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Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.

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Absolute und relative Übervölkerung. Ausblick in die Zukunft.
vorhandenen Lebensbedingungen und volkswirtschaftlichen Aussichten als Druck empfunden
werde. Daß eine solche in verschiedenem Grade sich immer wieder einstellt, scheint eine
historische Notwendigkeit, ja eine Bedingung des Fortschrittes. Wo die Menschen sich
halbwegs wohl fühlen, bei 1000 wie bei 8000 Menschen pro Geviertmeile, da tritt
ein rasches Wachstum ein, und erst wenn es eingetreten ist, wenn überall das alte
Kleid der Gesellschaftsverfassung zu eng wird, sinnt man auf technischen und Verkehrs-
fortschritt, entstehen die Impulse zu moralischen und geistigen Fortschritten, die ver-
besserten Institutionen. Die Völker, die dazu nicht imstande sind, stagnieren, altern,
gehen zu Grunde; die gesunden und kräftigen vollziehen die Fortschritte, aber nicht ohne
weiteres, sondern in einem Ringen und Kämpfen, in einem Tasten und Suchen, das
oft Generationen hindurch dauert. Immer schwieriger und komplizierter werden die
Aufgaben. Unlösbar sind sie auch heute noch lange nicht.

Die Wege der Lösung sind für jedes Volk wieder andere. Für unsere deutsche
Gegenwart werden wir sagen können: 1. müssen wir für einen reichlichen Bevölkerungs-
abfluß womöglich nach eigenen Kolonien sorgen, 2. müssen wir, ohne das Zweikinder-
system zu empfehlen und ohne Rückkehr zu polizeilichen Schranken der Niederlassung
und der Ehe, dahin streben, daß die proletarischen, überfrühen Ehen mit zu zahlreichen
schwächlichen Kindern und übergroßer Kindersterblichkeit sich mindern. Die unteren
Klassen müssen die Sitten des Mittelstandes in Bezug auf Ehe und Kinder annehmen, sie
werden das in dem Maße thun, als man sie durch die richtigen socialen Reformen geistig,
moralisch und wirtschaftlich hebt. Dadurch wird auch der größten Gefahr jeder Über-
völkerung vorgebeugt, welche darin liegt, daß die Lebenshaltung der unteren Hälfte des
Volkes stark herabgedrückt wird. In den mittleren und oberen Klassen ist umgekehrt
der Ehelosigkeit, den Geldheiraten, der Prostitution und allen ähnlichen Erscheinungen,
die sich als unmoralische Folge der Bevölkerungsverdichtung darstellen, mit allen den
Mitteln entgegenzuwirken, die von innen heraus helfen. Das ist freilich nicht leicht
in Zeiten, in welchen der Goldsegen wirtschaftlicher Aufschwungsperioden Luxus, Genuß-
sucht und Liederlichkeit in weiten Kreisen steigert. Aber es ist nicht unmöglich, wenn
von oben herab ein gutes Beispiel gegeben, die Mißbräuche und Entartungen bekämpft
werden. Es gehört außerdem aber 3. dazu, daß nach allen Seiten eine richtige Wirt-
schafts- und Handelspolitik die innere Verdichtung und die Ausbreitung der Bevölkerung
nach außen, soweit sie möglich ist, befördere und erleichtere: innere Kolonisation, Par-
zellierung der schlecht verwalteten großen Güter, Pflege des technischen Fortschrittes in
Landwirtschaft und Gewerbe, Verbesserung aller Unterrichtsanstalten, Hebung der Macht
und des Ansehens nach außen, Förderung unseres Exportes wie unserer landwirtschaft-
lichen Eigenproduktion, Hinarbeiten auf eine gleichmäßigere Einkommensverteilung, das
sind die Ziele, die man im Auge haben muß.

