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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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los verzehren kann. Ich habe sie selbst auf dem
Flusse gekauft und halb mit gefischt. Ich fuhr nehm¬
lich heute nach Mittage mit meinem Franzosen über
den Hafen den Anapus hinauf, um das Papier zu su¬
chen. Das Papier fand ich auf der Cyane links bald
in einer solchen Menge, dass wir das Boot kaum
durcharbeiten konnten: aber die schöne Quelle konnte
ich nicht erreichen. Es war zu spät; wir mussten
fürchten verschlossen zu werden und kehrten zurück.
Das ärgerte mich etwas; ich hätte früher fahren müs¬
sen. Das Wasser ging hoch und wir kamen noch
eben wieder zum Schlusse an. Hier am Hafen woll¬
ten einige Köche der hiesigen Schmecker mir durch¬
aus meine Beute abhandeln und boten gewaltig viel
für meine Aale, machten auch Anstalt sich derselben
zu bemächtigen, als ob das so Regel wäre: ich hielt
aber den Fang fest und sagte bestimmt, ich wollte
hier in Syrakus meine Aale aus dem Anapus selbst
essen, und ich würde sie weder dem Bischof, noch
dem Statthalter, noch dem König selbst geben, wenn
er sie nicht durch Grenadiere nehmen liesse. Die
Leute beguckten mich und liessen mich abziehen. Ue¬
ber das Papier selbst und des Landolina Art es zu zu¬
bereiten habe ich nichts hinzu zu fügen; ob ich gleich
glaube in den bisherigen Beschreibungen der Pflanze,
zwar keine Unrichtigkeiten, aber doch einige Unvoll¬
ständigkeit entdeckt zu haben. Die Sache ist aber
zu unwichtig. Unser schlechtes Lumpenpapier ist im¬
mer noch besser als das beste Papier, das ich von der
Pflanze vom Nil und aus Sicilien gesehen habe. Wir
können nun das Sumpfgewächs und den Kommentar

los verzehren kann. Ich habe sie selbst auf dem
Flusse gekauft und halb mit gefischt. Ich fuhr nehm¬
lich heute nach Mittage mit meinem Franzosen über
den Hafen den Anapus hinauf, um das Papier zu su¬
chen. Das Papier fand ich auf der Cyane links bald
in einer solchen Menge, daſs wir das Boot kaum
durcharbeiten konnten: aber die schöne Quelle konnte
ich nicht erreichen. Es war zu spät; wir muſsten
fürchten verschlossen zu werden und kehrten zurück.
Das ärgerte mich etwas; ich hätte früher fahren müs¬
sen. Das Wasser ging hoch und wir kamen noch
eben wieder zum Schlusse an. Hier am Hafen woll¬
ten einige Köche der hiesigen Schmecker mir durch¬
aus meine Beute abhandeln und boten gewaltig viel
für meine Aale, machten auch Anstalt sich derselben
zu bemächtigen, als ob das so Regel wäre: ich hielt
aber den Fang fest und sagte bestimmt, ich wollte
hier in Syrakus meine Aale aus dem Anapus selbst
essen, und ich würde sie weder dem Bischof, noch
dem Statthalter, noch dem König selbst geben, wenn
er sie nicht durch Grenadiere nehmen lieſse. Die
Leute beguckten mich und lieſsen mich abziehen. Ue¬
ber das Papier selbst und des Landolina Art es zu zu¬
bereiten habe ich nichts hinzu zu fügen; ob ich gleich
glaube in den bisherigen Beschreibungen der Pflanze,
zwar keine Unrichtigkeiten, aber doch einige Unvoll¬
ständigkeit entdeckt zu haben. Die Sache ist aber
zu unwichtig. Unser schlechtes Lumpenpapier ist im¬
mer noch besser als das beste Papier, das ich von der
Pflanze vom Nil und aus Sicilien gesehen habe. Wir
können nun das Sumpfgewächs und den Kommentar

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[259/0285] los verzehren kann. Ich habe sie selbst auf dem Flusse gekauft und halb mit gefischt. Ich fuhr nehm¬ lich heute nach Mittage mit meinem Franzosen über den Hafen den Anapus hinauf, um das Papier zu su¬ chen. Das Papier fand ich auf der Cyane links bald in einer solchen Menge, daſs wir das Boot kaum durcharbeiten konnten: aber die schöne Quelle konnte ich nicht erreichen. Es war zu spät; wir muſsten fürchten verschlossen zu werden und kehrten zurück. Das ärgerte mich etwas; ich hätte früher fahren müs¬ sen. Das Wasser ging hoch und wir kamen noch eben wieder zum Schlusse an. Hier am Hafen woll¬ ten einige Köche der hiesigen Schmecker mir durch¬ aus meine Beute abhandeln und boten gewaltig viel für meine Aale, machten auch Anstalt sich derselben zu bemächtigen, als ob das so Regel wäre: ich hielt aber den Fang fest und sagte bestimmt, ich wollte hier in Syrakus meine Aale aus dem Anapus selbst essen, und ich würde sie weder dem Bischof, noch dem Statthalter, noch dem König selbst geben, wenn er sie nicht durch Grenadiere nehmen lieſse. Die Leute beguckten mich und lieſsen mich abziehen. Ue¬ ber das Papier selbst und des Landolina Art es zu zu¬ bereiten habe ich nichts hinzu zu fügen; ob ich gleich glaube in den bisherigen Beschreibungen der Pflanze, zwar keine Unrichtigkeiten, aber doch einige Unvoll¬ ständigkeit entdeckt zu haben. Die Sache ist aber zu unwichtig. Unser schlechtes Lumpenpapier ist im¬ mer noch besser als das beste Papier, das ich von der Pflanze vom Nil und aus Sicilien gesehen habe. Wir können nun das Sumpfgewächs und den Kommentar

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/285>, abgerufen am 29.03.2024.