Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


nackten Körper ist eben so unbeschreiblich, als der
verschiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in
allen diesen Köpfen. Dabei sind die Stellungen
oft in der wunderbarsten Verkürzung, mit einer
Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur
bewundernd anstaunen kann.

Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein
prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothischen
Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen
zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb
erhabner Arbeit schmücken die Facade und den
Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über
derselben in einem Giebelfelde ist auf gleiche Weise
die Schöpfung der Eva dargestellt; im Jnnern des
Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem
Bogen desselben, inwendig auf einem Pfeiler,
Christus als König auf dem Throne sitzend, zu
seinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme
der vier Evangelisten. An zwei großen thurmähnlichen
Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, sind zehn
Statüen theils sizender, theils knieender Könige und
heiliger Ordensstifter angebracht, über ihnen er-


nackten Körper iſt eben ſo unbeſchreiblich, als der
verſchiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in
allen dieſen Köpfen. Dabei ſind die Stellungen
oft in der wunderbarſten Verkürzung, mit einer
Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur
bewundernd anſtaunen kann.

Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein
prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothiſchen
Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen
zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb
erhabner Arbeit ſchmücken die Facade und den
Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über
derſelben in einem Giebelfelde iſt auf gleiche Weiſe
die Schöpfung der Eva dargeſtellt; im Jnnern des
Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem
Bogen deſſelben, inwendig auf einem Pfeiler,
Chriſtus als König auf dem Throne ſitzend, zu
ſeinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme
der vier Evangeliſten. An zwei großen thurmähnlichen
Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, ſind zehn
Statüen theils ſizender, theils knieender Könige und
heiliger Ordensſtifter angebracht, über ihnen er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="91"/><lb/>
nackten Körper i&#x017F;t eben &#x017F;o unbe&#x017F;chreiblich, als der<lb/>
ver&#x017F;chiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in<lb/>
allen die&#x017F;en Köpfen. Dabei &#x017F;ind die Stellungen<lb/>
oft in der wunderbar&#x017F;ten Verkürzung, mit einer<lb/>
Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur<lb/>
bewundernd an&#x017F;taunen kann.</p><lb/>
        <p>Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein<lb/>
prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothi&#x017F;chen<lb/>
Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen<lb/>
zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb<lb/>
erhabner Arbeit &#x017F;chmücken die Facade und den<lb/>
Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über<lb/>
der&#x017F;elben in einem Giebelfelde i&#x017F;t auf gleiche Wei&#x017F;e<lb/>
die Schöpfung der Eva darge&#x017F;tellt; im Jnnern des<lb/>
Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem<lb/>
Bogen de&#x017F;&#x017F;elben, inwendig auf einem Pfeiler,<lb/>
Chri&#x017F;tus als König auf dem Throne &#x017F;itzend, zu<lb/>
&#x017F;einen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme<lb/>
der vier Evangeli&#x017F;ten. An zwei großen thurmähnlichen<lb/>
Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, &#x017F;ind zehn<lb/>
Statüen theils &#x017F;izender, theils knieender Könige und<lb/>
heiliger Ordens&#x017F;tifter angebracht, über ihnen er-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0103] nackten Körper iſt eben ſo unbeſchreiblich, als der verſchiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in allen dieſen Köpfen. Dabei ſind die Stellungen oft in der wunderbarſten Verkürzung, mit einer Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur bewundernd anſtaunen kann. Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothiſchen Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb erhabner Arbeit ſchmücken die Facade und den Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über derſelben in einem Giebelfelde iſt auf gleiche Weiſe die Schöpfung der Eva dargeſtellt; im Jnnern des Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem Bogen deſſelben, inwendig auf einem Pfeiler, Chriſtus als König auf dem Throne ſitzend, zu ſeinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme der vier Evangeliſten. An zwei großen thurmähnlichen Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, ſind zehn Statüen theils ſizender, theils knieender Könige und heiliger Ordensſtifter angebracht, über ihnen er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/103
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/103>, abgerufen am 29.03.2024.