Das Bevölkerungsproblem greift in alle Lebensgebiete hinein, fordert überall Zucht
und Selbstbeherrschung, Weitsicht und thatkräftiges Handeln. Auch das tüchtigste Volk
wird die zwei selbständigen Bewegungen der zunehmenden Menschenzahl und des wirt-
schaftlichen Fortschrittes nie ganz in Übereinstimmung bringen können; aber es kann die
Dissonanzen mildern in dem Maße, wie es moralisch, geistig und technisch sich ver-
vollkommnet. --

4. Die Entwickelung der Technik in ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung.
Allgemeines: E. Kapp, Grundlinien einer Philosophie der Technik. 1877. -- Laz. Geiger,
Zur Entwickelungsgeschichte der Menschheit. 1878. --
Noire, Das Werkzeug und seine Bedeutung
für die Entwickelungsgeschichte der Menschheit. 1880. --
Bourdeau, Les forces de l'industrie.
1884; -- ders., Histoire de l'alimentation. 1894. --
E. Hermann, Technische Fragen und Probleme
der modernen Volkswirtschaft. 1891.
Die urgeschichtlichen Epochen der Technik: G. Klemm, Allgemeine Kulturgeschichte der Mensch-
heit. 1843. 7 Bde.; -- Ders., Allgemeine Kulturwissenschaft. 2 Bde. 1854. --
Tylor, Forschungen
über die Urgeschichte der Menschheit. Engl. 1865, deutsch o. J.; -- Ders., Anfänge der Kultur. 2 Bde.
Engl. 1871, deutsch 1873. --
Lubbock, Die vorgeschichtliche Zeit. Engl. 1865, deutsch 1874; -- Ders.,
Die Entstehung der Civilisation. Engl. 1870, deutsch 1875. --
Rougemont, Die Bronzezeit. Franz. 1865,

Abſolute und relative Übervölkerung. Ausblick in die Zukunft.
vorhandenen Lebensbedingungen und volkswirtſchaftlichen Ausſichten als Druck empfunden
werde. Daß eine ſolche in verſchiedenem Grade ſich immer wieder einſtellt, ſcheint eine
hiſtoriſche Notwendigkeit, ja eine Bedingung des Fortſchrittes. Wo die Menſchen ſich
halbwegs wohl fühlen, bei 1000 wie bei 8000 Menſchen pro Geviertmeile, da tritt
ein raſches Wachstum ein, und erſt wenn es eingetreten iſt, wenn überall das alte
Kleid der Geſellſchaftsverfaſſung zu eng wird, ſinnt man auf techniſchen und Verkehrs-
fortſchritt, entſtehen die Impulſe zu moraliſchen und geiſtigen Fortſchritten, die ver-
beſſerten Inſtitutionen. Die Völker, die dazu nicht imſtande ſind, ſtagnieren, altern,
gehen zu Grunde; die geſunden und kräftigen vollziehen die Fortſchritte, aber nicht ohne
weiteres, ſondern in einem Ringen und Kämpfen, in einem Taſten und Suchen, das
oft Generationen hindurch dauert. Immer ſchwieriger und komplizierter werden die
Aufgaben. Unlösbar ſind ſie auch heute noch lange nicht.

Die Wege der Löſung ſind für jedes Volk wieder andere. Für unſere deutſche
Gegenwart werden wir ſagen können: 1. müſſen wir für einen reichlichen Bevölkerungs-
abfluß womöglich nach eigenen Kolonien ſorgen, 2. müſſen wir, ohne das Zweikinder-
ſyſtem zu empfehlen und ohne Rückkehr zu polizeilichen Schranken der Niederlaſſung
und der Ehe, dahin ſtreben, daß die proletariſchen, überfrühen Ehen mit zu zahlreichen
ſchwächlichen Kindern und übergroßer Kinderſterblichkeit ſich mindern. Die unteren
Klaſſen müſſen die Sitten des Mittelſtandes in Bezug auf Ehe und Kinder annehmen, ſie
werden das in dem Maße thun, als man ſie durch die richtigen ſocialen Reformen geiſtig,
moraliſch und wirtſchaftlich hebt. Dadurch wird auch der größten Gefahr jeder Über-
völkerung vorgebeugt, welche darin liegt, daß die Lebenshaltung der unteren Hälfte des
Volkes ſtark herabgedrückt wird. In den mittleren und oberen Klaſſen iſt umgekehrt
der Eheloſigkeit, den Geldheiraten, der Proſtitution und allen ähnlichen Erſcheinungen,
die ſich als unmoraliſche Folge der Bevölkerungsverdichtung darſtellen, mit allen den
Mitteln entgegenzuwirken, die von innen heraus helfen. Das iſt freilich nicht leicht
in Zeiten, in welchen der Goldſegen wirtſchaftlicher Aufſchwungsperioden Luxus, Genuß-
ſucht und Liederlichkeit in weiten Kreiſen ſteigert. Aber es iſt nicht unmöglich, wenn
von oben herab ein gutes Beiſpiel gegeben, die Mißbräuche und Entartungen bekämpft
werden. Es gehört außerdem aber 3. dazu, daß nach allen Seiten eine richtige Wirt-
ſchafts- und Handelspolitik die innere Verdichtung und die Ausbreitung der Bevölkerung
nach außen, ſoweit ſie möglich iſt, befördere und erleichtere: innere Koloniſation, Par-
zellierung der ſchlecht verwalteten großen Güter, Pflege des techniſchen Fortſchrittes in
Landwirtſchaft und Gewerbe, Verbeſſerung aller Unterrichtsanſtalten, Hebung der Macht
und des Anſehens nach außen, Förderung unſeres Exportes wie unſerer landwirtſchaft-
lichen Eigenproduktion, Hinarbeiten auf eine gleichmäßigere Einkommensverteilung, das
ſind die Ziele, die man im Auge haben muß.

