Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Kapitel.

Die Nacht schlief der Oberst schlecht. Er ärgerte sich im voraus über den neuen Oberlieutenant. "Hm! hm! Wird ganz seiner Mutter nachgeraten sein," murmelte er vor sich hin, "bei der fing es auch immer mit Gutmütigkeit an!"

Trotz der freundlichen Dinge, die Bärenburg und der Rittmeister Gerhart über ihn geäußert hatten, brachte der Oberst dem neuen Offizier ein großes Mißtrauen entgegen. Seine feindseligen Gefühle wuchsen von einer Viertelstunde zur andern und hatten sich bereits zu einer Art Haß gesteigert, als am nächsten Tag gegen zwölf Uhr der Diener meldete: "Der Herr Graf Swoyschin!"

"Ich lasse bitten!"

Die Thür öffnete sich - der junge Mann trat ein. Der Oberst fuhr zusammen - er machte eine krampfhafte Anstrengung, um seinen entfliehenden Mißmut festzuhalten - aber vergebens. Der Anblick

Zweites Kapitel.

Die Nacht schlief der Oberst schlecht. Er ärgerte sich im voraus über den neuen Oberlieutenant. „Hm! hm! Wird ganz seiner Mutter nachgeraten sein,“ murmelte er vor sich hin, „bei der fing es auch immer mit Gutmütigkeit an!“

Trotz der freundlichen Dinge, die Bärenburg und der Rittmeister Gerhart über ihn geäußert hatten, brachte der Oberst dem neuen Offizier ein großes Mißtrauen entgegen. Seine feindseligen Gefühle wuchsen von einer Viertelstunde zur andern und hatten sich bereits zu einer Art Haß gesteigert, als am nächsten Tag gegen zwölf Uhr der Diener meldete: „Der Herr Graf Swoyschin!“

„Ich lasse bitten!“

Die Thür öffnete sich – der junge Mann trat ein. Der Oberst fuhr zusammen – er machte eine krampfhafte Anstrengung, um seinen entfliehenden Mißmut festzuhalten – aber vergebens. Der Anblick

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0017" n="16"/>
      <div n="1">
        <head>Zweites Kapitel.</head>
        <p>Die Nacht schlief der Oberst schlecht. Er ärgerte sich im voraus über den neuen Oberlieutenant. &#x201E;Hm! hm! Wird ganz seiner Mutter nachgeraten sein,&#x201C; murmelte er vor sich hin, &#x201E;bei der fing es auch immer mit Gutmütigkeit an!&#x201C;</p>
        <p>Trotz der freundlichen Dinge, die Bärenburg und der Rittmeister Gerhart über ihn geäußert hatten, brachte der Oberst dem neuen Offizier ein großes Mißtrauen entgegen. Seine feindseligen Gefühle wuchsen von einer Viertelstunde zur andern und hatten sich bereits zu einer Art Haß gesteigert, als am nächsten Tag gegen zwölf Uhr der Diener meldete: &#x201E;Der Herr Graf Swoyschin!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich lasse bitten!&#x201C;</p>
        <p>Die Thür öffnete sich &#x2013; der junge Mann trat ein. Der Oberst fuhr zusammen &#x2013; er machte eine krampfhafte Anstrengung, um seinen entfliehenden Mißmut festzuhalten &#x2013; aber vergebens. Der Anblick
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0017] Zweites Kapitel. Die Nacht schlief der Oberst schlecht. Er ärgerte sich im voraus über den neuen Oberlieutenant. „Hm! hm! Wird ganz seiner Mutter nachgeraten sein,“ murmelte er vor sich hin, „bei der fing es auch immer mit Gutmütigkeit an!“ Trotz der freundlichen Dinge, die Bärenburg und der Rittmeister Gerhart über ihn geäußert hatten, brachte der Oberst dem neuen Offizier ein großes Mißtrauen entgegen. Seine feindseligen Gefühle wuchsen von einer Viertelstunde zur andern und hatten sich bereits zu einer Art Haß gesteigert, als am nächsten Tag gegen zwölf Uhr der Diener meldete: „Der Herr Graf Swoyschin!“ „Ich lasse bitten!“ Die Thür öffnete sich – der junge Mann trat ein. Der Oberst fuhr zusammen – er machte eine krampfhafte Anstrengung, um seinen entfliehenden Mißmut festzuhalten – aber vergebens. Der Anblick

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/17
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/17>, abgerufen am 19.04.2024.