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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
Daß darum der Geyer nicht
Ihnen/ wie sonst offt geschicht/
Ein jung Huhn soll rauben.
Aber sie sind unbedacht/
Denn ja ohndem in der Nacht
Kein Geyr ist vorhanden;
Aber wenn ein andermahl
Holt der Geyr eins aus der Zahl/
B'stehen sie mit Schanden.
Das 20. Capitel.

Wenn man Stroh in ein Bett thut/
soll man die Knoten nicht an denen Stroh-
Bändern lassen/ sonst kan niemand
darauff schlaffen.

Offtmahls/ wenn Patienten nicht haben
schlaffen können/ oder mancher/ wegen vie-
ler Sorgen und andern Ursachen/ wenig
Ruhe im Bette gehabt/ habe ich kluge Weiber
hören den Rath geben: Man möchte doch das
Bett-Stroh durchsuchen/ ob irgend unauffge-
knüpffte Strob-Bänder darinnen wären/ wel-
che eine gewisse Hinderniß des Schlaffs und
Ruhe verursacheten? Alleine/ obgleich solche
zuweilen gefunden/ und weg gethan sind worden/
ist dennoch kein Schlaff darauff erfolget. Also
siehet man/ wie die Weiber alle Kleinigkeiten zu
Aber glauben machen können/ wenn auch gleich

öffters
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Daß darum der Geyer nicht
Ihnen/ wie ſonſt offt geſchicht/
Ein jung Huhn ſoll rauben.
Aber ſie ſind unbedacht/
Denn ja ohndem in der Nacht
Kein Geyr iſt vorhanden;
Aber wenn ein andermahl
Holt der Geyr eins aus der Zahl/
B’ſtehen ſie mit Schanden.
Das 20. Capitel.

Wenn man Stroh in ein Bett thut/
ſoll man die Knoten nicht an denen Stroh-
Baͤndern laſſen/ ſonſt kan niemand
darauff ſchlaffen.

Offtmahls/ wenn Patienten nicht haben
ſchlaffen koͤnnen/ oder mancher/ wegen vie-
ler Sorgen und andern Urſachen/ wenig
Ruhe im Bette gehabt/ habe ich kluge Weiber
hoͤren den Rath geben: Man moͤchte doch das
Bett-Stroh durchſuchen/ ob irgend unauffge-
knuͤpffte Strob-Baͤnder darinnen waͤren/ wel-
che eine gewiſſe Hinderniß des Schlaffs und
Ruhe verurſacheten? Alleine/ obgleich ſolche
zuweilen gefunden/ und weg gethan ſind worden/
iſt dennoch kein Schlaff darauff erfolget. Alſo
ſiehet man/ wie die Weiber alle Kleinigkeiten zu
Aber glauben machen koͤnnen/ wenn auch gleich

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[226/0050] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Daß darum der Geyer nicht Ihnen/ wie ſonſt offt geſchicht/ Ein jung Huhn ſoll rauben. Aber ſie ſind unbedacht/ Denn ja ohndem in der Nacht Kein Geyr iſt vorhanden; Aber wenn ein andermahl Holt der Geyr eins aus der Zahl/ B’ſtehen ſie mit Schanden. Das 20. Capitel. Wenn man Stroh in ein Bett thut/ ſoll man die Knoten nicht an denen Stroh- Baͤndern laſſen/ ſonſt kan niemand darauff ſchlaffen. Offtmahls/ wenn Patienten nicht haben ſchlaffen koͤnnen/ oder mancher/ wegen vie- ler Sorgen und andern Urſachen/ wenig Ruhe im Bette gehabt/ habe ich kluge Weiber hoͤren den Rath geben: Man moͤchte doch das Bett-Stroh durchſuchen/ ob irgend unauffge- knuͤpffte Strob-Baͤnder darinnen waͤren/ wel- che eine gewiſſe Hinderniß des Schlaffs und Ruhe verurſacheten? Alleine/ obgleich ſolche zuweilen gefunden/ und weg gethan ſind worden/ iſt dennoch kein Schlaff darauff erfolget. Alſo ſiehet man/ wie die Weiber alle Kleinigkeiten zu Aber glauben machen koͤnnen/ wenn auch gleich oͤffters

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/50>, abgerufen am 28.03.2024.