Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

wer der blutdürstige Neger war, der an meiner Schwelle stand, so würde ich ihm wahrlich eine einzige Kugel in den Kopf geschossen haben, an der er für immer genug gehabt hätte!" Peter sah den Fremden mit triumphierender Miene an. Es war seine einzige Geschichte und er hatte sie schon zwanzigmal am Lagerfeuer erzählt, sobald irgend Einer da war, der sie noch nicht kannte. Wenn er an diese Stelle gekommen war, hatte sich stets teilnehmendes und zustimmendes Gemurmel vernehmen lassen. Heute blieb Alles still. Die großen dunklen Augen des Fremdlings blickten ins Feuer; es schien beinah, als habe er nichts gehört.

"Ich hätte mir nicht so viel daraus gemacht," fuhr Peter nach einer Pause fort, "obgleich es Keinem angenehm ist, wenn ihm seine Frau weggenommen wird, - aber sie erwartete in ein paar Monaten ein Kleines und die jüngere auch! Die Kinder sind gewiß nicht lebendig zur Welt gekommen; denn diese schwarzen Weiber haben gar kein Herz und sie machen sich kein Gewissen daraus, wenn's sich um das Kind eines Weißen handelt. Nein, Herz haben sie nicht; sie kehren lieber zu dem Schwarzen zurück; wenn man sie auch noch so gut behandelt hat. Es glückt allenfalls, wenn man sie nimmt, so lange sie noch ganz jung sind und sie von ihrem eigenen Volk fern hält; aber wenn solch schwarzes Weib schon einen

wer der blutdürstige Neger war, der an meiner Schwelle stand, so würde ich ihm wahrlich eine einzige Kugel in den Kopf geschossen haben, an der er für immer genug gehabt hätte!“ Peter sah den Fremden mit triumphierender Miene an. Es war seine einzige Geschichte und er hatte sie schon zwanzigmal am Lagerfeuer erzählt, sobald irgend Einer da war, der sie noch nicht kannte. Wenn er an diese Stelle gekommen war, hatte sich stets teilnehmendes und zustimmendes Gemurmel vernehmen lassen. Heute blieb Alles still. Die großen dunklen Augen des Fremdlings blickten ins Feuer; es schien beinah, als habe er nichts gehört.

„Ich hätte mir nicht so viel daraus gemacht,“ fuhr Peter nach einer Pause fort, „obgleich es Keinem angenehm ist, wenn ihm seine Frau weggenommen wird, – aber sie erwartete in ein paar Monaten ein Kleines und die jüngere auch! Die Kinder sind gewiß nicht lebendig zur Welt gekommen; denn diese schwarzen Weiber haben gar kein Herz und sie machen sich kein Gewissen daraus, wenn’s sich um das Kind eines Weißen handelt. Nein, Herz haben sie nicht; sie kehren lieber zu dem Schwarzen zurück; wenn man sie auch noch so gut behandelt hat. Es glückt allenfalls, wenn man sie nimmt, so lange sie noch ganz jung sind und sie von ihrem eigenen Volk fern hält; aber wenn solch schwarzes Weib schon einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="31"/>
wer der blutdürstige Neger war, der an meiner Schwelle stand, so würde ich ihm wahrlich eine einzige Kugel in den Kopf geschossen haben, an der er für immer genug gehabt hätte!&#x201C; Peter sah den Fremden mit triumphierender Miene an. Es war seine einzige Geschichte und er hatte sie schon zwanzigmal am Lagerfeuer erzählt, sobald irgend Einer da war, der sie noch nicht kannte. Wenn er an diese Stelle gekommen war, hatte sich stets teilnehmendes und zustimmendes Gemurmel vernehmen lassen. Heute blieb Alles still. Die großen dunklen Augen des Fremdlings blickten ins Feuer; es schien beinah, als habe er nichts gehört.</p>
        <p>&#x201E;Ich hätte mir nicht so viel daraus gemacht,&#x201C; fuhr Peter nach einer Pause fort, &#x201E;obgleich es Keinem angenehm ist, wenn ihm seine Frau weggenommen wird, &#x2013; aber sie erwartete in ein paar Monaten ein Kleines und die jüngere auch! Die Kinder sind gewiß nicht lebendig zur Welt gekommen; denn diese schwarzen Weiber haben gar kein Herz und sie machen sich kein Gewissen daraus, wenn&#x2019;s sich um das Kind eines Weißen handelt. Nein, Herz haben sie nicht; sie kehren lieber zu dem Schwarzen zurück; wenn man sie auch noch so gut behandelt hat. Es glückt allenfalls, wenn man sie nimmt, so lange sie noch ganz jung sind und sie von ihrem eigenen Volk fern hält; aber wenn solch schwarzes Weib schon einen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0031] wer der blutdürstige Neger war, der an meiner Schwelle stand, so würde ich ihm wahrlich eine einzige Kugel in den Kopf geschossen haben, an der er für immer genug gehabt hätte!“ Peter sah den Fremden mit triumphierender Miene an. Es war seine einzige Geschichte und er hatte sie schon zwanzigmal am Lagerfeuer erzählt, sobald irgend Einer da war, der sie noch nicht kannte. Wenn er an diese Stelle gekommen war, hatte sich stets teilnehmendes und zustimmendes Gemurmel vernehmen lassen. Heute blieb Alles still. Die großen dunklen Augen des Fremdlings blickten ins Feuer; es schien beinah, als habe er nichts gehört. „Ich hätte mir nicht so viel daraus gemacht,“ fuhr Peter nach einer Pause fort, „obgleich es Keinem angenehm ist, wenn ihm seine Frau weggenommen wird, – aber sie erwartete in ein paar Monaten ein Kleines und die jüngere auch! Die Kinder sind gewiß nicht lebendig zur Welt gekommen; denn diese schwarzen Weiber haben gar kein Herz und sie machen sich kein Gewissen daraus, wenn’s sich um das Kind eines Weißen handelt. Nein, Herz haben sie nicht; sie kehren lieber zu dem Schwarzen zurück; wenn man sie auch noch so gut behandelt hat. Es glückt allenfalls, wenn man sie nimmt, so lange sie noch ganz jung sind und sie von ihrem eigenen Volk fern hält; aber wenn solch schwarzes Weib schon einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T10:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T10:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T10:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/31
Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/31>, abgerufen am 16.04.2024.