhren muͤſte/ allwo das Garn auffgeſpannet waͤre. Was letzlich zwey oder drey Maͤnner anlanget/ die ſich eine ſolche Mann begierige Jungfer zu uͤberkommen moͤchte traͤumen laſſen/ das iſt mit vorigem gleiches Schlages/ und ſind lauter ver- gebliche Einbildungen und abgoͤttiſche Aber glau- ben/ derer ſich ehrliche Jungfern niemahls bedie- nen werden. Und ſo auff ſolche Art eine ſpannt auff ihr Garn/ Und koͤmmt zu erſt ein Ochs gefahren mit dem Karrn/ Oder wenn nach fuͤrgezognen Faden Ein Eſel koͤmmt mit einem Sack beladen/ So muͤſt der kuͤnfftge Mann Ochs oder E- ſel helffen. Gefaͤllt dir das nun nicht/ magſt du das Garn wegreiſſen. Das 18. Capitel. Es iſt nicht gut/ wenn man einen Roſt oder Dreyfuß auffs Feuer ſetzet/ und leget nichts drauff. Beſſer

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/44>, abgerufen am 28.03.2024.