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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft.
schaft ermöglicht, ist der Preis des Produktes. Je höher derselbe,
desto grösser ist auch der Erlös, und desto beträchtlicher kann der
Produktionsaufwand sein. Letzterer wird zwar durch den Übergang
zu einer intensiven Wirtschaft vermehrt, jedoch, natürlich innerhalb be-
stimmter Grenzen, nicht so beträchtlich, dass er den Mehrerlös infolge
der gleichfalls gestiegenen Produktion ganz absorbiert. 1)

Der Wert der Produkte am Erzeugungsort hängt ab einerseits von
den am Consumtionsort gezahlten Preisen und andererseits von den
Transportkosten.

Erstere zeigen eine doppelte Bewegung:

Zunächst lassen sich Schwankungen beobachten, welche innerhalb
kurzer Perioden verlaufen und durch die Handelskonjunkturen
bedingt sind.

Diese ändern sich viel zu rasch, als dass sie auf ein so konser-
vatives, mit langen Zeiträumen rechnendes Gewerbe wie die Forstwirt-
schaft einen bedeutenden Einfluss üben können.

Weiter findet aber auch eine Preisbewegung der Güter im Lauf
der Zeit, unabhängig von den Marktkonjunkturen statt. Laspeyres
hat nachgewiesen, dass jene Güter, bei deren Produktion der Faktor
Natur eine bedeutende Rolle spielt, die Tendenz haben, stetig im Preise
zu steigen, während jene Güter, bei deren Produktion Arbeit und
Kapital vorwiegend beteiligt sind, im Preis sinken.

Da bei der Forstwirtschaft der Produktionsfaktor Natur, wie oben
S. 17 ausgeführt, eine so bedeutende Rolle spielt, so lässt sich für das
Holz im Laufe der Zeit eine stetige Preissteigerung erwarten, eine An-
nahme, welche auch durch die Erfahrung bestätigt wird. So hat z. B.
Lehr in seinen Beiträgen zur Statistik der Preise (S. 118) für die
preussischen Staatswaldungen während der Zeitperiode 1830 -- 1879 eine
jährliche Steigerung der Holzpreise um 1,36 % berechnet.

Für die Wirtschaft sind aber nicht die Preise am Consumtionsort,
sondern jene am Produktionsort massgebend, welche unter normalen
Verhältnissen um den Betrag der Kosten des Transportes und der son-
stigen hiermit zusammenhängenden Spesen geringer sind. Bei einem
so voluminösen und dabei gleichzeitig relativ so wenig wertvollen Produkt
wie das Holz, kommen die Transportkosten sehr in Betracht, die Preis-

1) Über das Verhältnis der Zunahme von Einnahme, Ausgabe und Reinertrag
mit dem Steigen der Wirtschaftsintensität geben die Ziffern der galizischen Staats-
waldungen interessante Anhaltspunkte, da sich hier diese Veränderung in der
neuesten Zeit vollzogen hat.
[Tabelle]

I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft.
schaft ermöglicht, ist der Preis des Produktes. Je höher derselbe,
desto gröſser ist auch der Erlös, und desto beträchtlicher kann der
Produktionsaufwand sein. Letzterer wird zwar durch den Übergang
zu einer intensiven Wirtschaft vermehrt, jedoch, natürlich innerhalb be-
stimmter Grenzen, nicht so beträchtlich, daſs er den Mehrerlös infolge
der gleichfalls gestiegenen Produktion ganz absorbiert. 1)

Der Wert der Produkte am Erzeugungsort hängt ab einerseits von
den am Consumtionsort gezahlten Preisen und andererseits von den
Transportkosten.

Erstere zeigen eine doppelte Bewegung:

Zunächst lassen sich Schwankungen beobachten, welche innerhalb
kurzer Perioden verlaufen und durch die Handelskonjunkturen
bedingt sind.

Diese ändern sich viel zu rasch, als daſs sie auf ein so konser-
vatives, mit langen Zeiträumen rechnendes Gewerbe wie die Forstwirt-
schaft einen bedeutenden Einfluſs üben können.

Weiter findet aber auch eine Preisbewegung der Güter im Lauf
der Zeit, unabhängig von den Marktkonjunkturen statt. Laspeyres
hat nachgewiesen, daſs jene Güter, bei deren Produktion der Faktor
Natur eine bedeutende Rolle spielt, die Tendenz haben, stetig im Preise
zu steigen, während jene Güter, bei deren Produktion Arbeit und
Kapital vorwiegend beteiligt sind, im Preis sinken.

