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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Gaben; der dritte steht in bewunderndem Anschauen
verloren. Einer der Zuschauer, in einiger Ent-
fernung, mit der Mütze auf dem Haupte, welche
sonst die Genesenden in diesem Hospitale trugen,
ist, nach einer in demselben bis auf unsre Zeiten
bewahrten Tradition, das schon erwähnte Porträt
des Malers selbst, so wie der neben ihm stehende
Hemlings Freund, der Klosterbruder Florens von
Ryst, welcher ihm zu diesem Gemälde die erste
Veranlassung gab.

Auf dem ersten der zu diesem Bilde gehörenden
Seitengemälde beten Engel den neugebornen
Heiland an; auf dem zweiten ist die Darstellung
desselben im Tempel abgebildet; in hoher Würde
steht die göttliche Mutter am Altar, neben ihr die
heilige Anna und der höchst kräftig und edel gehaltne
Hohepriester. Kenner, welche Gelegenheit hatten
die größten Meisterwerke italiänischer Kunst zu
bewundern, rechnen dennoch diese aus fünf Per-
sonen bestehende Gruppe zu dem Allervortrefflichsten,
was je der christlichen Epoche der Kunst seine Ent-
stehung verdankte. Auf der Aussenseite eines der


Gaben; der dritte ſteht in bewunderndem Anſchauen
verloren. Einer der Zuſchauer, in einiger Ent-
fernung, mit der Mütze auf dem Haupte, welche
ſonſt die Geneſenden in dieſem Hoſpitale trugen,
iſt, nach einer in demſelben bis auf unſre Zeiten
bewahrten Tradition, das ſchon erwähnte Porträt
des Malers ſelbſt, ſo wie der neben ihm ſtehende
Hemlings Freund, der Kloſterbruder Florens von
Ryſt, welcher ihm zu dieſem Gemälde die erſte
Veranlaſſung gab.

Auf dem erſten der zu dieſem Bilde gehörenden
Seitengemälde beten Engel den neugebornen
Heiland an; auf dem zweiten iſt die Darſtellung
deſſelben im Tempel abgebildet; in hoher Würde
ſteht die göttliche Mutter am Altar, neben ihr die
heilige Anna und der höchſt kräftig und edel gehaltne
Hoheprieſter. Kenner, welche Gelegenheit hatten
die größten Meiſterwerke italiäniſcher Kunſt zu
bewundern, rechnen dennoch dieſe aus fünf Per-
ſonen beſtehende Gruppe zu dem Allervortrefflichſten,
was je der chriſtlichen Epoche der Kunſt ſeine Ent-
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[135/0147] Gaben; der dritte ſteht in bewunderndem Anſchauen verloren. Einer der Zuſchauer, in einiger Ent- fernung, mit der Mütze auf dem Haupte, welche ſonſt die Geneſenden in dieſem Hoſpitale trugen, iſt, nach einer in demſelben bis auf unſre Zeiten bewahrten Tradition, das ſchon erwähnte Porträt des Malers ſelbſt, ſo wie der neben ihm ſtehende Hemlings Freund, der Kloſterbruder Florens von Ryſt, welcher ihm zu dieſem Gemälde die erſte Veranlaſſung gab. Auf dem erſten der zu dieſem Bilde gehörenden Seitengemälde beten Engel den neugebornen Heiland an; auf dem zweiten iſt die Darſtellung deſſelben im Tempel abgebildet; in hoher Würde ſteht die göttliche Mutter am Altar, neben ihr die heilige Anna und der höchſt kräftig und edel gehaltne Hoheprieſter. Kenner, welche Gelegenheit hatten die größten Meiſterwerke italiäniſcher Kunſt zu bewundern, rechnen dennoch dieſe aus fünf Per- ſonen beſtehende Gruppe zu dem Allervortrefflichſten, was je der chriſtlichen Epoche der Kunſt ſeine Ent- ſtehung verdankte. Auf der Auſſenſeite eines der

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/147>, abgerufen am 29.03.2024.