Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


wänder des Heilands bewacht. Die schöne Land-
schaft, welche den Hintergrund dieser Haupttafel
bildet, erstreckt sich auch hier, wie wir es bei diesem
Meister öfter finden, durch beide Flügelbilder,
und Hemling hat auch diese zu bewundernswerth
gruppirten, kleinen episodenartigen Darstellungen
benutzt. Links gegen die Hauptgruppe tritt Christus
auf den mit grünen Rasen bedeckten Felsen aus
dem Schatten schöner mit Epheu reich umzogner
Bäume hervor. Sinnend lenkt er seine Schritte
der Wüste zu, wo die Stimme seines Jugendfreun-
des erschallt, vier seiner Jünger folgen ihm in ehr-
furchtsvoller Entfernung. Rechts auf der näm-
lichen Tafel verkündet Johannes der Täufer, als
Prediger in der Wüste, auf einem moosbedeckten
Felsenstück sitzend, die Ankunft des Herrn. Neun-
zehn Zuhörer jedes Geschlechts und Alters sammeln
sich um ihn und den Felsen, noch vier andere nahen
zwischen den Bäumen. Alle diese verschiednen
kleinen Figürchen sind mit unnennbarer Mannichfal-
tigkeit, mit Wahrheit und Ausdruck gedacht, zu-
sammengestellt und ausgeführt.


wänder des Heilands bewacht. Die ſchöne Land-
ſchaft, welche den Hintergrund dieſer Haupttafel
bildet, erſtreckt ſich auch hier, wie wir es bei dieſem
Meiſter öfter finden, durch beide Flügelbilder,
und Hemling hat auch dieſe zu bewundernswerth
gruppirten, kleinen epiſodenartigen Darſtellungen
benutzt. Links gegen die Hauptgruppe tritt Chriſtus
auf den mit grünen Raſen bedeckten Felſen aus
dem Schatten ſchöner mit Epheu reich umzogner
Bäume hervor. Sinnend lenkt er ſeine Schritte
der Wüſte zu, wo die Stimme ſeines Jugendfreun-
des erſchallt, vier ſeiner Jünger folgen ihm in ehr-
furchtsvoller Entfernung. Rechts auf der näm-
lichen Tafel verkündet Johannes der Täufer, als
Prediger in der Wüſte, auf einem moosbedeckten
Felſenſtück ſitzend, die Ankunft des Herrn. Neun-
zehn Zuhörer jedes Geſchlechts und Alters ſammeln
ſich um ihn und den Felſen, noch vier andere nahen
zwiſchen den Bäumen. Alle dieſe verſchiednen
kleinen Figürchen ſind mit unnennbarer Mannichfal-
tigkeit, mit Wahrheit und Ausdruck gedacht, zu-
ſammengeſtellt und ausgeführt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0160" n="148"/><lb/>
wänder des Heilands bewacht. Die &#x017F;chöne Land-<lb/>
&#x017F;chaft, welche den Hintergrund die&#x017F;er Haupttafel<lb/>
bildet, er&#x017F;treckt &#x017F;ich auch hier, wie wir es bei die&#x017F;em<lb/>
Mei&#x017F;ter öfter finden, durch beide Flügelbilder,<lb/>
und Hemling hat auch die&#x017F;e zu bewundernswerth<lb/>
gruppirten, kleinen epi&#x017F;odenartigen Dar&#x017F;tellungen<lb/>
benutzt. Links gegen die Hauptgruppe tritt Chri&#x017F;tus<lb/>
auf den mit grünen Ra&#x017F;en bedeckten Fel&#x017F;en aus<lb/>
dem Schatten &#x017F;chöner mit Epheu reich umzogner<lb/>
Bäume hervor. Sinnend lenkt er &#x017F;eine Schritte<lb/>
der Wü&#x017F;te zu, wo die Stimme &#x017F;eines Jugendfreun-<lb/>
des er&#x017F;challt, vier &#x017F;einer Jünger folgen ihm in ehr-<lb/>
furchtsvoller Entfernung. Rechts auf der näm-<lb/>
lichen Tafel verkündet Johannes der Täufer, als<lb/>
Prediger in der Wü&#x017F;te, auf einem moosbedeckten<lb/>
Fel&#x017F;en&#x017F;tück &#x017F;itzend, die Ankunft des Herrn. Neun-<lb/>
zehn Zuhörer jedes Ge&#x017F;chlechts und Alters &#x017F;ammeln<lb/>
&#x017F;ich um ihn und den Fel&#x017F;en, noch vier andere nahen<lb/>
zwi&#x017F;chen den Bäumen. Alle die&#x017F;e ver&#x017F;chiednen<lb/>
kleinen Figürchen &#x017F;ind mit unnennbarer Mannichfal-<lb/>
tigkeit, mit Wahrheit und Ausdruck gedacht, zu-<lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;tellt und ausgeführt.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0160] wänder des Heilands bewacht. Die ſchöne Land- ſchaft, welche den Hintergrund dieſer Haupttafel bildet, erſtreckt ſich auch hier, wie wir es bei dieſem Meiſter öfter finden, durch beide Flügelbilder, und Hemling hat auch dieſe zu bewundernswerth gruppirten, kleinen epiſodenartigen Darſtellungen benutzt. Links gegen die Hauptgruppe tritt Chriſtus auf den mit grünen Raſen bedeckten Felſen aus dem Schatten ſchöner mit Epheu reich umzogner Bäume hervor. Sinnend lenkt er ſeine Schritte der Wüſte zu, wo die Stimme ſeines Jugendfreun- des erſchallt, vier ſeiner Jünger folgen ihm in ehr- furchtsvoller Entfernung. Rechts auf der näm- lichen Tafel verkündet Johannes der Täufer, als Prediger in der Wüſte, auf einem moosbedeckten Felſenſtück ſitzend, die Ankunft des Herrn. Neun- zehn Zuhörer jedes Geſchlechts und Alters ſammeln ſich um ihn und den Felſen, noch vier andere nahen zwiſchen den Bäumen. Alle dieſe verſchiednen kleinen Figürchen ſind mit unnennbarer Mannichfal- tigkeit, mit Wahrheit und Ausdruck gedacht, zu- ſammengeſtellt und ausgeführt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/160
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/160>, abgerufen am 16.04.2024.