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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Raphael und andern großen italiänischen Meistern,
nahm Rath und Lehre an, und ward bald auch durch
Übertragung bedeutender Arbeiten ehrenvoll ausge-
zeichnet. So malte er unter andern in der alten
Peterskirche zu Rom eine Auferstehung Christi al
Fresco
auf der Mauer; auch die Kirche St. Maria
della pace und andere prangten mit seinen
Werken.

An der Hand einer italiänischen Gattin kehrte
Michael Coxcis endlich wieder in die Heimath zurück.
Diese war eine eben so verständige als geistreiche
Frau, welche durch ihr sittliches Betragen sich und
ihm allgemeine Achtung erwarb. Sie hielt sowohl
durch Theilnahme an seinen Kunstwerken als durch
Bitten und Ermahnungen zu stetem Fleiße ihn an,
und veranlaßte dadurch nach und nach die Erwer-
bung eines bedeutenden Vermögens. Nachdem sie
mehrere Jahre glücklich mit ihm verlebt hatte, starb
sie, und Michael Coxcis wählte bald darauf unter
seinen Landsmänninnen eine zweite Gattin, doch
von minder ausgezeichneten Eigenschaften. Diese
zweite Ehe blieb kinderlos, aus der ersten aber


Raphael und andern großen italiäniſchen Meiſtern,
nahm Rath und Lehre an, und ward bald auch durch
Übertragung bedeutender Arbeiten ehrenvoll ausge-
zeichnet. So malte er unter andern in der alten
Peterskirche zu Rom eine Auferſtehung Chriſti al
Fresco
auf der Mauer; auch die Kirche St. Maria
della pace und andere prangten mit ſeinen
Werken.

An der Hand einer italiäniſchen Gattin kehrte
Michael Coxcis endlich wieder in die Heimath zurück.
Dieſe war eine eben ſo verſtändige als geiſtreiche
Frau, welche durch ihr ſittliches Betragen ſich und
ihm allgemeine Achtung erwarb. Sie hielt ſowohl
durch Theilnahme an ſeinen Kunſtwerken als durch
Bitten und Ermahnungen zu ſtetem Fleiße ihn an,
und veranlaßte dadurch nach und nach die Erwer-
bung eines bedeutenden Vermögens. Nachdem ſie
mehrere Jahre glücklich mit ihm verlebt hatte, ſtarb
ſie, und Michael Coxcis wählte bald darauf unter
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[214/0226] Raphael und andern großen italiäniſchen Meiſtern, nahm Rath und Lehre an, und ward bald auch durch Übertragung bedeutender Arbeiten ehrenvoll ausge- zeichnet. So malte er unter andern in der alten Peterskirche zu Rom eine Auferſtehung Chriſti al Fresco auf der Mauer; auch die Kirche St. Maria della pace und andere prangten mit ſeinen Werken. An der Hand einer italiäniſchen Gattin kehrte Michael Coxcis endlich wieder in die Heimath zurück. Dieſe war eine eben ſo verſtändige als geiſtreiche Frau, welche durch ihr ſittliches Betragen ſich und ihm allgemeine Achtung erwarb. Sie hielt ſowohl durch Theilnahme an ſeinen Kunſtwerken als durch Bitten und Ermahnungen zu ſtetem Fleiße ihn an, und veranlaßte dadurch nach und nach die Erwer- bung eines bedeutenden Vermögens. Nachdem ſie mehrere Jahre glücklich mit ihm verlebt hatte, ſtarb ſie, und Michael Coxcis wählte bald darauf unter ſeinen Landsmänninnen eine zweite Gattin, doch von minder ausgezeichneten Eigenſchaften. Dieſe zweite Ehe blieb kinderlos, aus der erſten aber

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/226>, abgerufen am 29.03.2024.