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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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auf goldnem Grunde acht heilige Männer und
Apostel, auf jeder vier; über jedem derselben
erhebt sich eine durch schwarze Umrisse und Schraf-
firungen angedeutete kapellenartige Nische. Auf
den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu-
sammen gehören, sind auf schwarzem Grunde, auf
jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen
abgebildet; diese stehen nicht mehr ganz auf einer
Linie, einige sind mehr vor, andere mehr zurück-
gestellt, die Köpfe nähern sich mehr in Ton und
Behandlung von Licht und Schatten dem wahren
wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder
fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von
edlem großartigem Styl um die Gestalten her,
die trefflich gemalten Köpfe sind so unbeschreiblich
edel fromm und bedeutend, daß man es kaum
vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und
das Anschauen dieser Gemälde gab mir wenigstens
eine Ahnung von dem, was das Werk seyn muß,
welches von Kennern als der höchste von diesem
Meister erreichte Gipfel seiner Kunst betrachtet
wird.


auf goldnem Grunde acht heilige Männer und
Apoſtel, auf jeder vier; über jedem derſelben
erhebt ſich eine durch ſchwarze Umriſſe und Schraf-
firungen angedeutete kapellenartige Niſche. Auf
den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu-
ſammen gehören, ſind auf ſchwarzem Grunde, auf
jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen
abgebildet; dieſe ſtehen nicht mehr ganz auf einer
Linie, einige ſind mehr vor, andere mehr zurück-
geſtellt, die Köpfe nähern ſich mehr in Ton und
Behandlung von Licht und Schatten dem wahren
wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder
fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von
edlem großartigem Styl um die Geſtalten her,
die trefflich gemalten Köpfe ſind ſo unbeſchreiblich
edel fromm und bedeutend, daß man es kaum
vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und
das Anſchauen dieſer Gemälde gab mir wenigſtens
eine Ahnung von dem, was das Werk ſeyn muß,
welches von Kennern als der höchſte von dieſem
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[16/0028] auf goldnem Grunde acht heilige Männer und Apoſtel, auf jeder vier; über jedem derſelben erhebt ſich eine durch ſchwarze Umriſſe und Schraf- firungen angedeutete kapellenartige Niſche. Auf den beiden andern Tafeln, welche ebenfalls zu- ſammen gehören, ſind auf ſchwarzem Grunde, auf jeder drei Figuren heiliger Männer und Frauen abgebildet; dieſe ſtehen nicht mehr ganz auf einer Linie, einige ſind mehr vor, andere mehr zurück- geſtellt, die Köpfe nähern ſich mehr in Ton und Behandlung von Licht und Schatten dem wahren wirklichen Leben. Die hellen farbigen Gewänder fallen auf allen vier Tafeln in breiten Falten von edlem großartigem Styl um die Geſtalten her, die trefflich gemalten Köpfe ſind ſo unbeſchreiblich edel fromm und bedeutend, daß man es kaum vermag, den Blick von ihnen abzuwenden, und das Anſchauen dieſer Gemälde gab mir wenigſtens eine Ahnung von dem, was das Werk ſeyn muß, welches von Kennern als der höchſte von dieſem Meiſter erreichte Gipfel ſeiner Kunſt betrachtet wird.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/28>, abgerufen am 18.04.2024.