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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
LXIV.
ODu Weltergebner Narr)/ wie mustu die
Welt abbüssen!
Für ein Augenblikk wirstu ewig grausamst lei-
den müssen;
Trit herum/ bedenk dich doch/ greif dich an/ be-
sinn dich doch/
Es ist ja noch Gnadenzeit/ Gnadenzeit ist es ja
noch.


O du weltergebner Narr) Woher rühret
doch auf aller Welt/ der so grosse Jrrthum in der
Welt unter den Weltkinderen/ daß wir Menschen/ die
wir doch verständig sein/ und wol wissen/ daß wir zur
Ewigkeit
erschaffen/ dennoch so wenig auf die Ewig-
keit
gedenken? und so selten/ und so wenig uns dazu be-
wegen lassen? Vor so langen Jahren hat albereit E-
saias
von dieser verblendeten Weltseuche geschrieben/ ge-
beut hin/ gebeut her/ gebeut hin/ gebeut her/ harre hie/
harre da/ harre hie/ harre da: Esaias. 28. v. 10. Sol-
ches ist fast durchgehends annoch die Weltart/ die blin-
de Weltart/ daß die Ewigkeit nicht recht bedacht/ noch
recht betrachtet wird/ daher allerdings die unverant-
wortliche Verwindschlagung des ewigen Wesens
entstehet. Die angebohrne Art der Menschen bringet
dieses leider mit sich/ daß das gegenwertige und zeitliche
mit aller Mühe und Fleiß beliebet und ergriffen/ das E-
wige aber unbetrachtet und vergessen wird; das ist die
allgemeine Klugheit der Welt/ die übertrift die Kin-
der des Lichtes in ihrem Geschlechte/ welche Christus selbst
lobet und bedauret.

Man
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
LXIV.
ODu Weltergebner Narꝛ)/ wie muſtu die
Welt abbuͤſſen!
Fuͤr ein Augenblikk wirſtu ewig grauſamſt lei-
den muͤſſen;
Trit herum/ bedenk dich doch/ greif dich an/ be-
ſinn dich doch/
Es iſt ja noch Gnadenzeit/ Gnadenzeit iſt es ja
noch.


O du weltergebner Narꝛ) Woher ruͤhret
doch auf aller Welt/ der ſo groſſe Jrꝛthum in der
Welt unter den Weltkinderen/ daß wir Menſchen/ die
wir doch verſtaͤndig ſein/ und wol wiſſen/ daß wir zur
Ewigkeit
erſchaffen/ dennoch ſo wenig auf die Ewig-
keit
gedenken? und ſo ſelten/ und ſo wenig uns dazu be-
wegen laſſen? Vor ſo langen Jahren hat albereit E-
ſaias
von dieſer verblendeten Weltſeuche geſchrieben/ ge-
beut hin/ gebeut her/ gebeut hin/ gebeut her/ harre hie/
harre da/ harre hie/ harre da: Eſaias. 28. v. 10. Sol-
ches iſt faſt durchgehends annoch die Weltart/ die blin-
de Weltart/ daß die Ewigkeit nicht recht bedacht/ noch
recht betrachtet wird/ daher allerdings die unverant-
wortliche Verwindſchlagung des ewigen Weſens
entſtehet. Die angebohrne Art der Menſchen bringet
dieſes leider mit ſich/ daß das gegenwertige und zeitliche
mit aller Muͤhe und Fleiß beliebet und ergriffen/ das E-
wige aber unbetrachtet und vergeſſen wird; das iſt die
allgemeine Klugheit der Welt/ die uͤbertrift die Kin-
der des Lichtes in ihrem Geſchlechte/ welche Chriſtus ſelbſt
lobet und bedauret.

Man
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[207/0275] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. LXIV. ODu Weltergebner Narꝛ)/ wie muſtu die Welt abbuͤſſen! Fuͤr ein Augenblikk wirſtu ewig grauſamſt lei- den muͤſſen; Trit herum/ bedenk dich doch/ greif dich an/ be- ſinn dich doch/ Es iſt ja noch Gnadenzeit/ Gnadenzeit iſt es ja noch. O du weltergebner Narꝛ) Woher ruͤhret doch auf aller Welt/ der ſo groſſe Jrꝛthum in der Welt unter den Weltkinderen/ daß wir Menſchen/ die wir doch verſtaͤndig ſein/ und wol wiſſen/ daß wir zur Ewigkeit erſchaffen/ dennoch ſo wenig auf die Ewig- keit gedenken? und ſo ſelten/ und ſo wenig uns dazu be- wegen laſſen? Vor ſo langen Jahren hat albereit E- ſaias von dieſer verblendeten Weltſeuche geſchrieben/ ge- beut hin/ gebeut her/ gebeut hin/ gebeut her/ harre hie/ harre da/ harre hie/ harre da: Eſaias. 28. v. 10. Sol- ches iſt faſt durchgehends annoch die Weltart/ die blin- de Weltart/ daß die Ewigkeit nicht recht bedacht/ noch recht betrachtet wird/ daher allerdings die unverant- wortliche Verwindſchlagung des ewigen Weſens entſtehet. Die angebohrne Art der Menſchen bringet dieſes leider mit ſich/ daß das gegenwertige und zeitliche mit aller Muͤhe und Fleiß beliebet und ergriffen/ das E- wige aber unbetrachtet und vergeſſen wird; das iſt die allgemeine Klugheit der Welt/ die uͤbertrift die Kin- der des Lichtes in ihrem Geſchlechte/ welche Chriſtus ſelbſt lobet und bedauret. Man

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/275>, abgerufen am 28.03.2024.