Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Familie: Cyprinoidei.
Darme, hinter der Leber mit ihrer Gallenblase und der Milz gelegenen Ovarien
bilden einen gemeinschaftlichen Sack ohne Scheidewand, der oben einen
schwachen herzförmigen Einschnitt besitzt. Nur die vordere Wand dieses
Sackes trägt auf der inneren Fläche ein Stroma zur Entwicklung der Eier, die
hintere Wand ist sehr dünnhäutig und wie das Peritonäum mit vielem
schwarzen Pigmente besetzt. Die reifen, von dem Eierstock-Stroma losge-
trennten gelben Eier sind von ovaler Gestalt und haben einen Längsdurch-
messer von 11/2 Linie und einen Querdurchmesser von 1 Linie. Die Legeröhre
erscheint während der Brunstzeit gegen die Mitte hin am intensivsten orangen-
gelb gefärbt, über die Mitte hinaus erscheint sie schmutzig roth, und an der
Spitze sowie an der Basis fast ganz farblos. Dieses Organ enthält in seiner Basis
deutliche Blutgefässe und Nerven, ist reizbar und bringt Reflexbewegungen
hervor, an matten Fischchen konnte ich durch einen Stich in die Legeröhre
Muskelzuckungen hervorrufen. Da die herzförmige Harnblase, wie ich mich
ganz bestimmt überzeugte, in die Basis der Legeröhre einmündet, so verdient
dieses Organ mit Recht den Namen "Urogenital-Canal".

VIII. Gattung: Abramis (nach Cuvier).

Gattungscharakter: Fünf Schlundzähne jederseits in einfacher
Reihe mit seitlich zusammengedrückten und schräg abge-
schliffenen Kronen, ihre schmalen Kauflächen mit einer
Furche und vor ihrer Spitze mit einem Kerb; Rückenflosse
von oben nach hinten in einem sehr spitzen Winkel steil ab-
gestutzt, ihre Basis kurz; die Afterflosse mit langer Basis;
die Schwanzflosse tief gabelförmig ausgeschnitten, die
untere Spitze derselben länger als die obere; die Beschup-
pung bildet auf dem Vorderrücken einen Scheitel, indem
die Mittellinie des ganzen Vorderrückens, vom Hinterkopfe
bis zum Anfange der Rückenflosse als eine schuppenlose
Längsfurche erscheint, welche jederseits von einer Reihe
kleiner Schuppen eingefasst ist. Der Bauch bildet von der
Basis der Bauchflossen bis zur Aftergrube eine scharfe
Kante, zwischen welcher eine schuppenlose Furche verbor-
gen liegt.


Familie: Cyprinoidei.
Darme, hinter der Leber mit ihrer Gallenblase und der Milz gelegenen Ovarien
bilden einen gemeinschaftlichen Sack ohne Scheidewand, der oben einen
schwachen herzförmigen Einschnitt besitzt. Nur die vordere Wand dieses
Sackes trägt auf der inneren Fläche ein Stroma zur Entwicklung der Eier, die
hintere Wand ist sehr dünnhäutig und wie das Peritonäum mit vielem
schwarzen Pigmente besetzt. Die reifen, von dem Eierstock-Stroma losge-
trennten gelben Eier sind von ovaler Gestalt und haben einen Längsdurch-
messer von 1½ Linie und einen Querdurchmesser von 1 Linie. Die Legeröhre
erscheint während der Brunstzeit gegen die Mitte hin am intensivsten orangen-
gelb gefärbt, über die Mitte hinaus erscheint sie schmutzig roth, und an der
Spitze sowie an der Basis fast ganz farblos. Dieses Organ enthält in seiner Basis
deutliche Blutgefässe und Nerven, ist reizbar und bringt Reflexbewegungen
hervor, an matten Fischchen konnte ich durch einen Stich in die Legeröhre
Muskelzuckungen hervorrufen. Da die herzförmige Harnblase, wie ich mich
ganz bestimmt überzeugte, in die Basis der Legeröhre einmündet, so verdient
dieses Organ mit Recht den Namen »Urogenital-Canal«.