Das Bevölkerungsproblem greift in alle Lebensgebiete hinein, fordert überall Zucht
und Selbſtbeherrſchung, Weitſicht und thatkräftiges Handeln. Auch das tüchtigſte Volk
wird die zwei ſelbſtändigen Bewegungen der zunehmenden Menſchenzahl und des wirt-
ſchaftlichen Fortſchrittes nie ganz in Übereinſtimmung bringen können; aber es kann die
Diſſonanzen mildern in dem Maße, wie es moraliſch, geiſtig und techniſch ſich ver-
vollkommnet. —

4. Die Entwickelung der Technik in ihrer volkswirtſchaftlichen Bedeutung.
Allgemeines: E. Kapp, Grundlinien einer Philoſophie der Technik. 1877. — Laz. Geiger,
Zur Entwickelungsgeſchichte der Menſchheit. 1878. —
Noiré, Das Werkzeug und ſeine Bedeutung
für die Entwickelungsgeſchichte der Menſchheit. 1880. —
Bourdeau, Les forces de l’industrie.
1884; — derſ., Histoire de l’alimentation. 1894. —
E. Hermann, Techniſche Fragen und Probleme
der modernen Volkswirtſchaft. 1891.
Die urgeſchichtlichen Epochen der Technik: G. Klemm, Allgemeine Kulturgeſchichte der Menſch-
heit. 1843. 7 Bde.; — Derſ., Allgemeine Kulturwiſſenſchaft. 2 Bde. 1854. —
Tylor, Forſchungen
über die Urgeſchichte der Menſchheit. Engl. 1865, deutſch o. J.; — Derſ., Anfänge der Kultur. 2 Bde.
Engl. 1871, deutſch 1873. —
Lubbock, Die vorgeſchichtliche Zeit. Engl. 1865, deutſch 1874; — Derſ.,
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[187/0203] Abſolute und relative Übervölkerung. Ausblick in die Zukunft. vorhandenen Lebensbedingungen und volkswirtſchaftlichen Ausſichten als Druck empfunden werde. Daß eine ſolche in verſchiedenem Grade ſich immer wieder einſtellt, ſcheint eine hiſtoriſche Notwendigkeit, ja eine Bedingung des Fortſchrittes. Wo die Menſchen ſich halbwegs wohl fühlen, bei 1000 wie bei 8000 Menſchen pro Geviertmeile, da tritt ein raſches Wachstum ein, und erſt wenn es eingetreten iſt, wenn überall das alte Kleid der Geſellſchaftsverfaſſung zu eng wird, ſinnt man auf techniſchen und Verkehrs- fortſchritt, entſtehen die Impulſe zu moraliſchen und geiſtigen Fortſchritten, die ver- beſſerten Inſtitutionen. Die Völker, die dazu nicht imſtande ſind, ſtagnieren, altern, gehen zu Grunde; die geſunden und kräftigen vollziehen die Fortſchritte, aber nicht ohne weiteres, ſondern in einem Ringen und Kämpfen, in einem Taſten und Suchen, das oft Generationen hindurch dauert. Immer ſchwieriger und komplizierter werden die Aufgaben. Unlösbar ſind ſie auch heute noch lange nicht. Die Wege der Löſung ſind für jedes Volk wieder andere. Für unſere deutſche Gegenwart werden wir ſagen können: 1. müſſen wir für einen reichlichen Bevölkerungs- abfluß womöglich nach eigenen Kolonien ſorgen, 2. müſſen wir, ohne das Zweikinder- ſyſtem zu empfehlen und ohne Rückkehr zu polizeilichen Schranken der Niederlaſſung und der Ehe, dahin ſtreben, daß die proletariſchen, überfrühen Ehen mit zu zahlreichen ſchwächlichen Kindern und übergroßer Kinderſterblichkeit ſich mindern. Die unteren Klaſſen müſſen die Sitten des Mittelſtandes in Bezug auf Ehe und Kinder annehmen, ſie