Da bei der Forstwirtschaft der Produktionsfaktor Natur, wie oben
S. 17 ausgeführt, eine so bedeutende Rolle spielt, so läſst sich für das
Holz im Laufe der Zeit eine stetige Preissteigerung erwarten, eine An-
nahme, welche auch durch die Erfahrung bestätigt wird. So hat z. B.
Lehr in seinen Beiträgen zur Statistik der Preise (S. 118) für die
preuſsischen Staatswaldungen während der Zeitperiode 1830 — 1879 eine
jährliche Steigerung der Holzpreise um 1,36 % berechnet.

Für die Wirtschaft sind aber nicht die Preise am Consumtionsort,
sondern jene am Produktionsort maſsgebend, welche unter normalen
Verhältnissen um den Betrag der Kosten des Transportes und der son-
stigen hiermit zusammenhängenden Spesen geringer sind. Bei einem
so voluminösen und dabei gleichzeitig relativ so wenig wertvollen Produkt
wie das Holz, kommen die Transportkosten sehr in Betracht, die Preis-

1) Über das Verhältnis der Zunahme von Einnahme, Ausgabe und Reinertrag
mit dem Steigen der Wirtschaftsintensität geben die Ziffern der galizischen Staats-
waldungen interessante Anhaltspunkte, da sich hier diese Veränderung in der
neuesten Zeit vollzogen hat.
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[27/0045] I. Abschnitt. Produktionsverhältnisse der Forstwirtschaft. schaft ermöglicht, ist der Preis des Produktes. Je höher derselbe, desto gröſser ist auch der Erlös, und desto beträchtlicher kann der Produktionsaufwand sein. Letzterer wird zwar durch den Übergang zu einer intensiven Wirtschaft vermehrt, jedoch, natürlich innerhalb be- stimmter Grenzen, nicht so beträchtlich, daſs er den Mehrerlös infolge der gleichfalls gestiegenen Produktion ganz absorbiert. 1) Der Wert der Produkte am Erzeugungsort hängt ab einerseits von den am Consumtionsort gezahlten Preisen und andererseits von den Transportkosten. Erstere zeigen eine doppelte Bewegung: Zunächst lassen sich Schwankungen beobachten, welche innerhalb kurzer Perioden verlaufen und durch die Handelskonjunkturen bedingt sind. Diese ändern sich viel zu rasch, als daſs sie auf ein so konser- vatives, mit langen Zeiträumen rechnendes Gewerbe wie die Forstwirt- schaft einen bedeutenden Einfluſs üben können. Weiter findet aber auch eine Preisbewegung der Güter im Lauf der Zeit, unabhängig von den Marktkonjunkturen statt. Laspeyres hat nachgewiesen, daſs jene Güter, bei deren Produktion der Faktor Natur eine bedeutende Rolle spielt, die Tendenz haben, stetig im Preise zu steigen, während jene Güter, bei deren Produktion Arbeit und Kapital vorwiegend beteiligt sind, im Preis sinken. Da bei der Forstwirtschaft der Produktionsfaktor Natur, wie oben S. 17 ausgeführt, eine so bedeutende Rolle spielt, so läſst sich für das Holz im Laufe der Zeit eine stetige Preissteigerung erwarten, eine An- nahme, welche auch durch die Erfahrung bestätigt wird. So hat z. B. Lehr in seinen Beiträgen zur Statistik der Preise (S. 118) für die preuſsischen Staatswaldungen während der Zeitperiode 1830 — 1879 eine jährliche Steigerung der Holzpreise um 1,36 % berechnet. Für die Wirtschaft sind aber nicht die Preise am Consumtionsort, sondern jene am Produktionsort maſsgebend, welche unter normalen Verhältnissen um den Betrag der Kosten des Transportes und der son- stigen hiermit zusammenhängenden Spesen geringer sind. Bei einem so voluminösen und dabei gleichzeitig relativ so wenig wertvollen Produkt wie das Holz, kommen die Transportkosten sehr in Betracht, die Preis- 1) Über das Verhältnis der Zunahme von Einnahme, Ausgabe und Reinertrag mit dem Steigen der Wirtschaftsintensität geben die Ziffern der galizischen Staats- waldungen interessante Anhaltspunkte, da sich hier diese Veränderung in der neuesten Zeit vollzogen hat.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/45>, abgerufen am 29.03.2024.