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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
finstert und verangstnebelt alles durcheinander/ daß nir-
gends weder Linderung noch Ordnung verhanden.

O wenn man dieses bei Zeiten bedächte! der Pro-
phet Jeremias sagt cap. 13. v. 16. also: Gebet dem
HErrn euren GOtte die Ehre/ ehe es finster werde/ und
ehe eure Füsse an den dunkelen Bergen stossen/ daß ihr
des Lichtes wartet/ so ers doch gar finster und dunkel
machen wird.

Wird des Todes Schatt' ein Licht/
Jmmer-dunkel-sein einbricht:
Sol Unordnung Ordnung setzen/
Wird verderben und verletzen
Bauen Grund und richten alles/
Drauf dan stetig-strakkes Falles
Leib und Seel in Ewigkeit
Hinversinkt durchs Höllenleid.

Stets-versinken/ Noht und Tod schrek-
lichst durch einander geht.
) Dieses schreklichstes
durch einander gehen/ dieses stetiges Versinken durch
Noht und Todt/ wird ein teutscher Leser in etwas am
beqwemsten bedenken können/ wan er sich dessen erin-
nert was vorhin ist gesaget von der Marterqwaal/
Angstqwaal
und Reuqwaal/ oder von der Qwaal
des Leibes/ Qwaal der Seel/ Qwaal des Gewissens/
von der Höllenpein/ von dem Höllenleid/ von dem
Höllenwurm; So alles zwar unterschieden/ aus son-
derlichen Uhrsachen herrühret/ ihr sonderliches Qwaal-
subjectum besitzen/ aber dennoch durch einander sich
mengen und drengen/ sich bringen und verwikkelen/ sich
durch einander kehren und beschweren/ und gleichsam
lautere unordentliche immerwehrenheit verursachen:
Das mag man wol heissen/ wie der Reimtext sagt/ das
schreklichste durch einander gehen.

Un-

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
finſtert und verangſtnebelt alles durcheinander/ daß nir-
gends weder Linderung noch Ordnung verhanden.

O wenn man dieſes bei Zeiten bedaͤchte! der Pro-
phet Jeremias ſagt cap. 13. v. 16. alſo: Gebet dem
HErꝛn euren GOtte die Ehre/ ehe es finſter werde/ und
ehe eure Fuͤſſe an den dunkelen Bergen ſtoſſen/ daß ihr
des Lichtes wartet/ ſo ers doch gar finſter und dunkel
machen wird.

Wird des Todes Schatt’ ein Licht/
Jmmer-dunkel-ſein einbricht:
Sol Unordnung Ordnung ſetzen/
Wird verderben und verletzen
Bauen Grund und richten alles/
Drauf dan ſtetig-ſtrakkes Falles
Leib und Seel in Ewigkeit
Hinverſinkt durchs Hoͤllenleid.

Stets-verſinken/ Noht und Tod ſchrek-
lichſt durch einander geht.
) Dieſes ſchreklichſtes
durch einander gehen/ dieſes ſtetiges Verſinken durch
Noht und Todt/ wird ein teutſcher Leſer in etwas am
beqwemſten bedenken koͤnnen/ wan er ſich deſſen erin-
nert was vorhin iſt geſaget von der Marterqwaal/
Angſtqwaal
und Reuqwaal/ oder von der Qwaal
des Leibes/ Qwaal der Seel/ Qwaal des Gewiſſens/
von der Hoͤllenpein/ von dem Hoͤllenleid/ von dem
Hoͤllenwurm; So alles zwar unterſchieden/ aus ſon-
derlichen Uhrſachen herruͤhret/ ihr ſonderliches Qwaal-
ſubjectum beſitzen/ aber dennoch durch einander ſich
mengen und drengen/ ſich bringen und verwikkelen/ ſich
durch einander kehren und beſchweren/ und gleichſam
lautere unordentliche immerwehrenheit verurſachen:
Das mag man wol heiſſen/ wie der Reimtext ſagt/ das
ſchreklichſte durch einander gehen.

Un-
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[69[79]/0147] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. finſtert und verangſtnebelt alles durcheinander/ daß nir- gends weder Linderung noch Ordnung verhanden. O wenn man dieſes bei Zeiten bedaͤchte! der Pro- phet Jeremias ſagt cap. 13. v. 16. alſo: Gebet dem HErꝛn euren GOtte die Ehre/ ehe es finſter werde/ und ehe eure Fuͤſſe an den dunkelen Bergen ſtoſſen/ daß ihr des Lichtes wartet/ ſo ers doch gar finſter und dunkel machen wird. Wird des Todes Schatt’ ein Licht/ Jmmer-dunkel-ſein einbricht: Sol Unordnung Ordnung ſetzen/ Wird verderben und verletzen Bauen Grund und richten alles/ Drauf dan ſtetig-ſtrakkes Falles Leib und Seel in Ewigkeit Hinverſinkt durchs Hoͤllenleid. Stets-verſinken/ Noht und Tod ſchrek- lichſt durch einander geht.) Dieſes ſchreklichſtes durch einander gehen/ dieſes ſtetiges Verſinken durch Noht und Todt/ wird ein teutſcher Leſer in etwas am beqwemſten bedenken koͤnnen/ wan er ſich deſſen erin- nert was vorhin iſt geſaget von der Marterqwaal/ Angſtqwaal und Reuqwaal/ oder von der Qwaal des Leibes/ Qwaal der Seel/ Qwaal des Gewiſſens/ von der Hoͤllenpein/ von dem Hoͤllenleid/ von dem Hoͤllenwurm; So alles zwar unterſchieden/ aus ſon- derlichen Uhrſachen herruͤhret/ ihr ſonderliches Qwaal- ſubjectum beſitzen/ aber dennoch durch einander ſich mengen und drengen/ ſich bringen und verwikkelen/ ſich durch einander kehren und beſchweren/ und gleichſam lautere unordentliche immerwehrenheit verurſachen: Das mag man wol heiſſen/ wie der Reimtext ſagt/ das ſchreklichſte durch einander gehen. Un-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 69[79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/147>, abgerufen am 29.03.2024.