werden das in dem Maße thun, als man ſie durch die richtigen ſocialen Reformen geiſtig, moraliſch und wirtſchaftlich hebt. Dadurch wird auch der größten Gefahr jeder Über- völkerung vorgebeugt, welche darin liegt, daß die Lebenshaltung der unteren Hälfte des Volkes ſtark herabgedrückt wird. In den mittleren und oberen Klaſſen iſt umgekehrt der Eheloſigkeit, den Geldheiraten, der Proſtitution und allen ähnlichen Erſcheinungen, die ſich als unmoraliſche Folge der Bevölkerungsverdichtung darſtellen, mit allen den Mitteln entgegenzuwirken, die von innen heraus helfen. Das iſt freilich nicht leicht in Zeiten, in welchen der Goldſegen wirtſchaftlicher Aufſchwungsperioden Luxus, Genuß- ſucht und Liederlichkeit in weiten Kreiſen ſteigert. Aber es iſt nicht unmöglich, wenn von oben herab ein gutes Beiſpiel gegeben, die Mißbräuche und Entartungen bekämpft werden. Es gehört außerdem aber 3. dazu, daß nach allen Seiten eine richtige Wirt- ſchafts- und Handelspolitik die innere Verdichtung und die Ausbreitung der Bevölkerung nach außen, ſoweit ſie möglich iſt, befördere und erleichtere: innere Koloniſation, Par- zellierung der ſchlecht verwalteten großen Güter, Pflege des techniſchen Fortſchrittes in Landwirtſchaft und Gewerbe, Verbeſſerung aller Unterrichtsanſtalten, Hebung der Macht und des Anſehens nach außen, Förderung unſeres Exportes wie unſerer landwirtſchaft- lichen Eigenproduktion, Hinarbeiten auf eine gleichmäßigere Einkommensverteilung, das ſind die Ziele, die man im Auge haben muß. Das Bevölkerungsproblem greift in alle Lebensgebiete hinein, fordert überall Zucht und Selbſtbeherrſchung, Weitſicht und thatkräftiges Handeln. Auch das tüchtigſte Volk wird die zwei ſelbſtändigen Bewegungen der zunehmenden Menſchenzahl und des wirt- ſchaftlichen Fortſchrittes nie ganz in Übereinſtimmung bringen können; aber es kann die Diſſonanzen mildern in dem Maße, wie es moraliſch, geiſtig und techniſch ſich ver- vollkommnet. — 4. Die Entwickelung der Technik in ihrer volkswirtſchaftlichen Bedeutung. Allgemeines: E. Kapp, Grundlinien einer Philoſophie der Technik. 1877. — Laz. Geiger, Zur Entwickelungsgeſchichte der Menſchheit. 1878. — Noiré, Das Werkzeug und ſeine Bedeutung für die Entwickelungsgeſchichte der Menſchheit. 1880. — Bourdeau, Les forces de l’industrie. 1884; — derſ., Histoire de l’alimentation. 1894. — E. Hermann, Techniſche Fragen und Probleme der modernen Volkswirtſchaft. 1891. Die urgeſchichtlichen Epochen der Technik: G. Klemm, Allgemeine Kulturgeſchichte der Menſch- heit. 1843. 7 Bde.; — Derſ., Allgemeine Kulturwiſſenſchaft. 2 Bde. 1854. — Tylor, Forſchungen über die Urgeſchichte der Menſchheit. Engl. 1865, deutſch o. J.; — Derſ., Anfänge der Kultur. 2 Bde. Engl. 1871, deutſch 1873. — Lubbock, Die vorgeſchichtliche Zeit. Engl. 1865, deutſch 1874; — Derſ., Die Entſtehung der Civiliſation. Engl. 1870, deutſch 1875. — Rougemont, Die Bronzezeit. Franz. 1865,

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/203>, abgerufen am 28.03.2024.