Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


lichen Bilder bei möglichster Großheit der Zeichnung
und des Ausdrucks, und bei der blendendsten Farben-
pracht es sind. Sie sind ein Juweel, ein Kleinod,
dessen Glanz man gesehen haben muß um daran zu
glauben.

Ausser diesen sechs Gemälden Hemlings besitzt
die Boissereesche Sammlung von diesem Meister noch
eine Auferstehung Christi, drei Fuß fünf Zoll hoch,
einen Evangelisten Johannes von derselben Größe,
und, grau in grau gemalt, eine heilige Katharina
und eine heilige Barbara. Jedes derselben ist seiner
würdig, doch eile ich an ihnen vorüber zu dem gött-
lichsten erhabensten Christuskopf, der je einem
Sterblichen vorgeschwebt hat und von ihm darge-
stellt wurde.

Minder jugendlich aufgefaßt, könnte er für
einen Gott Vater gelten, doch den Ausdruck dessel-
ben, diesen innigen Verein göttlicher Hoheit und
unendlichen Erbarmens der ewigen Liebe sprechen
Worte nicht aus. Ehrfurchtsvolle Schauer ergreifen
Jeden vor diesem wunderbaren Bilde; Unedles oder
Gemeines in seiner Nähe nur zu denken, muß un-


lichen Bilder bei möglichſter Großheit der Zeichnung
und des Ausdrucks, und bei der blendendſten Farben-
pracht es ſind. Sie ſind ein Juweel, ein Kleinod,
deſſen Glanz man geſehen haben muß um daran zu
glauben.

Auſſer dieſen ſechs Gemälden Hemlings beſitzt
die Boiſſeréeſche Sammlung von dieſem Meiſter noch
eine Auferſtehung Chriſti, drei Fuß fünf Zoll hoch,
einen Evangeliſten Johannes von derſelben Größe,
und, grau in grau gemalt, eine heilige Katharina
und eine heilige Barbara. Jedes derſelben iſt ſeiner
würdig, doch eile ich an ihnen vorüber zu dem gött-
lichſten erhabenſten Chriſtuskopf, der je einem
Sterblichen vorgeſchwebt hat und von ihm darge-
ſtellt wurde.

Minder jugendlich aufgefaßt, könnte er für
einen Gott Vater gelten, doch den Ausdruck deſſel-
ben, dieſen innigen Verein göttlicher Hoheit und
unendlichen Erbarmens der ewigen Liebe ſprechen
Worte nicht aus. Ehrfurchtsvolle Schauer ergreifen
Jeden vor dieſem wunderbaren Bilde; Unedles oder
Gemeines in ſeiner Nähe nur zu denken, muß un-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="187"/><lb/>
lichen Bilder bei möglich&#x017F;ter Großheit der Zeichnung<lb/>
und des Ausdrucks, und bei der blendend&#x017F;ten Farben-<lb/>
pracht es &#x017F;ind. Sie &#x017F;ind ein Juweel, ein Kleinod,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Glanz man ge&#x017F;ehen haben muß um daran zu<lb/>
glauben.</p><lb/>
        <p>Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en &#x017F;echs Gemälden Hemlings be&#x017F;itzt<lb/>
die Boi&#x017F;&#x017F;er<hi rendition="#aq">é</hi>e&#x017F;che Sammlung von die&#x017F;em Mei&#x017F;ter noch<lb/>
eine Aufer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti, drei Fuß fünf Zoll hoch,<lb/>
einen Evangeli&#x017F;ten Johannes von der&#x017F;elben Größe,<lb/>
und, grau in grau gemalt, eine heilige Katharina<lb/>
und eine heilige Barbara. Jedes der&#x017F;elben i&#x017F;t &#x017F;einer<lb/>
würdig, doch eile ich an ihnen vorüber zu dem gött-<lb/>
lich&#x017F;ten erhaben&#x017F;ten Chri&#x017F;tuskopf, der je einem<lb/>
Sterblichen vorge&#x017F;chwebt hat und von ihm darge-<lb/>
&#x017F;tellt wurde.</p><lb/>
        <p>Minder jugendlich aufgefaßt, könnte er für<lb/>
einen Gott Vater gelten, doch den Ausdruck de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben, die&#x017F;en innigen Verein göttlicher Hoheit und<lb/>
unendlichen Erbarmens der ewigen Liebe &#x017F;prechen<lb/>
Worte nicht aus. Ehrfurchtsvolle Schauer ergreifen<lb/>
Jeden vor die&#x017F;em wunderbaren Bilde; Unedles oder<lb/>
Gemeines in &#x017F;einer Nähe nur zu denken, muß un-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0199] lichen Bilder bei möglichſter Großheit der Zeichnung und des Ausdrucks, und bei der blendendſten Farben- pracht es ſind. Sie ſind ein Juweel, ein Kleinod, deſſen Glanz man geſehen haben muß um daran zu glauben. Auſſer dieſen ſechs Gemälden Hemlings beſitzt die Boiſſeréeſche Sammlung von dieſem Meiſter noch eine Auferſtehung Chriſti, drei Fuß fünf Zoll hoch, einen Evangeliſten Johannes von derſelben Größe, und, grau in grau gemalt, eine heilige Katharina und eine heilige Barbara. Jedes derſelben iſt ſeiner würdig, doch eile ich an ihnen vorüber zu dem gött- lichſten erhabenſten Chriſtuskopf, der je einem Sterblichen vorgeſchwebt hat und von ihm darge- ſtellt wurde. Minder jugendlich aufgefaßt, könnte er für einen Gott Vater gelten, doch den Ausdruck deſſel- ben, dieſen innigen Verein göttlicher Hoheit und unendlichen Erbarmens der ewigen Liebe ſprechen Worte nicht aus. Ehrfurchtsvolle Schauer ergreifen Jeden vor dieſem wunderbaren Bilde; Unedles oder Gemeines in ſeiner Nähe nur zu denken, muß un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/199
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/199>, abgerufen am 25.04.2024.