VIII. Gattung: Abramis (nach Cuvier).

Gattungscharakter: Fünf Schlundzähne jederseits in einfacher
Reihe mit seitlich zusammengedrückten und schräg abge-
schliffenen Kronen, ihre schmalen Kauflächen mit einer
Furche und vor ihrer Spitze mit einem Kerb; Rückenflosse
von oben nach hinten in einem sehr spitzen Winkel steil ab-
gestutzt, ihre Basis kurz; die Afterflosse mit langer Basis;
die Schwanzflosse tief gabelförmig ausgeschnitten, die
untere Spitze derselben länger als die obere; die Beschup-
pung bildet auf dem Vorderrücken einen Scheitel, indem
die Mittellinie des ganzen Vorderrückens, vom Hinterkopfe
bis zum Anfange der Rückenflosse als eine schuppenlose
Längsfurche erscheint, welche jederseits von einer Reihe
kleiner Schuppen eingefasst ist. Der Bauch bildet von der
Basis der Bauchflossen bis zur Aftergrube eine scharfe
Kante, zwischen welcher eine schuppenlose Furche verbor-
gen liegt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0133" n="120"/><fw place="top" type="header">Familie: Cyprinoidei.</fw><lb/>
Darme, hinter der Leber mit ihrer Gallenblase und der Milz gelegenen Ovarien<lb/>
bilden einen gemeinschaftlichen Sack ohne Scheidewand, der oben einen<lb/>
schwachen herzförmigen Einschnitt besitzt. Nur die vordere Wand dieses<lb/>
Sackes trägt auf der inneren Fläche ein Stroma zur Entwicklung der Eier, die<lb/>
hintere Wand ist sehr dünnhäutig und wie das Peritonäum mit vielem<lb/>
schwarzen Pigmente besetzt. Die reifen, von dem Eierstock-Stroma losge-<lb/>
trennten gelben Eier sind von ovaler Gestalt und haben einen Längsdurch-<lb/>
messer von 1½ Linie und einen Querdurchmesser von 1 Linie. Die Legeröhre<lb/>
erscheint während der Brunstzeit gegen die Mitte hin am intensivsten orangen-<lb/>
gelb gefärbt, über die Mitte hinaus erscheint sie schmutzig roth, und an der<lb/>
Spitze sowie an der Basis fast ganz farblos. Dieses Organ enthält in seiner Basis<lb/>
deutliche Blutgefässe und Nerven, ist reizbar und bringt Reflexbewegungen<lb/>
hervor, an matten Fischchen konnte ich durch einen Stich in die Legeröhre<lb/>
Muskelzuckungen hervorrufen. Da die herzförmige Harnblase, wie ich mich<lb/>
ganz bestimmt überzeugte, in die Basis der Legeröhre einmündet, so verdient<lb/>
dieses Organ mit Recht den Namen »Urogenital-Canal«.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>VIII. Gattung: <hi rendition="#b">Abramis</hi> (nach <hi rendition="#k">Cuvier</hi>).</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#b">Gattungscharakter:</hi> <hi rendition="#g">Fünf Schlundzähne jederseits in einfacher<lb/>
Reihe mit seitlich zusammengedrückten und schräg abge-<lb/>
schliffenen Kronen, ihre schmalen Kauflächen mit einer<lb/>
Furche und vor ihrer Spitze mit einem Kerb; Rückenflosse<lb/>
von oben nach hinten in einem sehr spitzen Winkel steil ab-<lb/>
gestutzt, ihre Basis kurz; die Afterflosse mit langer Basis;<lb/>
die Schwanzflosse tief gabelförmig ausgeschnitten, die<lb/>
untere Spitze derselben länger als die obere; die Beschup-<lb/>
pung bildet auf dem Vorderrücken einen Scheitel, indem<lb/>
die Mittellinie des ganzen Vorderrückens, vom Hinterkopfe<lb/>
bis zum Anfange der Rückenflosse als eine schuppenlose<lb/>
Längsfurche erscheint, welche jederseits von einer Reihe<lb/>
kleiner Schuppen eingefasst ist. Der Bauch bildet von der<lb/>
Basis der Bauchflossen bis zur Aftergrube eine scharfe<lb/>
Kante, zwischen welcher eine schuppenlose Furche verbor-<lb/>
gen liegt.</hi> </p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0133] Familie: Cyprinoidei. Darme, hinter der Leber mit ihrer Gallenblase und der Milz gelegenen Ovarien bilden einen gemeinschaftlichen Sack ohne Scheidewand, der oben einen schwachen herzförmigen Einschnitt besitzt. Nur die vordere Wand dieses Sackes trägt auf der inneren Fläche ein Stroma zur Entwicklung der Eier, die hintere Wand ist sehr dünnhäutig und wie das Peritonäum mit vielem schwarzen Pigmente besetzt. Die reifen, von dem Eierstock-Stroma losge- trennten gelben Eier sind von ovaler Gestalt und haben einen Längsdurch- messer von 1½ Linie und einen Querdurchmesser von 1 Linie. Die Legeröhre erscheint während der Brunstzeit gegen die Mitte hin am intensivsten orangen- gelb gefärbt, über die Mitte hinaus erscheint sie schmutzig roth, und an der Spitze sowie an der Basis fast ganz farblos. Dieses Organ enthält in seiner Basis deutliche Blutgefässe und Nerven, ist reizbar und bringt Reflexbewegungen hervor, an matten Fischchen konnte ich durch einen Stich in die Legeröhre Muskelzuckungen hervorrufen. Da die herzförmige Harnblase, wie ich mich ganz bestimmt überzeugte, in die Basis der Legeröhre einmündet, so verdient dieses Organ mit Recht den Namen »Urogenital-Canal«. VIII. Gattung: Abramis (nach Cuvier). Gattungscharakter: Fünf Schlundzähne jederseits in einfacher Reihe mit seitlich zusammengedrückten und schräg abge- schliffenen Kronen, ihre schmalen Kauflächen mit einer Furche und vor ihrer Spitze mit einem Kerb; Rückenflosse von oben nach hinten in einem sehr spitzen Winkel steil ab- gestutzt, ihre Basis kurz; die Afterflosse mit langer Basis; die Schwanzflosse tief gabelförmig ausgeschnitten, die untere Spitze derselben länger als die obere; die Beschup- pung bildet auf dem Vorderrücken einen Scheitel, indem die Mittellinie des ganzen Vorderrückens, vom Hinterkopfe bis zum Anfange der Rückenflosse als eine schuppenlose Längsfurche erscheint, welche jederseits von einer Reihe kleiner Schuppen eingefasst ist. Der Bauch bildet von der Basis der Bauchflossen bis zur Aftergrube eine scharfe Kante, zwischen welcher eine schuppenlose Furche verbor- gen liegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/133
Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/133>, abgerufen am 19.04.2024.