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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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"mich mein Lust mehr zu der Malerei denn zu dem
"Goldschmid-Werk. Das hielt ich meinem Vater
"für, aber er war nicht wohl zufrieden, denn ihm
"reuet die verlorne Zeit, die er mit Goldschmid-
"Lehr hatte zugebracht, doch lies er mirs nach, und
"da man zählet nach Christi Geburt 1486 an S.
"Andreas-Tag versprach mich mein Vater in die
"Lehr-Jahr zu Michael Wolgemut, drei Jahr
"lang ihm zu dienen. Jn der Zeit verliehe mir
"Gott Fleiß, daß ich wohl lernete, aber viel von
"seinen Knechten leiden muste. Und da ich ausge-
"dient hat, schickt mich mein Vater hinweg, und
"blieb vier Jahre aussen, bis daß mich mein Vater
"wieder fordert. Und als ich im 1490 Jahr
"hinweg zog nach Ostern, darnach kam ich wieder
"als man zählt 1494 nach Pfingsten. Und als ich
"anheims kommen war, handelt Hans Frey mit
"meinem Vater, und gab mir seine Tochter, mit
"namen Jungfrau Agnes, und gab mir zu ihr 200
"Gulden, und hielt die Hochzeit, die war am
"Montag, vor Margarethe im 1494 Jahr. Dar-
"nach begab sich aus Zufall daß mein Vater krank


„mich mein Luſt mehr zu der Malerei denn zu dem
„Goldſchmid-Werk. Das hielt ich meinem Vater
„für, aber er war nicht wohl zufrieden, denn ihm
„reuet die verlorne Zeit, die er mit Goldſchmid-
„Lehr hatte zugebracht, doch lies er mirs nach, und
„da man zählet nach Chriſti Geburt 1486 an S.
„Andreas-Tag verſprach mich mein Vater in die
„Lehr-Jahr zu Michael Wolgemut, drei Jahr
„lang ihm zu dienen. Jn der Zeit verliehe mir
„Gott Fleiß, daß ich wohl lernete, aber viel von
„ſeinen Knechten leiden muſte. Und da ich ausge-
„dient hat, ſchickt mich mein Vater hinweg, und
„blieb vier Jahre auſſen, bis daß mich mein Vater
„wieder fordert. Und als ich im 1490 Jahr
„hinweg zog nach Oſtern, darnach kam ich wieder
„als man zählt 1494 nach Pfingſten. Und als ich
„anheims kommen war, handelt Hans Frey mit
„meinem Vater, und gab mir ſeine Tochter, mit
„namen Jungfrau Agnes, und gab mir zu ihr 200
„Gulden, und hielt die Hochzeit, die war am
„Montag, vor Margarethe im 1494 Jahr. Dar-
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[226/0238] „mich mein Luſt mehr zu der Malerei denn zu dem „Goldſchmid-Werk. Das hielt ich meinem Vater „für, aber er war nicht wohl zufrieden, denn ihm „reuet die verlorne Zeit, die er mit Goldſchmid- „Lehr hatte zugebracht, doch lies er mirs nach, und „da man zählet nach Chriſti Geburt 1486 an S. „Andreas-Tag verſprach mich mein Vater in die „Lehr-Jahr zu Michael Wolgemut, drei Jahr „lang ihm zu dienen. Jn der Zeit verliehe mir „Gott Fleiß, daß ich wohl lernete, aber viel von „ſeinen Knechten leiden muſte. Und da ich ausge- „dient hat, ſchickt mich mein Vater hinweg, und „blieb vier Jahre auſſen, bis daß mich mein Vater „wieder fordert. Und als ich im 1490 Jahr „hinweg zog nach Oſtern, darnach kam ich wieder „als man zählt 1494 nach Pfingſten. Und als ich „anheims kommen war, handelt Hans Frey mit „meinem Vater, und gab mir ſeine Tochter, mit „namen Jungfrau Agnes, und gab mir zu ihr 200 „Gulden, und hielt die Hochzeit, die war am „Montag, vor Margarethe im 1494 Jahr. Dar- „nach begab ſich aus Zufall daß mein Vater krank

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/238>, abgerufen am 28.03.2024.