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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustades.
Wer oft hier bei Lebens-Jahren
Wird hin in die Hölle fahren
Und die Höllen-Gluth besehen/
So wird es gewiß geschehen/
Wann das Leben ihm benommen/
Wird er nicht zur Hölle kommen.

Kein Mensch wird leugnen/ nach dem höchsten
Gute/
nach der höchsten Ehre muß man sich aufs
höchste
bemühen/ auch auf allerlei Art: Für der äusser-
sten
Schande/ Straffe und Beschimpfung/ für dem
äussersten Schaden muß man sich aufs äusserste hü-
ten/ auch auf allerlei Art: Was nennen wir nun/ und
was können wir nun nennen/ den höchsten Gewinn/
und den äussersten Verlust/ als die uns allen künftige
Seligkeit und Unseligkeit? Unser eintziges und ein-
tzig-nutzliches Ziel ist/ wird seyn/ sol seyn und muß seyn die
Ewigkeit/ dieselbe recht zu fassen/ müssen wir alle unse-
re Künste billig anwenden: Simus ergo in solam aeter-
nitatem, tanquam in unicum nostrum scopum inten-
ti, & hanc nostram prudentiam indies divinis oracu-
lis acuere debemus. Descende ergo o anima mea ad
inferos, non ut igni te immisceas, sed ut edaces ignis
flammas devites.

Der Verdamten Ort und Qwaal wil ich dir
von ferne zeigen
) Der Ort/ wo die Verdamten
ewig bleiben sollen/ wird in der Schrifft gemeiniglich
genant die Hölle/ Luc. 16. v. 23. Stehet vom reichen
Mann/ als er nun in der Hölle und in der Qwaal war.
Apoc. 1. v. 18. heisset es/ Jch habe die Schlüssel der Höl-
le und des Todes und cap. 6. v. 8. Jch sahe ein fahl
Pferd/ und der drauf saß hieß Tod/ und die Hölle folget
ihm nach. Jm Hebraischen heisset dieser Ort der Ver-
damten/ Seol/ und bedeutet eine grosse Grufft/ Grube
und finsteren Ort: Jn welcher Meinung es auch wird

ge-
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtades.
Wer oft hier bei Lebens-Jahren
Wird hin in die Hoͤlle fahren
Und die Hoͤllen-Gluth beſehen/
So wird es gewiß geſchehen/
Wann das Leben ihm benommen/
Wird er nicht zur Hoͤlle kommen.

Kein Menſch wird leugnen/ nach dem hoͤchſten
Gute/
nach der hoͤchſten Ehre muß man ſich aufs
hoͤchſte
bemuͤhen/ auch auf allerlei Art: Fuͤr der aͤuſſer-
ſten
Schande/ Straffe und Beſchimpfung/ fuͤr dem
aͤuſſerſten Schaden muß man ſich aufs aͤuſſerſte huͤ-
ten/ auch auf allerlei Art: Was nennen wir nun/ und
was koͤnnen wir nun nennen/ den hoͤchſten Gewinn/
und den aͤuſſerſten Verluſt/ als die uns allen kuͤnftige
Seligkeit und Unſeligkeit? Unſer eintziges und ein-
tzig-nutzliches Ziel iſt/ wird ſeyn/ ſol ſeyn und muß ſeyn die
Ewigkeit/ dieſelbe recht zu faſſen/ muͤſſen wir alle unſe-
re Kuͤnſte billig anwenden: Simus ergo in ſolam æter-
nitatem, tanquam in unicum noſtrum ſcopum inten-
ti, & hanc noſtram prudentiam indies divinis oracu-
lis acuere debemus. Deſcende ergo ô anima mea ad
inferos, non ut igni te immiſceas, ſed ut edaces ignis
flammas devites.

Der Verdamten Ort und Qwaal wil ich dir
von ferne zeigen
) Der Ort/ wo die Verdamten
ewig bleiben ſollen/ wird in der Schrifft gemeiniglich
genant die Hoͤlle/ Luc. 16. v. 23. Stehet vom reichen
Mann/ als er nun in der Hoͤlle und in der Qwaal war.
Apoc. 1. v. 18. heiſſet es/ Jch habe die Schluͤſſel der Hoͤl-
le und des Todes und cap. 6. v. 8. Jch ſahe ein fahl
Pferd/ und der drauf ſaß hieß Tod/ und die Hoͤlle folget
ihm nach. Jm Hebraiſchen heiſſet dieſer Ort der Ver-
damten/ Seol/ und bedeutet eine groſſe Grufft/ Grube
und finſteren Ort: Jn welcher Meinung es auch wird

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[11/0079] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtades. Wer oft hier bei Lebens-Jahren Wird hin in die Hoͤlle fahren Und die Hoͤllen-Gluth beſehen/ So wird es gewiß geſchehen/ Wann das Leben ihm benommen/ Wird er nicht zur Hoͤlle kommen. Kein Menſch wird leugnen/ nach dem hoͤchſten Gute/ nach der hoͤchſten Ehre muß man ſich aufs hoͤchſte bemuͤhen/ auch auf allerlei Art: Fuͤr der aͤuſſer- ſten Schande/ Straffe und Beſchimpfung/ fuͤr dem aͤuſſerſten Schaden muß man ſich aufs aͤuſſerſte huͤ- ten/ auch auf allerlei Art: Was nennen wir nun/ und was koͤnnen wir nun nennen/ den hoͤchſten Gewinn/ und den aͤuſſerſten Verluſt/ als die uns allen kuͤnftige Seligkeit und Unſeligkeit? Unſer eintziges und ein- tzig-nutzliches Ziel iſt/ wird ſeyn/ ſol ſeyn und muß ſeyn die Ewigkeit/ dieſelbe recht zu faſſen/ muͤſſen wir alle unſe- re Kuͤnſte billig anwenden: Simus ergo in ſolam æter- nitatem, tanquam in unicum noſtrum ſcopum inten- ti, & hanc noſtram prudentiam indies divinis oracu- lis acuere debemus. Deſcende ergo ô anima mea ad inferos, non ut igni te immiſceas, ſed ut edaces ignis flammas devites. Der Verdamten Ort und Qwaal wil ich dir von ferne zeigen) Der Ort/ wo die Verdamten ewig bleiben ſollen/ wird in der Schrifft gemeiniglich genant die Hoͤlle/ Luc. 16. v. 23. Stehet vom reichen Mann/ als er nun in der Hoͤlle und in der Qwaal war. Apoc. 1. v. 18. heiſſet es/ Jch habe die Schluͤſſel der Hoͤl- le und des Todes und cap. 6. v. 8. Jch ſahe ein fahl Pferd/ und der drauf ſaß hieß Tod/ und die Hoͤlle folget ihm nach. Jm Hebraiſchen heiſſet dieſer Ort der Ver- damten/ Seol/ und bedeutet eine groſſe Grufft/ Grube und finſteren Ort: Jn welcher Meinung es auch wird ge-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/79>, abgerufen am 16.04.2024.